Godehard von Hildesheim gehört zu den bedeutendsten Heiligen des Mittelalters und war der erste Altbayer, der heiliggesprochen wurde. Mit einem Festjahr begeht das Bistum Hildesheim den 1000. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Doch geboren wurde Godehard in Reichersdorf – und als Abt hat er das Kloster Niederaltaich zu seiner Blüte geführt. Deshalb war hier auch der Auftakt zu einer besonderen Pilgerreise.
35 Frauen und Männer aus dem Bistum Hildesheim machten sich von Niederalteich auf den Weg nach Hildesheim, teils zu Fuß, teils mit dem Bus. Sie pilgern damit auf dem Weg, den Godehard vor 1000 Jahren ging. Eigentlich wollten die beiden Diözesanbischöfe Stefan Oster und Heiner Wilmer den Festgottesdienst zum Auftakt der Pilgerreise zelebrieren, doch daraus wurde nichts. „Aufgrund der Dynamik beim Synodalen Weg entschieden die beiden Bischöfe, bis zum Schluss bei der Versammlung in Frankfurt zu bleiben“, erklärte Markus Scheiermann, Pfarrer in Bremerhaven und einer der Pilger, den Gottesdienstbesuchern in der Basilika St. Mauritius zu Niederaltaich. Dem Niederaltaicher Abt Marianus Bieber OSB war es deshalb vorbehalten, in seiner Predigt zu erklären, warum der Heilige Godehard auch für die Menschen heute ein Vorbild sein kann.
Godehard sei Gottsucher in Gebet und Arbeit gewesen. Der Austausch mit Gott sei die Lebensintention, das Lebensprogramm des Abtes und späteren Bischofs gewesen. Nur durch seine intensive Gottesbeziehung habe er seine großen Werke vollbringen können. Und an dieser Stelle spannte Abt Marianus den Bogen in die Gegenwart. Eine Beziehung zu Gott müsse man suchen und aufbauen. „Das geht nur, wenn man selber geht. Wenn man nicht geht, tut sich auch nichts.“ Dies sei schon zu Jesu Zeiten so gewesen. Erst auf dem Weg seien seine Jünger immer vertrauter mit ihm geworden. Vertraut werde man nur im täglichen Umgang. Abt Marianus‘ Empfehlung: Gott wenigstens kurz, aber vor allem regelmäßig Zeit schenken. Ein Kruzifix oder eine Ikone könnten hier gute Anknüpfungspunkte sein, oder auch ein Bibelspruch, der durch den Tag begleitet. Godehard sei es immer um die innere Gottesbeziehung gegangen. Diese wirke dann auch nach außen. Dieser Grundsatz habe auch in unserer heutigen, hektischen Gesellschaft nicht an Bedeutung verloren. „Glauben geht, wenn man selber mit Gott auf dem Weg durch dieses Leben ist – wie der heilige Godehard“, schloss Abt Marianus seine Predigt.
„Er war ein Verteidiger der Rechte der Klöster und der Kirche auf der einen Seite. Aber mindestens genauso wollte er, dass die Vertreter der Kirche, die Mönche und Ordensschwestern, glaubwürdig lebten und die Botschaft des Evangeliums verkörperten.”
Zum Abschluss des inspirierenden Gottesdienstes, an dem eine Kerze gesegnet und entzündet wurde, die die Pilger aus Hildesheim auf ihrem Weg begleiten wird, stellte Diözesanarchivarin Prof. Dr. Hannelore Putz das neue Godehard-Buch vor, das die beiden Bischöfe Stefan Oster und Heiner Wilmer zum Jubiläum herausgegeben haben. Godehard habe sehr geradlinig und authentisch als Mann Gottes gelebt. Dabei sei er als Streiter für den Herrn auch Konflikten nicht aus dem Weg gegangen, habe sogar dem bayerischen Herzog und späteren Kaiser Heinrich II. die Stirn geboten, so die Historikerin. „Er war ein Verteidiger der Rechte der Klöster und der Kirche auf der einen Seite. Aber mindestens genauso wollte er, dass die Vertreter der Kirche, die Mönche und Ordensschwestern, glaubwürdig lebten und die Botschaft des Evangeliums verkörperten.“ Dazu gehörte, dass sich die Ordensleute an die Regel des Heiligen Benedikt hielten – dass sie sich dem Gebet widmeten, arbeiteten, studierten und streng asketisch lebten, dass sie ihren Eigenwillen bezwangen und sich so mehr und mehr in die Hand Gottes begaben, zählte Putz auf. Doch hinter diesem anspruchsvollen Programm stehe auch eine sehr alte, gültige Weisheit: „Halte die Regel, dann hält die Regel dich“. Tatsächlich verändere die Lebensweise eines Menschen auch sein Denken und Tun. Das konsequente Leben nach der Regel des Heiligen Benedikt habe Godehard zu einem sehr starken, authentischen, lebensnahen und überzeugenden Abt und Heiligen geformt.
Godehard habe damals wie heute die Menschen zusammengeführt, dies gelte auch für das Buch, an dem viele Akteure aus den beiden Bistümern Hildesheim und Passau mitgewirkt haben. „Dieses Projekt hat so manche von uns in unseren beiden Bistümern ein Stück weit nähergebracht. Es war schön, das Buch gemeinsam zu machen“, fasste Hannelore Putz zusammen.
Einander nähergebracht hat auch dieser Gottesdienst die Gläubigen aus dem Süden und dem Norden. Dazu trugen neben Abt Marianus Bieber, Konzelebrant Markus Scheiermann sowie Diakon Bernhard Huber, Kantor und musikalischer Leiter Tobias Meyer, Organist Michael Culo und der Basilikachor St. Godehard Hildesheim bei.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur