Mit Auszügen aus der Rheinberger Missa in G und dem 130. Psalm von Heinrich Kaminski stimmte ein Chorensemble unter Leitung von Anselm Ebner die Gottesdienstbesucher stimmgewaltig ein auf die vierzigtägige Fastenzeit. Eine Ausstellung zeigte beeindruckende Darstellungen: zu sehen waren Malereien, bildhauerische Werke und Skulpturen aus Holz, Stein und Ton sowie aus Draht und Papier geformt.
Für Prälat Günther Mandl, der – assistiert von Diakon Gerold Hochdorfer – den Gottesdienst zur „Künstler-Ausstellung“ zelebrierte, gehören Kunst und Kirche untrennbar zusammen: „Was wäre darstellende Kunst ohne Kirche und Kunst ohne das Thema der Bibel“, hinterfragte er. Mandl erwähnte das Beispiel des großen Künstlers Raffael, an dessen Grabstätte in Rom auf dem Pantheon (aus dem Lateinischen übersetzt) zu lesen sei „… Hier ist Raffael, von dem die Natur fürchtete, übertroffen zu werden so lange er lebte und als er starb, selber zu sterben“. Jedoch erinnerte Mandl sogleich daran, wer von keinem irdischen Künstler übertroffen werden könne: Der größte Künstler und die Quelle aller schöpferischen Kunst sei Gott selbst. Er habe uns diese wunderbare Erde und das Weltall anvertraut, was für uns bedeute, seinen Auftrag zu bewahren und nicht zu zerstören.
Das Passionsthema wird in der Kunst immer wieder versucht, bildlich darzustellen. In der Ausstellung ist ein Werk des Künstlers Andreas Bialas (Altöttinger Kunstverein) zu sehen, der mit biblischen Kreuzweg-Szenen seinen Gemälden Ausdruck verleiht. Während seiner Arbeit mit Pinsel und Farben – eine „Nass auf Nass-Technik/Acryl auf Leinwand“ – brauche er christliche Musik zur Inspiration, wie er erzählte, denn „hier malt man aus der Seele“. Er habe dabei eine bestimmte Vorstellung, das Bild entstehe im Kopf und brauche Zeit. Sein Werk „Fastenzeit“ ist mit farblicher Brillanz ein Hingucker in vorwiegend rot/blau gehalten und mit violetten Farbnuancen. Dieses Violett, so steht als Beitext zu lesen, hätten die Christen/innen aus der Antike übernommen, das in der Advents- und Fastenzeit als Zeichen der Buße gedeutet wird.
„Es sind eben die kleinen Schritte, die ein Kunstwerk ausmachen“, davon ist auch Birgit Niedermeier überzeugt, die mit einer Gegenüberstellung zweier Holzleitern ins Bewusstsein ruft, dass es im Leben nicht auf Schnelligkeit, sondern auf das Sich-Zeitnehmen für wichtige Dinge im Leben, eben kleine Schritte ankommt, die viel schneller zum Ziel führen. Und dazu braucht man auch einen Blick für die Schöpfung, weiß der Holz-Skulpturen-Künstler Horst Renner zu erklären, für den nicht die Holzsorte, sondern in etwa die Form eines Holzstammes ohne viel Bearbeitung schon ein Kunstwerk darstellen kann.
„Aschermittwoch der Künstler“ – Impressionen
Bei bildlich-künstlerischer Wiedergabe geht es Cornelia Straubhaar-Tiffinger darum, welche Formen die Natur vorgibt. Mit ihren Mischfarben Tusche/Acryl auf Leinwand spiegelt sich dies in leuchtenden Farbtönen wie etwa ihren Werken „Komposition mit gelb“ oder „Sonnenuntergang am Inn“ wider. Die farbkräftigen Hinterglasbilder von Anna Breidenbach sind eine Hommage mit biblischen Fußnoten an das „Wasser des Lebens“ als göttliche Schöpfung.
Er sei vom Ausstellungs-Organisator Anselm Ebner angesprochen worden, erklärte der Altöttinger Krankenhaus-Seelsorger Diakon Heribert Wagner, der auf einem Tisch seine vielfältigen malerischen Begabungen ausgebreitet hat: da sind neben kirchlichen Darstellungen aus Frauenchiemsee, Engfurt bei Winhöring oder Perach viel Kunst aus der Natur wie Landschaften oder Blumen zu finden, meist in feinem Aquarell hergestellt. Als Krankenhaus-Seelsorger mit baldigem Ruhestand in Aussicht, ist er überzeugt: „Beim Malen schwingt die Seele mit, man malt sich einiges von der Seele.“
Und weil nach dem Gottesdienst für die Betrachter der Aschermittwoch-Künstler-Ausstellung nicht nur was fürs Auge, sondern auch Kunst zum Hören im Angebot stand, gab’s zur Kunst-Ausstellung passende Hintergrundsmusik von Maria Stemmer auf der Zither. Besonders wies Ausstellungsorganisator Anselm Ebner auf die aufgelegten Bücher von Autor Bischof em. Friedhelm Hofmann hin und empfahl diese zu beachten: „Zeichnung als Zwiesprache“ sei eine künstlerische Gestaltung zum neuen Gotteslob. Ebners Dank an alle kunstschaffenden Teilnehmer galt natürlich auch den jungen Künstlern für ihren malerischen Beitrag.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner