„Komm Heiliger Geist …“ – mit einem Gebet startete der Adoratio Kongress in der St. Anna-Basilika. Nach der ersten Auflage im Jahr 2019 konnten rund 1200 TeilnehmerInnen diesen nun wieder live verfolgen – die Jahre dazwischen hatte er Corona-bedingt nur online stattfinden können. Veranstaltet wurde er vom Referat Neuevangelisierung des Bistums Passau, in Kooperation mit den Bistümern Augsburg und Eichstätt.
Impressionen vor Beginn und bei der Begrüßung
Auf den letzten beiden Bildern: die beiden Moderatoren Ingrid Wagner, Leiterin des Referats für Neuevangelisierung im Bistum Passau, und Sebastian Raber, Leiter der Jüngerschaftsschule des HOME Passau; in der Mitte Gastgeber Bischof Stefan Oster SDB.
Fotos: Roswitha Dorfner
Der Gastgeber, Passaus Bischof Stefan Oster, erläuterte in seiner Begrüßung das Anliegen der Veranstaltung: „Wir leben in herausfordenden Zeiten und ich bin der festen Überzeugung, dass der Kern der Krise der Kirche eine geistliche Krise ist“, sagte er. „Wir machen das zuerst für Gott, damit er verherrlicht wird, damit seine Herrlichkeit unter uns wahrgenommen wird und wir davon erzählen“, – damit „Menschen von Gott berührt und ihr Glaube erneuert“ werde.
Vortrag von Johannes Hartl „Die Herrlichkeit Gottes“
Fotos: Roswitha Dorfner
Konkrete Tipps dazu präsentierte Dr. Johannes Hartl, Theologe und Gründer des Gebetshauses Augsburg. Das Staunen über etwas wirklich Schönes, was uns persönlich zutiefst fasziniert, das sei das, was ursprünglich mit „Herrlichkeit“ gemeint gewesen sei, erläuterte er. Gottes Herrlichkeit zeige sich in der Schöpfung und in der Schönheit in der Welt. Nur, dass Menschen diese immer weniger bemerken: Ablenkungen – allen voran Smartphones und moderne Technik – und das Kreisen um sich selbst verhinderten dies. So empfahl Dr. Hartl:
- Detox, bzw. „Entgiften“: ein „Weniger“ an Ablenkung.
- Das Lesen der Heiligen Schrift, denn „sie nährt das Gebetsleben“. „Fange mit dem Johannesevangelium und den Psalmen an und lerne den biblischen Wortschatz“, rief er seine Zuhörer auf.
- Bewusst sagen, wer und wie Gott ist. „Nimm das ABC und lass dir für jeden Buchstaben eine Eigenschaft für Gott einfallen – es macht was!“, sagte er.
- Üben, üben … – „Anbetung ist eine Kunst, die eingeübt werden kann – und zwar täglich.“
- „Das Schönes wertschätzen“, denn: „Gott ist gönnerhaft, also gönne dir auch selbst etwas, genieße es und wertschätze es“, empfahl Dr. Hartl.
Eucharistiefeier mit Bischof Bertram Meier
Fotos: Roswitha Dorfner
Bischof Bertram Meier aus Augsburg stand der anschließenden Eucharistiefeier vor. Mit ihm zogen die Bischöfe Gregor-Maria Hanke aus Eichstätt und Stefan Oster SDB sowie zahlreiche Priester aus dem ganzen deutschsprachigen Raum zur Musik von „HOPE-City“ aus München in die Basilika ein. In seiner Statio betonte der Augsburger Bischof, dass Anbetung eine Haltung sei, in der wir uns kleinmachen vor Gott, um seine Größe zu erkennen. Wahre Freiheit komme nur von Gott, stellte er in seiner Predigt fest. In dieser Freiheit könnten wir uns dafür oder dagegen entscheiden, Gott in die Mitte unseres Lebens und der Kirche zu stellen und ihn anzubeten.
