PASSAU. Manchmal denkt man, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Und dann gibt’s doch noch eine Steigerung. Bei Obdachlosen, die sich zu dieser Jahreszeit ohnehin mit eisigen Temperaturen auf der Straße herumschlagen, sind nun auch noch die Einschränkungen durch die Corona-Krise dazugekommen.
Wie sich das auf die Betroffenen auswirkt, beschreibt Angelika Leitl-Weber, Leiterin der Passauer Bahnhofsmission der Caritas: „Kälte, Nässe – eigentlich ist für die Obdachlosen im Winter sowieso schon alles schlimm genug. Was jetzt noch dazukommt: Sie dürfen die Bahnhofsmission nicht betreten. Und das wurde in den letzten Jahren immer ganz, ganz stark angenommen. Bei großer Kälte hatten wir 20 bis 30 Leute in den Räumen.“ Viele Orte außer der Bahnhofshalle gebe es jetzt nicht, um sich aufzuwärmen.
Natürlich haben die Einschränkungen auch Auswirkungen auf das Helfer-Team der Bahnhofsmission. „Es ist eine große Herausforderung“, bestätigt Angelika Leitl-Weber. „Wir sind nur noch am Improvisieren.“ Zum aktuellen Hygienekonzept gehören neben dem ständigen Desinfizieren und dem Tragen der FFP2-Masken auch zwei geöffnete Fenster, durch die den Obdachlosen Speisen gereicht werden können. „Es ist für uns sehr anstrengend, so zu arbeiten, ständig mit Masken und dicken Jacken bei den geöffneten Fenstern.“
Dennoch sei es natürlich wichtig, gerade in diesen schwierigen Zeiten die Obdachlosen zu unterstützen. „Wenn man jetzt helfen möchte, kann man Lebensmittelspenden bei uns vorbeibringen“, so Angelika Leitl-Weber. Gefragt seien vor allem haltbare Sachen wie Tee, Kaffee in portionierten Sticks zum Mitgeben, Kaba, H‑Milch, Zucker, Obst-Konserven, Fischkonserven. Aber auch Eintopf- und Suppen-Konserven. Diese könnten sich Menschen, die nur einen einfachen Kocher zur Verfügung haben, leicht selbst warm machen.
Was mir wichtig ist:
“Ich bin überaus dankbar für die Arbeit der Bahnhofsmission. Frau Leitl-Weber hat ein leidenschaftliches Herz für Menschen in prekären Lebenslagen – und auch bei ihrem Team, mit vielen Ehrenamtlichen, spürt man, wie es ihnen wirklich um die Menschen und die Sache geht. Bei meinen Besuchen und Begegnungen dort ist mir deutlich geworden, dass wir mit diesem Angebot von Kirche gerade in Zeiten der Not wirklich an den Rändern der Gesellschaft sein können – und einen für manche Menschen beinahe überlebenswichtigen Dienst anbieten. Daher möchte ich auch sehr dafür werben, die Bahnhofsmission zu unterstützen: durch ehrenamtliche Mitarbeit oder durch Spenden.”
Winterkleidung werde dagegen derzeit nicht gebraucht. Da sei das Lager voll. Benötigt werden nur T‑Shirts, Unterwäsche und Socken in allen gängigen Damen- und Herrengrößen. Diese aber am besten neu, zumindest sehr gut erhalten und sauber.
Abgeben kann man die Spenden bei der Passauer Bahnhofsmission in der Bahnhofstraße 29 von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr und am Samstag von 8 bis 14 Uhr. Die Tür zur Bahnhofsmission ist zur Zeit versperrt. Um die Einrichtung zu erreichen, geht man durch die Bahnhofshalle durch und dann links an den Schließfächern vorbei, bis am Bahnsteig 1 die zwei geöffneten Fenster kommen. Die sonst üblichen Reisehilfen der Bahnhofsmission sind derzeit wegen Corona dagegen nicht gefragt.
Die Bahnhofsmission – ein Ort, an dem gerade jetzt viele Probleme zusammenkommen. Aber auch ein Ort der Hoffnung. Ein Zufluchtsort für Obdachlose. Denn hier wird keiner, der am Rand der Gesellschaft gelandet ist, von oben betrachtet. Hier wird jeder Mensch mit Würde behandelt. Und dieses Angenommensein spiegelt sich in den Gesichtern und Reaktionen der Menschen wider, die in der Bahnhofsmission der Caritas Hilfe suchen. Hier wird folgender Spruch mit Leben erfüllt: „In jedem Menschen steckt ein König. Sprich zu dem König – und er wird hervorkommen!“
Ursula Friedenberger
Spendenabgabe:
Passauer Bahnhofsmission in der Bahnhofstraße 29, Passau
Lebensmittelspenden:
- Tee, Kaffee in portionierten Sticks, Kaba
- H‑Milch, Zucker
- Obst-Konserven, Fischkonserven, Eintopf- und Suppen-Konserven
- Montag bis Freitag
-
8:00 und 16:00 Uhr
- Samstag
-
8:00 bis 14:00 Uhr