Großer Festgottesdienst zum 425-jährigen Bestehen der Marianischen Männerkongregation Altötting (MC) mit rund 2000 Teilnehmern und Kardinal Reinhard Marx
Das MC-Frühjahrshauptfest fand heuer am 10. März zu einem besonderen Anlass statt: Vor 425 Jahren war die Glaubensgemeinschaft von den Jesuiten gegründet worden. Grund genug, um zurückzuschauen auf eine traditionsreiche Geschichte – aber noch viel mehr, um nach vorne zu blicken. Zumindest, wenn es nach dem Festprediger Kardinal Marx geht: „Ich glaube nicht an den Niedergang des Christentums“, sagte er angesichts vieler Kirchenaustritte und des in Studien prognostizierten schwindenden Glaubenslebens. Der Erzbischof von München und Freising fügte hinzu: „Ich glaube, dass vieles verschwindet, aber dass wir auch wieder neu aufbauen.“ Die Wahrheit des Glaubens so zu verkünden, dass die Menschen davon „angezogen, berührt“ werden, riet er den MC-Sodalen.
„Vielleicht werden wir eine kreative Minderheit, aber eine, die allen etwas zu sagen hat“, blickte Kardinal Marx nach vorne. Die MC mit ihren rund 9000 Sodalen in über 200 Ortsgruppen steht dabei immerhin zahlenmäßig auf einem soliden Fundament, was auch die vielen Teilnehmer beim Festgottesdienst in der St. Anna-Basilika zeigten; die über 50 Fahnenabordnungen; die 18 Sodalen, die sich im Rahmen des Festgottesdienstes neu haben aufnehmen lassen und auch die 37 Sodalen, die nach einjähriger Mitgliedschaft ihre Lebensweihe ablegten.
Kardinal Marx blickte in seiner Predigt zunächst auf die erste Lesung aus dem zweiten Buch der Chronik (2 Chr 36, 14−16.19−23) und damit auf den „Neuanfang unter Kyrus“ zurück – der persische König hatte im 6. Jh. v. Chr. die Rückkehr jüdischer Bevölkerungsteile aus dem babylonischen Exil ermöglicht. Zwar sei die Geschichte des Volkes Gottes ebenso wie die der Menschheit allgemein ein „Prozess nach vorne hin“, wie der Kardinal erläuterte. Dennoch lasse sich aus der Geschichte „durchaus lernen, wie Menschen unter bestimmten Bedingungen handeln“. Jene aus dem Alten Testament zitierte Geschichte zeige, dass auch neue Aufbrüche möglich sind: Die Juden damals hätten die „Erfahrungen aus der Krise“ mitgenommen und „neue Möglichkeiten über Gott zu sprechen“ entdeckt.
Eine Geschichte, die ebenso zeige, dass es eben nicht darauf ankomme, nur „die glorreichen Zeiten zu beschwören“. Vielmehr gehe es darum, „zu verstehen, dass Gott uns herausfordert“. Gerade in Krisenzeiten komme es darauf an, „neu zu fragen: was bedeutet Jesus Christus für mich?“ Kardinal Marx betonte: „Er ist das Zentrum!“
„Mariä Verkündigung ist für mich das zentrale Fest unseres Glaubens“, erklärte der Prediger. „Denn wir können Gott nicht auf die Erde ziehen, aber er kann sich zeigen – das ist das Geheimnis der Menschwerdung“. Der Kardinal betonte: „Das sagt keine andere Religion: Gott ist Mensch geworden!“ Eben „darauf müssen wir aufbauen“.
Feier 425 Jahre MC Altötting – Impressionen
Festgottesdienst – Lebensweihe – Neuaufnahme – Eucharistische Prozession – Statio vor der Gnadenkapelle – Stehempfang – Kardinal Reinhard Marx dirigiert die Altöttinger Musikkapelle
Fotos: Roswitha Dorfner
Kardinal Marx zitierte aus dem Tagesevangelium über das „Gespräch mit Nikodemus in Jerusalem“ (Joh 3, 14 – 21): „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht.“ Die Wahrheit „zu tun“ klinge seltsam, doch zeige dieses Wort die besondere Bedeutung des christlichen Glaubens auf: Dieser sei eben „keine Theorie“, sondern gründe auf den Glauben an eine konkrete Person, an Jesus Christus, er gründe auf Beziehung, auf Taten … Kardinal Marx rief die MC-Sodalen dazu auf, „hellwach“ zu sein und hinzuhören, „was Jesus uns sagen will“.
Als „Beitrag für die Erneuerung der Welt“ bezeichnete Kardinal Marx die Bereitschaft der Sodalen, wie die Gottesmutter Maria „Ja“ zu sagen und zu glauben. Denn das Schwinden des christlichen Glaubens habe Auswirkungen weit über die Kirche hinaus: „Es geht nicht nur um das Überleben der Kirche, sondern um das Überleben der Gesellschaft und der Demokratie“, betonte er. Denn das „Fundament auf dem wir stehen, ist der Glaube, dass wir alle die gleiche Würde haben“ – auch dies sei ein Glaube, einer, der seine Wurzeln in der biblisch-christlichen Überzeugung habe, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen worden sei. Auch deshalb hätten die deutschen Bischöfe vor kurzem auf ihrer Frühjahrsvollversammlung einstimmig eine Erklärung gegen Extremismus und Populismus und für die Wahrung der Menschenwürde abgegeben.
