Glaube und Gemeinschaft

Nach vorne blicken

Redaktion am 11.03.2024

2024 03 11 pb alb aufmacher ausgabe 12 2024

Großer Festgottesdienst zum 425-jährigen Bestehen der Marianischen Männerkongregation Altötting (MC) mit rund 2000 Teilnehmern und Kardinal Reinhard Marx

Das MC-Früh­jahrs­haupt­fest fand heu­er am 10. März zu einem beson­de­ren Anlass statt: Vor 425 Jah­ren war die Glau­bens­ge­mein­schaft von den Jesui­ten gegrün­det wor­den. Grund genug, um zurück­zu­schau­en auf eine tra­di­ti­ons­rei­che Geschich­te – aber noch viel mehr, um nach vor­ne zu bli­cken. Zumin­dest, wenn es nach dem Fest­pre­di­ger Kar­di­nal Marx geht: Ich glau­be nicht an den Nie­der­gang des Chris­ten­tums“, sag­te er ange­sichts vie­ler Kir­chen­aus­trit­te und des in Stu­di­en pro­gnos­ti­zier­ten schwin­den­den Glau­bens­le­bens. Der Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing füg­te hin­zu: Ich glau­be, dass vie­les ver­schwin­det, aber dass wir auch wie­der neu auf­bau­en.“ Die Wahr­heit des Glau­bens so zu ver­kün­den, dass die Men­schen davon ange­zo­gen, berührt“ wer­den, riet er den MC-Sodalen.

Viel­leicht wer­den wir eine krea­ti­ve Min­der­heit, aber eine, die allen etwas zu sagen hat“, blick­te Kar­di­nal Marx nach vor­ne. Die MC mit ihren rund 9000 Soda­len in über 200 Orts­grup­pen steht dabei immer­hin zah­len­mä­ßig auf einem soli­den Fun­da­ment, was auch die vie­len Teil­neh­mer beim Fest­got­tes­dienst in der St. Anna-Basi­li­ka zeig­ten; die über 50 Fah­nen­ab­ord­nun­gen; die 18 Soda­len, die sich im Rah­men des Fest­got­tes­diens­tes neu haben auf­neh­men las­sen und auch die 37 Soda­len, die nach ein­jäh­ri­ger Mit­glied­schaft ihre Lebens­wei­he ablegten.

2024 03 11 pb alb fruehjahrshauptfest 425 jahre mc altoetting7 Foto: Roswitha Dorfner
Festgottesdienst zum 425-jährigen Bestehen der Marianischen Männerkongregation Altötting: Kardinal Reinhard Marx während seiner Predigt in der St. Anna-Basilika.

Kar­di­nal Marx blick­te in sei­ner Pre­digt zunächst auf die ers­te Lesung aus dem zwei­ten Buch der Chro­nik (2 Chr 36, 1416.1923) und damit auf den Neu­an­fang unter Kyrus“ zurück – der per­si­sche König hat­te im 6. Jh. v. Chr. die Rück­kehr jüdi­scher Bevöl­ke­rungs­tei­le aus dem baby­lo­ni­schen Exil ermög­licht. Zwar sei die Geschich­te des Vol­kes Got­tes eben­so wie die der Mensch­heit all­ge­mein ein Pro­zess nach vor­ne hin“, wie der Kar­di­nal erläu­ter­te. Den­noch las­se sich aus der Geschich­te durch­aus ler­nen, wie Men­schen unter bestimm­ten Bedin­gun­gen han­deln“. Jene aus dem Alten Tes­ta­ment zitier­te Geschich­te zei­ge, dass auch neue Auf­brü­che mög­lich sind: Die Juden damals hät­ten die Erfah­run­gen aus der Kri­se“ mit­ge­nom­men und neue Mög­lich­kei­ten über Gott zu spre­chen“ entdeckt.

Eine Geschich­te, die eben­so zei­ge, dass es eben nicht dar­auf ankom­me, nur die glor­rei­chen Zei­ten zu beschwö­ren“. Viel­mehr gehe es dar­um, zu ver­ste­hen, dass Gott uns her­aus­for­dert“. Gera­de in Kri­sen­zei­ten kom­me es dar­auf an, neu zu fra­gen: was bedeu­tet Jesus Chris­tus für mich?“ Kar­di­nal Marx beton­te: Er ist das Zentrum!“

Mariä Ver­kün­di­gung ist für mich das zen­tra­le Fest unse­res Glau­bens“, erklär­te der Pre­di­ger. Denn wir kön­nen Gott nicht auf die Erde zie­hen, aber er kann sich zei­gen – das ist das Geheim­nis der Mensch­wer­dung“. Der Kar­di­nal beton­te: Das sagt kei­ne ande­re Reli­gi­on: Gott ist Mensch gewor­den!“ Eben dar­auf müs­sen wir aufbauen“.