Abend der Barmherzigkeit
Fotos: Roswitha Dorfner
Gegen Abend des ersten Tages hüllte sich die Basilika St. Anna ist rot-blaues Licht zum „Abend der Barmherzigkeit“. Ein Abend, bei dem genau das im Mittelpunkt stand, um was es beim Adoratio-Kongress ging: die Anbetung Gottes. Die Gläubigen gingen nach vorne, um direkt vor dem Allerheiligsten zu beten, eine Bibelstelle zu ziehen, eine Kerze anzuzünden oder sie standen an, um zu beichten, einen Segen zu empfangen oder für sich beten zu lassen. Die Gemeinschaft Emmanel gestaltete den Abend mit Lobpreis und ruhiger Musik. Gregor Maria Hanke, Bischof aus Eichstätt begleitete den Abend mit seinen Gebeten.
Vortrag von Nina Heereman „Die Herrlichkeit und der Mensch“
Fotos: Roswitha Dorfner
Der Samstagmorgen startete mit einem Morgenlob. Danach sprach die Theologin Dr. Nina Heereman in ihrem Vortrag „Die Herrlichkeit und der Mensch“ über „das zentrale Thema der Heiligen Schrift – über das Herz unseres Glaubens“, wie sie sagte. Dazu machte sie einen langen Ausflug durch das Alte Testament bis hin zum Neuen Testament und zum konkreten Auftrag der Kirche heute: „Vor allem durch die Feier der Sakramente, die Anbetung und die Verkündigung“ könne sie die Gegenwart Jesu in der Welt vermitteln – denn dazu sei die Kirche da: nicht um der Ersatz für einen „entschwundenen Herrn zu sein“, sondern um Jesu Gegenwart zu verdeutlichen, sagte die Theologin in Anlehnung an den vormaligen Papst Benedikt XVI. Wenn Menschen sich in der Anbetung „verwandeln lassen, dann wird tatsächlich unser ganzes Leben Verkündigung“.
In Heeremans Vortrag wurde deutlich wie eng Altes und Neues Testament miteinander verbunden sind. Mehr noch: „Letztlich hat die Offenbarung wie sie im Alten und Neuen Testament enthalten ist nur eine einzige Botschaft: Gott will seine Herrlichkeit mit uns teilen. Gott will uns vergöttlichen“, betonte die Theologin.
Wie er das macht, davon sprach Heereman sehr ausführlich und begann nicht nur sprichwörtlich bei Adam und Eva: sie seien „in Licht gekleidet“ gewesen, „in den Gewändern der Herrlichkeit“ Gottes. Erst durch den Sündenfall seien sie nackt geworden. Und was daraus folgte war eine sehr lange Geschichte, in der Gott immer wieder versuchte, die Menschen „in die Arme seiner Barmherzigkeit“ zu treiben. Das im AT „verheißene Land“ sei nichts anderes als ein „Symbol für die Rückkehr ins Paradies“ – im „Sieg über den Pharao offenbarte sich Gott als Erlöser“ – Mose ist im AT „die Figur des Mittlers zwischen Gott und den Menschen schlechthin“ und damit „das vollumfängliche Vorausbild Christi“; Mose‘ Gang durch eine Wolke und sein Aufenthalt auf dem Berg „ein Vorausbild der Himmelfahrt Christi“ – und schon das Volk Israel im AT habe erkennen müssen, worauf es Gott eigentlich ankommt: „dass sie einer viel radikaleren Erlösung bedürfen, nämlich der Befreiung vom inneren Feind“, und dass er „ein Gott der Barmherzigkeit“ ist, „der sich unserer Schwäche erbarmt, gnädig ist mit unseren Sünden, und voller Treue zu seinem Bund“ – ein Gott, der „das Herz der Menschen verwandeln“ möchte.