Ein Hinweis, den auch die Festredner im Anschluss an den Gottesdienst aufnahmen.
Dass der bayerischen Staatsregierung die Bedeutung des christlichen Glaubens immer wichtig gewesen sei, betonte Florian Herrmann (CSU), Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und bayrischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien. „Christentum und Bayern gehören zusammen“, betonte er. Für das Zusammenleben seien christliche Werte wie Menschenwürde und Nächstenliebe unabdingbar. Und dazu brauche es „Überzeugung und Bekenntnis – so wie es diese große Gemeinschaft der MC heute eindrucksvoll bekräftigt hat“. In einem langen historischen Rückblick würdigte er die Verdienste der MC.
Auch Altöttings Landrat Erwin Schneider beglückwünschte die MC zu ihrem Jubiläum und würdigte die Verdienste der Gemeinschaft. Schneider profitierte ganz offensichtlich auch von seinen eigenen Erfahrungen als langjähriger MC-Sodale und würdigte das Jubiläum auf seine ureigene, humorvolle Art: Ohne die Rüge des ehemaligen MC-Präses Pater Kosmas Wührer, der ihn damals aufgenommen hatte, würde er womöglich heute noch „ein g’schlampertes Kreuzzeichen“ machen; er sei halt in vielen Dingen sehr schnell in der Ausführung. Außerdem witzelte er, dass man in Altötting nur als Mitglied der MC politisch aufsteigen könne.
„Als älteste Laienvereinigung unserer Heimatstadt hat die MC über Jahrhunderte hinweg die Wallfahrtsgeschichte unserer Stadt maßgeblich mitgeprägt.”
Von einer „Geschichte lebendiger tiefer Frömmigkeit“ sprach Altöttings Bürgermeister Stephan Antwerpen und stellte fest: „Als älteste Laienvereinigung unserer Heimatstadt hat die MC über Jahrhunderte hinweg die Wallfahrtsgeschichte unserer Stadt maßgeblich mitgeprägt.“ Bis heute habe sie sich „eine große Lebendigkeit und Verantwortung um die Stärkung der Gemeinschaft und des Glaubens bewahrt“. Eine Krisenzeit nach Reformation und Glaubensspaltung habe die MC entstehen lassen – und auch durch die MC sei der Umbruch zu einem Aufbruch geworden, der die Hoffnung ebenso wie die Wallfahrt neu belebt habe. „Ich denke, dass auch heute der Glaube wieder an Bedeutung gewinnen muss“, betonte der Bürgermeister.
Am Festgottesdienst nahmen u.a. auch CSU-Generalsekretär Martin Huber, MdB Stephan Mayer, Altöttings Zweite Bürgermeisterin Christine Burghart und Stadträte teil. Außerdem beteiligten sich viele Vereine.
MC-Präfekt Stefan Burghart hatte vor den Festreden in kurzen einleitenden Worten darauf aufmerksam gemacht, dass Staatsminister Herrmann als Vorsitzender des Katholischen Männervereins Tuntenhausen ähnlich wie die MC-Sodalen öffentlich zu Glaube und Kirche stehe.
Vor allem aber erinnerte der MC-Präfekt an die enge Verbundenheit der Kapuziner zur MC – denn auch sie feiern heuer ein Jubiläum: seit 1874, also seit 150 Jahren, stellen sie den Präses und Vizepräses der Gemeinschaft. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betonte Burghart. Beim Festgottesdienst konzelebrierten daher nicht nur der MC-Präses Kapuzinerbruder Georg Greimel, sondern auch Bruder Helmut Rakowski, Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, und Kapuzinerbruder Marinus Parzinger, Guardian des Bruder Konradklosters und stellvertretender Wallfahrtsrektor. Außerdem wirkten am Altar Wallfahrtsrektor und Stadtpfarrer Prälat Klaus Metzl und Pfarrer Ulrich Bork aus Hamburg mit; Diakon Gerold Hochdorfer assistierte.
MC-Präfekt Burghart blickte schließlich auf seine eigene Lebensweihe im Jahr 2010 zurück – auch vor 14 Jahren war Kardinal Marx der Festprediger beim Frühjahrshauptfest, der den Sodalen zur Lebensweihe gratulieren durfte.
Dass er „sehr gerne“ der Einladung nach Altötting gefolgt sei und auch sonst gerne komme, hatte der Erzbischof von München-Freising bereits in seinen Begrüßungsworten gesagt. Nach der Pandemie sei er „gelegentlich privat“ und außerdem „ganz persönlich auf Wallfahrt“ unterwegs ins „Herz Bayerns“ gewesen.
Die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes übernahm auch heuer die Altöttinger Hofmusik unter Leitung von Karlmann Kanzler. Die Ministranten kamen erneut aus Malgersdorf.
Nach der Messe zogen die Gottesdienstteilnehmer und die Fahnenabordnungen in einer Eucharistischen Prozession von der Basilika hinauf zur Gnadenkapelle. Bei der Statio vor der Kapelle erneuerten die Sodalen ihre Lebensweihe. MC-Präses Bruder Georg dankte der Muttergottes für das Jubiläum und sprach ein Gebet des heiligen Ignatius, ein Friedensgebet und ein Mariengebet des vor knapp über einem Jahr verstorbenen Papstes Benedikt XVI.
Im Anschluss fand ein Stehempfang für alle Besucher im „Kultur + Kongress Forum Altötting“ statt, der sehr gut angenommen wurde.
Michael Glaß
Readkteur