Feier 425 Jahre MC Altötting – Impressionen

Fest­got­tes­dienst – Lebens­wei­he – Neu­auf­nah­me – Eucha­ris­ti­sche Pro­zes­si­on – Sta­tio vor der Gna­den­ka­pel­le – Steh­emp­fang – Kar­di­nal Rein­hard Marx diri­giert die Alt­öt­tin­ger Musikkapelle

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Kar­di­nal Marx zitier­te aus dem Tages­evan­ge­li­um über das Gespräch mit Niko­de­mus in Jeru­sa­lem“ (Joh 3, 14 – 21): Wer aber die Wahr­heit tut, kommt zum Licht.“ Die Wahr­heit zu tun“ klin­ge selt­sam, doch zei­ge die­ses Wort die beson­de­re Bedeu­tung des christ­li­chen Glau­bens auf: Die­ser sei eben kei­ne Theo­rie“, son­dern grün­de auf den Glau­ben an eine kon­kre­te Per­son, an Jesus Chris­tus, er grün­de auf Bezie­hung, auf Taten … Kar­di­nal Marx rief die MC-Soda­len dazu auf, hell­wach“ zu sein und hin­zu­hö­ren, was Jesus uns sagen will“.

Als Bei­trag für die Erneue­rung der Welt“ bezeich­ne­te Kar­di­nal Marx die Bereit­schaft der Soda­len, wie die Got­tes­mut­ter Maria Ja“ zu sagen und zu glau­ben. Denn das Schwin­den des christ­li­chen Glau­bens habe Aus­wir­kun­gen weit über die Kir­che hin­aus: Es geht nicht nur um das Über­le­ben der Kir­che, son­dern um das Über­le­ben der Gesell­schaft und der Demo­kra­tie“, beton­te er. Denn das Fun­da­ment auf dem wir ste­hen, ist der Glau­be, dass wir alle die glei­che Wür­de haben“ – auch dies sei ein Glau­be, einer, der sei­ne Wur­zeln in der biblisch-christ­li­chen Über­zeu­gung habe, dass der Mensch als Eben­bild Got­tes geschaf­fen wor­den sei. Auch des­halb hät­ten die deut­schen Bischö­fe vor kur­zem auf ihrer Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung ein­stim­mig eine Erklä­rung gegen Extre­mis­mus und Popu­lis­mus und für die Wah­rung der Men­schen­wür­de abgegeben.

Ein Hin­weis, den auch die Fest­red­ner im Anschluss an den Got­tes­dienst aufnahmen.

2024 03 11 pb alb fruehjahrshauptfest 425 jahre mc altoetting21 Foto: Roswitha Dorfner
Festgottesdienst zum 425-jährigen Bestehen der Marianischen Männerkongregation Altötting: Florian Herrmann (CSU), Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und bayrischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, blickt auf die Geschichte der Glaubensgemeinschaft zurück und würdigt deren Wirken.

Dass der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung die Bedeu­tung des christ­li­chen Glau­bens immer wich­tig gewe­sen sei, beton­te Flo­ri­an Herr­mann (CSU), Lei­ter der Baye­ri­schen Staats­kanz­lei und bay­ri­scher Staats­mi­nis­ter für Bun­des­an­ge­le­gen­hei­ten und Medi­en. Chris­ten­tum und Bay­ern gehö­ren zusam­men“, beton­te er. Für das Zusam­men­le­ben sei­en christ­li­che Wer­te wie Men­schen­wür­de und Nächs­ten­lie­be unab­ding­bar. Und dazu brau­che es Über­zeu­gung und Bekennt­nis – so wie es die­se gro­ße Gemein­schaft der MC heu­te ein­drucks­voll bekräf­tigt hat“. In einem lan­gen his­to­ri­schen Rück­blick wür­dig­te er die Ver­diens­te der MC.

Auch Alt­öt­tings Land­rat Erwin Schnei­der beglück­wünsch­te die MC zu ihrem Jubi­lä­um und wür­dig­te die Ver­diens­te der Gemein­schaft. Schnei­der pro­fi­tier­te ganz offen­sicht­lich auch von sei­nen eige­nen Erfah­run­gen als lang­jäh­ri­ger MC-Soda­le und wür­dig­te das Jubi­lä­um auf sei­ne urei­ge­ne, humor­vol­le Art: Ohne die Rüge des ehe­ma­li­gen MC-Prä­ses Pater Kos­mas Wüh­rer, der ihn damals auf­ge­nom­men hat­te, wür­de er womög­lich heu­te noch ein g’schlampertes Kreuz­zei­chen“ machen; er sei halt in vie­len Din­gen sehr schnell in der Aus­füh­rung. Außer­dem wit­zel­te er, dass man in Alt­öt­ting nur als Mit­glied der MC poli­tisch auf­stei­gen könne.

Als ältes­te Lai­en­ver­ei­ni­gung unse­rer Hei­mat­stadt hat die MC über Jahr­hun­der­te hin­weg die Wall­fahrts­ge­schich­te unse­rer Stadt maß­geb­lich mitgeprägt.”