Eucharistiefeier mit Bischof Rudolf Voderholzer
Fotos: Roswitha Dorfner
Anschließend begrüßte Bischof Stefan Oster den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der der Eucharistiefeier vorstand. In seiner Statio betonte Bischof Rudolf, wie die Eucharistiefeier uns aus dem Alltag heraushebe und einen Vorgeschmack des Himmels gebe. Musikalisch wurde die Heilige Messe von der Jugend2000 aus München gestaltet. Bischof Rudolf betonte in seiner Predigt, wie sehr er sich über die ausgewählte Lesung des Tages aus dem Kolosserbrief freue, die er zu seinem Primizspruch und bischöflichen Wappenspruch erwählt hatte: „Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.” (Kolosser 1, 27) Laut Voderholzer bestand die Bekehrung des Paulus darin, dass ihm das Kreuz nicht mehr Zeichen der Verfluchung von Gott war, sondern Zeichen von Gottes Liebe und Barmherzigkeit. „Das Kreuz ist das Zeichen der unendlichen und unergründlichen Liebe. Im Kreuz offenbart sich die Herrlichkeit Gottes.“
Weiter erläuterte Voderholer, was das für unser Leben und die Verkündigung der Kirche bedeute. Das erste Wort der Verkündigung sei ein Name – Christus, der Trost, Zuspruch, Hoffnung sei. Alles andere folge daraus. Die Eucharistiefeier, in der Christus ganz da sei, könne uns anteilig zeigen, wie herrlich Gott ist. Ein festlicher Gottesdienst sei der Vorgeschmack auf die Herrlichkeit Gottes. Der Bischof schloss seine Predigt mit dem Gedanken, dass jeder Gläubige dazu aufgerufen sei, an der Herrlichkeit mitzubauen: „Er braucht jeden und jede von uns, um den Glanz seiner Herrlichkeit zu verbreiten.“
Podiumsgespräch „Die Herrlichkeit in dunkler Nacht“
Fotos: Roswitha Dorfner
In einem Podiumsgespräch am Samstagnachmittag ging Sophia Kuby gemeinsam mit den Gästen auf dem Podium der Frage nach der Herrlichkeit Gottes und dem Leid nach. In ihrer Einführung machte sie darauf aufmerksam, dass „Gott das Leid nutzt, damit seine Herrlickeit offenbart wird.” Im Anschluss schilderte Bruder Martin von den Brüdern Samariter FLUHM seine Mobbing-Erfahrungen in der Schule und seinen Umgang mit der Diagnose Lymphknoten-Krebs. Gott habe ihm dabei einen neuen Blick und ein neues Verständnis seiner eigenen Schwäche gegeben. Nach seiner zweiten Krebsdiagnose habe er erkannt, dass Gott Pläne des Heils habe. „Gott lässt Leid zu, um uns etwas Größeres zu schenken“, so habe er dies in seinem Leben erfahren. In ihm sei daraufhin die Erkenntnis gewachsen, dass sein Leben ganz in Gott geborgen sei.
„Gott lässt Leid zu, um uns etwas Größeres zu schenken.”
Auch Michael Pössl berichtete von seiner Erfahrung mit Mobbing in der Schulzeit und der daraus resultierenden Pornografie- und Cannabissucht. In seiner Zeit beim Bundesheer in Österreich sei er kurz davor gewesen, sich das Leben zu nehmen, und habe von Gott gehört, dass er es nicht tun solle. Ab diesem Zeitpunkt habe sich sein Leben geändert: Pössl ging zur Gemeinschaft Cenacolo und wurde Missionar in der Gemeinschaft. All das Leid, dass er erlebt habe, habe große Schmerzen und Leid in ihm hinterlassen. Doch ihm sei bewusst geworden, dass Gott sein Vater sei und ihn heile.
„Ich durfte in meinen Zerbrüchen den Spalt offen halten für Gott und konnte sagen: Ich bin nicht Gott, sondern Du, führe mich weiter.”
Jeanette Tischler wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater war Alkoholiker und sie hatte in frühen Jahren Missbrauch erlebt. In Jeanette wuchs als Elfjährige das Verlangen, nicht mehr zu leben. Sie habe Essstörungen entwickelt und sich fast zu Tode gehungert. Auf der Heimfahrt vom Klinikum, als sie bereits unter 30 Kilo wog, habe sie im Auto darum gebetet, endlich sterben zu dürfen oder ein Wunder zu erleben – und habe an einem einfachen Holzkreuz „Jesus für mich sterben“ sehen. Dadurch habe sie begriffen, dass Jesus gestorben und auferstanden sei und auch jetzt lebe – und dass er der sei, der sie aus der Not herausholen wolle. So habe sie Schritt für Schritt vergeben und auch langsam wieder essen können.
