PASSAU. Sonntagnachmittag um 16 Uhr in den Räumen der Studentengemeinde in Passau-St. Nikola: Die Gemüsesuppe dampft. Es riecht nach warmem Leberkäse. Chili con Carne, griechischer Salat und Muffins stehen verlockend bereit. Auch heute wieder haben etwa 20 obdachlose und bedürftige Männer und Frauen den Weg hierher gefunden. Der Grund ist nicht nur die kostenlose Mahlzeit, sondern auch die Gemeinschaft, die Menschen am Rand der Gesellschaft hier sonntags erleben.
Bis vor wenigen Wochen noch haben einige Studenten der Studentengemeinde diese Sonntagsspeisung organisiert. Mit Beginn der Semesterferien hat das HOME Passau dieses wichtige Projekt übernommen und wird es auch über die kalte Jahreszeit hinaus fortführen.
Doch wer verbirgt sich dahinter? Das HOME Passau, das gerade am Domplatz in der früheren Pindl-Schule entsteht, soll eine Schule im Herzen von Passau für Glaubens- und Persönlichkeitsentwicklung werden. Das Herzstück des Hauses bilden bald die bis zu 25 jungen Erwachsenen, die dort neun Monate verbringen, um sich im Glauben zu vertiefen und den Sinn des Lebens zu entdecken. Im Oktober werden die ersten zwölf Jüngerschaftsstudenten starten. Neben Gebet und Gemeinschaft wird unter dem Motto HOME hilft auch der Dienst am Nächsten groß geschrieben. Als erstes caritatives Projekt bietet das HOME Obdachlosen sonntags eine Mahlzeit.
Motor für diese Aktion ist Brian Thomas, der im HOME Passau für die caritativen Projekte zuständig ist. Im Gespräch mit dem Passauer Bistumsblatt wird deutlich, wie er brennt für diese Aufgabe und motiviert ist bis in die Haarspitzen für den Dienst am Nächsten:
„Eins der Kernthemen vom HOME ist ja das Wort Jüngerschaft, also die Nachfolge Jesu. Und ich bin der festen Überzeugung, egal wie fromm man ist, man kommt irgendwann in seiner persönlichen Entwicklung an die eigene Betondecke, wenn man nicht anfängt zu dienen.”
“Was mir wichtig ist: Ich freue mich, dass HOME hilft die Sonntagsspeisung für Bedürftige übernommen hat. Damit macht das Team des zukünftigen HOME jetzt schon deutlich, dass zum Thema „Jüngerschaft“, das ja das Hauptthema im HOME sein wird, immer beides gehört: Frömmigkeit und Liebesdienst, Gebet und Hingabe, Heiliges und Soziales, Gottesdienst und Menschendienst. Allen, die sich jetzt schon dafür einsetzen, bin ich sehr dankbar – und freue mich zu sehen, wie es sich weiter entwickelt – wenn das HOME dann hoffentlich in diesem Sommer eröffnet wird.”
Bischof Stefan Oster
Zum Hintergrund der Sonntagsspeisung erklärt er: „Andere Angebote, sowohl das Konradinum als auch die Bahnhofsmission der Caritas, sind am Sonntag geschlossen.“ Diese Lücke für Bedürftige wolle man schließen. Die Gäste sind zwischen 15.30 und 17.30 Uhr in den Räumen der Studentengemeinde beim Kloster St. Nikola (Kleiner Exerzierplatz 15a) willkommen. „Beim Essen wird durch ausreichenden Abstand natürlich auf die Corona-Auflagen geachtet“, versichert Brian Thomas. Wer mag, könne hinterher noch den Studentengottesdienst in St. Nikola um 18 Uhr besuchen.
Ums Essen allein gehe es bei der Sonntagsspeisung nicht, betont Brian Thomas: „Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein!“ Man wolle mit einem „offenen Ohr, offenen Augen und offenem Herzen“ auf die Menschen in Notlagen zugehen und „sie behandeln, wie man auch Gäste zu Hause behandelt“.
Mit einem Leuchten in den Augen erzählt Brian Thomas von seiner Sehnsucht: „An den Stationen, wo ich bisher Erfahrungen sammeln durfte und wo wir auch Kooperationen anstreben – zum Beispiel Bahnhofsmission, Klinikum oder Altenheim, hatte ich immer die Sehnsucht, mit einer großen bunten Truppe zurückzukommen, also mit Menschen, die sich berühren lassen, die helfen wollen und letzlich die Atmosphäre in der Stadt positiv verändern. Genau das wollen wir jetzt machen. Wenn das gelingt, das würde mich voll freuen!“