Stephan Antwerpen, Bürgermeister von Altötting

Von einer Geschich­te leben­di­ger tie­fer Fröm­mig­keit“ sprach Alt­öt­tings Bür­ger­meis­ter Ste­phan Ant­wer­pen und stell­te fest: Als ältes­te Lai­en­ver­ei­ni­gung unse­rer Hei­mat­stadt hat die MC über Jahr­hun­der­te hin­weg die Wall­fahrts­ge­schich­te unse­rer Stadt maß­geb­lich mit­ge­prägt.“ Bis heu­te habe sie sich eine gro­ße Leben­dig­keit und Ver­ant­wor­tung um die Stär­kung der Gemein­schaft und des Glau­bens bewahrt“. Eine Kri­sen­zeit nach Refor­ma­ti­on und Glau­bens­spal­tung habe die MC ent­ste­hen las­sen – und auch durch die MC sei der Umbruch zu einem Auf­bruch gewor­den, der die Hoff­nung eben­so wie die Wall­fahrt neu belebt habe. Ich den­ke, dass auch heu­te der Glau­be wie­der an Bedeu­tung gewin­nen muss“, beton­te der Bürgermeister.

Am Fest­got­tes­dienst nah­men u.a. auch CSU-Gene­ral­se­kre­tär Mar­tin Huber, MdB Ste­phan May­er, Alt­öt­tings Zwei­te Bür­ger­meis­te­rin Chris­ti­ne Burg­hart und Stadt­rä­te teil. Außer­dem betei­lig­ten sich vie­le Vereine.

MC-Prä­fekt Ste­fan Burg­hart hat­te vor den Fest­re­den in kur­zen ein­lei­ten­den Wor­ten dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass Staats­mi­nis­ter Herr­mann als Vor­sit­zen­der des Katho­li­schen Män­ner­ver­eins Tun­ten­hau­sen ähn­lich wie die MC-Soda­len öffent­lich zu Glau­be und Kir­che stehe.

Vor allem aber erin­ner­te der MC-Prä­fekt an die enge Ver­bun­den­heit der Kapu­zi­ner zur MC – denn auch sie fei­ern heu­er ein Jubi­lä­um: seit 1874, also seit 150 Jah­ren, stel­len sie den Prä­ses und Vize­prä­ses der Gemein­schaft. Dafür sind wir sehr dank­bar“, beton­te Burg­hart. Beim Fest­got­tes­dienst kon­ze­le­brier­ten daher nicht nur der MC-Prä­ses Kapu­zi­ner­bru­der Georg Grei­mel, son­dern auch Bru­der Hel­mut Rakow­ski, Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz, und Kapu­zi­ner­bru­der Mari­nus Par­zin­ger, Guar­di­an des Bru­der Kon­rad­klos­ters und stell­ver­tre­ten­der Wall­fahrts­rek­tor. Außer­dem wirk­ten am Altar Wall­fahrts­rek­tor und Stadt­pfar­rer Prä­lat Klaus Metzl und Pfar­rer Ulrich Bork aus Ham­burg mit; Dia­kon Gerold Hoch­dor­fer assistierte.

MC-Prä­fekt Burg­hart blick­te schließ­lich auf sei­ne eige­ne Lebens­wei­he im Jahr 2010 zurück – auch vor 14 Jah­ren war Kar­di­nal Marx der Fest­pre­di­ger beim Früh­jahrs­haupt­fest, der den Soda­len zur Lebens­wei­he gra­tu­lie­ren durfte.

2024 03 11 pb alb fruehjahrshauptfest 425 jahre mc altoetting25 Foto: Roswitha Dorfner
Frühjahrshauptfest zum 425-jährigen Bestehen der Marianischen Männerkongregation Altötting: Prozession zur Gnadenkapelle.

Dass er sehr ger­ne“ der Ein­la­dung nach Alt­öt­ting gefolgt sei und auch sonst ger­ne kom­me, hat­te der Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing bereits in sei­nen Begrü­ßungs­wor­ten gesagt. Nach der Pan­de­mie sei er gele­gent­lich pri­vat“ und außer­dem ganz per­sön­lich auf Wall­fahrt“ unter­wegs ins Herz Bay­erns“ gewesen.

Die musi­ka­li­sche Gestal­tung des Fest­got­tes­diens­tes über­nahm auch heu­er die Alt­öt­tin­ger Hof­mu­sik unter Lei­tung von Karl­mann Kanz­ler. Die Minis­tran­ten kamen erneut aus Malgersdorf.

Nach der Mes­se zogen die Got­tes­dienst­teil­neh­mer und die Fah­nen­ab­ord­nun­gen in einer Eucha­ris­ti­schen Pro­zes­si­on von der Basi­li­ka hin­auf zur Gna­den­ka­pel­le. Bei der Sta­tio vor der Kapel­le erneu­er­ten die Soda­len ihre Lebens­wei­he. MC-Prä­ses Bru­der Georg dank­te der Mut­ter­got­tes für das Jubi­lä­um und sprach ein Gebet des hei­li­gen Igna­ti­us, ein Frie­dens­ge­bet und ein Mari­en­ge­bet des vor knapp über einem Jahr ver­stor­be­nen Paps­tes Bene­dikt XVI.

Im Anschluss fand ein Steh­emp­fang für alle Besu­cher im Kul­tur + Kon­gress Forum Alt­öt­ting“ statt, der sehr gut ange­nom­men wurde.

Michael Glass

Michael Glaß

Readkteur

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