Auch Daniel Tischler wurde in seinem Leben mit starkem Leid konfrontiert. Seine damalige Frau verließ ihn nach zweieinhalb Jahren Ehe. Eine zweite Erfahrung habe daraufhin sein Leben erschüttert: Mit Anfang 30 wurde Krebs diagnostiziert. Seine Welt sei für ihn zusammengebrochen. Ihm sei klar gewesen: „Du bist gescheitert“. So habe er sich sein Leben nicht vorgestellt und schon gar nicht geplant. Er habe innerlich bereits mit seinem Leben abgeschlossen gehabt. Durch das Lobpreislied „Dir gehört mein Lob“ habe er jedoch erkannt: „Ich durfte in meinen Zerbrüchen den Spalt offen halten für Gott und konnte sagen: Ich bin nicht Gott, sondern Du, führe mich weiter.“ Daniel und Jeanette Tischler sind nun seit einigen Jahren verheiratet – und doch sei ihnen Leid nicht erspart geblieben, da ihr Kinderwunsch unerfüllt geblieben sei. Trotz allem Schmerz hätten sie die Reise mit Gott begonnen und für sich erkannt, dass sie auch auf andere Weise fruchtbar sein könnten. So kam Daniel Tischler zu dem Punkt: „Wenn ich einen dankbaren Blick für das Hier und Jetzt habe, dann kann ich es auch annehmen.“ Und Jeanette kann heute sagen: „Jesus schenkte mir einen Frieden mit mir selbst. Einen Frieden, der nicht von außen kommen konnte. So wurden die Hände offen für andere, wenn wir abgeben.“ Auch wenn Erfahrungen von Schmerz und Dunkelheit blieben, bezeugten beide: „Wenn Gott mich in die Dunkelheit führt, dann nie, um mich darin zu lassen, sondern um mich durch dieses dunkle Tal hinauf zu saftigen Wiesen zu führen.“
Vortrag von Bischof Stefan Oster SDB „Die Herrlichkeit und das Kreuz“
Fotos: Roswitha Dorfner
Zum Thema „Die Herrlichkeit und das Kreuz“ sprach Bischof Stefan Oster SDB am Samstagnachmittag in der Basilika. Wie schon zuvor Dr. Nina Heereman in ihrem Vortrag betonte auch er, dass der Mensch „Ebenbild der absoluten Herrlichkeit“ sei. Seinen Fokus aber legte er auf die bis heute spürbaren Auswirkungen des Sündenfalls – den „Bruch in der Liebe“, der „Egozentrik, Habsucht, Stolz, Zorn, Mord, etc.“ und „die Hässlichkeit“ in die Welt habe einziehen lassen. Aus dem „tiefen ‚Ja‘ zu Gott“ sei „ein verzwecktes ‚Um zu‘ und ‚Für mich‘“ geworden – „um den Preis, dass der Mensch von innen her nicht mehr ‚ganz‘ ist, nicht mehr ‚heil‘, nicht mehr ‚heilig‘“. Es folgten Scham, Schuld, Angst, Einsamkeit und Bosheit.
Eben weil dieses „Böse“ in uns und unter uns Einzug gehalten habe, „macht Liebe verwundbar und lässt leiden“. Doch könne eigenes und fremdes Leid auch die Herzen und Augen öffnen, „worum es eigentlich geht“. „Auch am Leid sollen und können daher ‚die Werke Gottes offenbar werden‘ (Joh 9,3)“, stellte Bischof Oster fest. Der Bischof schlug die Brücke zur vorangegangenen Podiumsdiskussion über das Thema Leiderfahrung: „Es gibt kein reifer oder schöner Werden ohne Leiderfahrungen”, sagte er. Wir seien berufen innerlich schöner, das heißt liebesfähiger zu werden. Gott nutze das Leid, um uns darin zu lehren, schöner zu werden und seine Herrlichkeit widerzuspiegeln. Bischof Oster warnte jedoch auch, dass sich auf diese Art nicht alles Leid in der Welt erklären lasse. Dennoch dürften wir an einen „großen Heilsplan“ glauben. „Seit Jesus ans Kreuz gegangen ist, gibt es in dieser Welt keine leidende Kreatur mehr, mit der Jesus nicht mitleidet”, betonte Bischof Oster.
„Seit Jesus ans Kreuz gegangen ist, gibt es in dieser Welt keine leidende Kreatur mehr, mit der Jesus nicht mitleidet.”
Er führte weiter aus, dass gute Taten, dass Liebe nicht immer rational und zweckmäßig sei. Christus wolle, dass wir vom Herzen her schön werden. Doch der Mensch schafft das nicht aus sich selbst heraus. Wir brauchen einen, der uns da durchführt und der uns in die völlige Freiheit führt – und das kann nur der in diesem Sinn „Schönste von allen Menschen“ – der Gekreuzigte. Aus diesen theologischen Überlegungen leitete Bischof Stefan Oster schließlich die Bedeutung der Anbetung ab: „Anbetung ist die Einübung in das Umsonst der Liebe.“ Sie mache uns schöner, weil wir uns ihm aussetzen. „Sie lehrt uns, die Ich-Kontrolle aufzugeben und ihm die Kontrolle zu übergeben. Anbetung lehrt uns auch, die Herrlichkeit Gottes zu sehen – nicht in der Hostie, sondern in jedem Menschen.“
Lichterprozession um die Gnadenkapelle
Fotos: Roswitha Dorfner
Am Nachmittag fanden in ganz Altötting viele interessante Workshops rund um die Themen Anbetung und Gebet, Christliches Leben und Verkündigung statt. So konnte man z. B. bei Bischof Hanke etwas zu „Ora et labora — Work-Life-Balance nach dem Hl. Benedikt“ hören oder bei Dr. Pia Sommer eine Einführung in das innere Gebet erhalten, mit Lucia Hauser über die transformierende Kraft der Liebe Gottes nachdenken oder Domkapitular Dr. Spreitzer bei seinen Ausführungen zur Pfarrei der Zukunft lauschen.
Wie schon am Tag zuvor war auch der Gebetsabend einer der Höhepunkte des Kongresses. Die Anbetung begann mit einer Lobpreiszeit, gestaltet durch die Band der HOME Base Passau, in der die TeilnehmerInnen beim Herrn ankamen und verweilten. In einer Stille konnten alle Leiderfahrungen den Herrn hingehalten und sie nach dem Vorbild von Anna Schäfer, derer in einem Gebet gedacht wurde, für die Kirche aufgeopfert werden. Weiter wurden alle deutschsprachigen Diözesen vor Gott gebracht und für sie um den Hl. Geist gebetet.
Der zweite Kongress-Tag endete mit einer feierlichen Lichterprozession um die Gnadenkapelle und der Erneuerung der Weihe des Bistums Passau an die Mutter Gottes.
Vortrag von Georg Mayr-Melnhof „Die Herrlichkeit des Himmels“
Fotos: Roswitha Dorfner
Der letzte Vortrag am dritten Tag, 11. Juni des Referenten, Georg Mayr-Melnhof, Familienvater sowie Gründer der Lorettogemeinschaft, handelte von „Der Herrlichkeit des Himmels“. Er begann mit seiner persönlichen Geschichte. Aufgewachsen sei er in einem guten und frommen Elternhaus, der Glaube war fester Bestandteil des Familienalltages. Doch sein Glaube sollte einen wichtigen Wendepunkt finden, als in seinen Jugendjahren seine Großmutter starb. Auf ihrem Sterbebett hätte sie eine Art Vision des Himmels gehabt, in der sie ihren verstorbenen Ehemann gesehen habe. „Ich habe sie nie in so einer überschwänglichen Freude erlebt.“ Nach diesem Erlebnis kaufte er ein säkulares Buch über Nahtoderfahrungen eines amerikanischen Arztes, Dr. Moody, namens „Life after death“. Es begann eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik an dem Ort, der seinen persönlichen Glauben sehr geprägt hatte, dem Marienwallfahrtort Medjugorje.
„Die Eintrittskarte in den Himmel ist deine Freundschaft und deine bewusste Entscheidung für Jesus und im Idealfall ein heiliges und wohlgefälliges Leben.”
Weiter erzählte Mayr-Melnhof eine Anekdote des Hl. Thomas von Aquin, dem großen Theologen des Mittelalters. Am Abend seines Todes hätte er eine Schau des Himmels gehabt und daraufhin seinen Mitbrüdern aufgetragen, alle seine Schriften zu vernichten, da sie absolut nichts seien im Vergleich zu dem, was er gesehen hatte. Georg Mayr-Melnhof war es in seinem Vortrag ein Anliegen, dass die Gläubigen einen „Sensus“ entwickeln für das, was in Schrift, Tradition, persönlichen Erfahrungen von dem sichtbar wird, was man vom Himmel ahnen kann. Aufbauend auf dem Buch „Meine Zeit im Himmel“ von Pastor Richard Sigmund beschrieb Mayr-Melnhof die Schönheit des Himmels: „Dort gibt es alles, was wir kennen, aber alles unendlich viel schöner. Der ganze Himmel ist voller Jubel und Freude! Keinen Tod, keine Sünde, keinen Streit, keinen Ärger nichts- nur Jubel und Freude!“ Der Referent sprach weiter darüber, wieso die Frage nach dem „Danach“ entscheidend ist. Die Zeit sei sehr begrenzt und es ginge um nichts weniger als die Frage der Ewigkeit: „Die Entscheidung, wohin deine Reise gehen wird, die triffst nur du! Und zwar im Hier und Heute … Du musst diese Entscheidung treffen, solange du noch lebst.”
Die Eintrittskarte in den Himmel sei nach Mayr-Melnhof die Freundschaft und bewusste Entscheidung für Jesus und im Idealfall ein „wohlgefälliges Leben“. Die erste große Entscheidung für den Glauben wurde bei vielen von den Eltern getroffen, doch es sei an jedem selbst, diese Entscheidung im reifen Alter noch einmal bewusst selbst zu treffen. Weiter gab er jedem Zuhörer mit auf den Weg: „Triff diese kleinen unendlich kostbaren Entscheidungen! Beginn eine Freundschaft mit Jesus und werde nicht müde!“ Georg Mayr-Melnhof schloss mit dem Wunsch, dass alle Anwesenden eine immer größere Sehnsucht nach dem Himmel bekämen und eine Kühnheit wie die der Hl. Therese von Lisieux entwickelten. Am Vorabend ihres Todes wurde dieser von einer Mitschwester die Fingernägel geschnitten. Als sie die Nägel wegkehren wollte, sagte Therese, dass sie die Nägel aufheben sollte, da sie bald als Reliquien gebraucht werden würden.
Glaubenszeugnisse
Bilder v.l.: Lena Amrhein, Leo Maaburg, Lisa Kopietz (r.), Dekan Bernhard Hesse – und Bischof Stefan Oster, der aufmerksam zuhört.
Fotos: Roswitha Dorfner 4, Daniel Silberbauer 1
Im Anschluss an den Vortrag gab es Glabenszeugnisse von verschiedenen Gläubigen. Lena Amrhein, eine Studentin aus Passau, erzählte, wie sie durch die FOCUS-Missionare den Glauben im Studium ganz neu kennengelernt und in der Anbetung Gott ganz neu erfahren habe: „Als ich auf den Herrn in der Montranz geblickt habe, hat mich eine so unglaublche Liebe überwältigt. Ich hab‘ so eine Freude gespürt, die noch wochenlang angehalten hat.“
Dann kam Leo Maaburg auf die Bühne, der Mutter Teresa lange Zeit begleitet hatte. Mutter Teresa habe das Gebet inmitten all der täglichen vielen Arbeit immer hoch gehalten: „Wenn wir keine Anbetung hätten, hätten wir nach zwei Jahren Burnout.“ Das Wesentlichste bei Mutter Teresa sei, dass sie Jesus gekannt hat und ihm jeden Tag bewusst begegnet ist. Sie wollte jeden Tag die Eucharistie empfangen und Gott anbeten. Mutter Teresa durchlebte auch „trockene“ Zeiten im Gebet, eine „dunkle Nacht“. Laut Leo Maasburg hatte sie Säulen, die ihr dabei geholfen haben: die Liebe zu Jesus, keine Verurteilung anderer, vollkommene Hingabe, liebevolles Vertrauen, Fröhlichkeit. „Sie wollte immer vollkommen an Gott hingegeben leben, in allem, was sie dachte, sagte und lebte.“
„Nicht ich bin da wer, sondern Jesus muss die Mitte sein.”
Lisa Kopietz, Mutter von fünf Kindern, kam mit ihrer fünfjährigen Tocher Jacintha nach vorne und betonte, wie wichtig ihr die regelmäßige Anbetung in der Anbetungskapelle in Altötting sei, ganz nach dem Pfarrer von Ars „Ich schau ihn an und er schaut mich an!“. Es gebe hier keinen Anspruch an sie, sondern sie würden von Jesus „aufgeladen“. Auch ihre junge Tochter geht gerne in die Anbetung und teilt ihren Wunsch mit allen Anwesenden: „In den Himmel will ich kommen, so hab ich‘s mir vorgenommen!“
Jemand, der viel Erfahrung mit der eucharistischen Anbetung hat, ist Dekan Bernhard Hesse, Pfarrer von St. Anton in Kempten. Er initiierte in seiner Pfarrei 24/7 eucharistische Anbetung und unterstützt auch andere Pfarreien dabei, so etwas aufzubauen. Auf die Frage, warum ihm die Anbetung wichtig sei, sagte er: „Einfach, weil Jesus der Boss ist. Nicht ich bin da wer, sondern Jesus muss die Mitte sein.“ Das Problem in der Kirche sei oft, dass man sich selbst zu wichtig nehme. Die Anbetung würde hier einen anderen Fokus geben, nämlich den, dass es Gott ist, der wirkt: „Das größte Problem sind wir, wenn wir uns der Erneuerung der Kirche in den Weg stellen. Wenn wir ihn machen lassen, kommt auch mehr dabei raus.“
„Jede Art der Erneuerung und Evangelisierung beginnt mit der Anbetung.”
Nach den Zeugnissen trat Bischof Stefan nochmals vor die Gläubigen in der Basilika. Der Bischof dankte allen herzlich, die mitgeholfen haben, dass dieser Kongress so stattfinden konnte: „Von Herzen danke für diese Gebetsgemeinschaft in den vergangenen Tagen. Es ist wunderbar, mit solchen Menschen zu arbeiten, die so eine Hingabe haben.“ Oster bezog sich auf das erste Schreiben von Papst Franzikus Evagelii gaudium, das mit folgenden Worten beginnt: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“ Von dieser Freude haben wir in den letzten Tagen etwas erleben dürfen.
Der Bischof betonte, dass dieses Wochenende einerseits eine wirkliche Stärkung gewesen sei. Auch Papst Benedikt habe schon gesagt, dass man nicht allein glauben könne. Das sei auch ein Sinn dieser Tage: Dass wir uns gegenseitig stärken und in die Freude führen. Und er fügte an: „Danke für die gegenseitige Stärkung.“
Adoratio 2023 – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Auf der anderen Seite seien wir alle aufgerufen, aus dieser Stärkung herauszugehen und Zeugnis zu geben. Das sei auch der Grund, warum er als Bischof vom Bistum Passau den Adoratio-Kongress veranstalte: „Wir merken, dass man Evangelium nicht „verordnen“ kann. Aber wissen Sie, was mein Wunsch wäre: Ich würde mir wünschen, dass viele von Ihnen raus gehen und sagen: Lassen Sie uns was machen mit Gebet, Anbetung und Erneuerung. Jede Art der Erneuerung und Evangelisierung beginnt mit der Anbetung.“
Diese Tage seien, so Bischof Stefan, eine Stärkung von innen her. Nun wäre aber die Zeit, herauszugehen und Zeugnis abzulegen — auch wenn der „Wind uns ins Gesicht bläst.“ Und der Bischof ergänzte: „Ich bin es leid zu sagen, dass wir eine Kirche sind, die immer im Entschuldigungs-Modus ist.“ Es gehe nicht um Selbstdarstellung. Auch sei richtig, dass Vieles passiert ist, was nicht gut war. „Aber wir haben Jesus in unserer Mitte! Und die Mutter Gottes, die uns führt und uns zu ihm trägt.“ Dem seien wir verpflichtet. „Dafür dürfen wir voller Selbstbewusstsein raus gehen und sagen, zu wem wir gehören. Und wenn wir dafür Prügel beziehen und uns der Wind ins Gesicht bläst – so what?!“ Das sei bereits bei den Aposteln so gewesen. Und der Bischof endete mit den Worten: „Denn wenn wir sagen, dass Jesus der Herr ist, dann ist alle andere Herrschaft im Verhältnis zu ihm entmachtet. Dafür geben wir Zeugnis.“
Eucharistiefeier mit Kardinal Kurt Koch
Fotos: Roswitha Dorfner
Zum Abschluss des dreitägigen Adoratio Kongresses in Altötting zelebrierte Kurienkardinal Kurt Koch eine hl. Messe in der St. Anna-Basilika. Er würdigte die eucharistische Anbetung als „die beste Vorbereitung auf das Ewige Leben bei Gott“. Denn in der Ewigkeit im himmlischen Jerusalem „werden Konsekration und Kommunion ein Ende nehmen, nicht hingegen die Kontemplation der Herrlichkeit Gottes“, erklärte der Kardinal in seiner Predigt. Somit sei die eucharistische Anbetung nicht nur Konsequenz, sondern auch „Glaubensvoraussetzung“, denn: „Nur in der Anbetung kann eine echte und tiefe Aufnahme der heiligen Eucharistie geschehen.“ Drittens betonte er: „Die eucharistische Anbetung wird auch zum Ort der Mission des Christen in der Welt.“
Der Zöllner Matthäus habe gar alles aufgegeben, um Christus zu folgen, erinnerte Kardinal Koch mit Blick auf das Tagesevangelium (Mt 9, 9 – 13). Das Matthäus Evangelium insgesamt betone die Bedeutung der Anbetung, erklärte Kardinal Koch: es beginne mit den Sterndeutern aus dem Osten, die das Kind in der Krippe anbeten – und es ende mit der Anbetung des Auferstandenen. Der Prediger resümierte: „Anbetung ist die Grundhaltung des Menschen vor Gott in seiner Herrlichkeit und der Ernstfall unseres Glaubens.“
Zu Matthäus, der als Zöllner seinerzeit als „öffentlicher Sünder“ betrachtet wurde, sagte Kardinal Koch: Nicht die Gesunden bräuchten den Arzt, sondern die Kranken (vgl. Mt 9,12), und: „Ein heiliger Sünder ist dabei daran zu erkennen, dass er Gott im Glanz seiner Herrlichkeit wahrnimmt und diese Wahrnehmung dadurch bekennt, dass er vor ihm in die Knie geht und ihn anbetet.“ Dass das Beten heute oft „als Entwürdigung und als Demütigung“ empfunden werde, sollte laut Kardinal Koch kein Hindernis sein, dennoch auf die Knie zu gehen – nicht vor der Welt, in der jede(r) „seine Frau“ oder „seinen Mann“ zu stehen habe, wohl aber vor Gott, denn: „Die Anbetung Gottes schenkt uns aber die umgekehrte und deshalb heilsame Erfahrung: Nur wer ein starkes Rückgrat hat, kann sich tief bücken.“
Susanne Schmidt
Bischöfliche Pressesprecherin
Michael Glaß
Readkteur