Es gibt diesen Punkt im Leben der meisten jungen Menschen, an dem sie sich fragen: Wie geht es weiter? Welche Aufgabe passt zu mir? Was bringt mir Freude und Erfüllung?
Ganz klar: Die jungen Menschen, die sich heutzutage für einen kirchlichen Beruf interessieren, werden rasant weniger. Aber es gibt sie noch! Umso mehr freute es Domvikar Peter Kunz, Leiter der Berufungspastoral im Bistum Passau, und Martin Clemens, Referent der Berufungspastoral, dass 30 Interessierte letzten Samstag zum Berufungstag ins Haus St. Max gekommen waren, davon 14 vom „Home“ am Domplatz. Peter Kunz: „Die Teilnehmer sind vom Alter her bunt gemischt und interessieren sich für die unterschiedlichsten kirchlichen Berufe – vom Priester über die Gemeindearbeit, für das Amt des Diakons, für das geweihte Leben oder auch eine Tätigkeit als Religionslehrer.“ Man wolle ein Gruppenerlebnis schaffen, so dass die Leute aus den unterschiedlichsten Teilen des Bistums und darüber hinaus merken: Ich bin nicht allein mit meinem Wunsch nach einem kirchlichen Beruf.
„Was mir wichtig ist: Jeder Mensch sucht nach dem, was für ihn Sinn macht. Sinnerfahrung ist etwas, das mich motiviert, das mir Freude gibt im Leben, am Tun. Es stellt sich vielleicht die Frage: Was möchte ich? Dass ich Anerkennung bekomme, Einfluss habe oder viel Geld verdiene? Gibt es aber auch eine Art von Sinnerfahrung, die mehr ist als das, was nur die Welt zu bieten hat? Ich glaube, dass es ein Berührtwerden von Gott gibt und wenn man dieser Spur folgt und erkennt, in Jesus Christus ist das, was uns zieht, was uns erfüllt mit Freude, mit Dankbarkeit, mit Sinn – dann glaube ich, kann so etwas wie Berufung wachsen! Und wenn man diesem Ruf folgt und auch darin bleibt – es ist ja nicht so leicht, in dieser Gesellschaft diese Verbindung zu halten – dann ist das etwas tief Erfüllendes!”
Wie Berufung ablaufen könnte, beschrieb Bischof Dr. Stefan Oster SDB in seinem fesselnden Vortrag: „Eine der herausforderndsten Erfahrungen in unserem Leben ist: Wie kommen wir eigentlich über uns hinaus? Vielleicht habt ihr schon einmal die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn ich immer nur um mich selber kreise und überlege, was ich zu tun habe. Vielleicht habt ihr aber auch schon die Erfahrung gemacht, wenn ich von etwas tief bewegt bin, dass ich dann von mir selber weg komme.“ Der Bischof weiter: „‚Hingerissen‘ sagen wir machmal im Blick auf etwas Schönes wie eine Bergkulisse oder einen Sonnenuntergang. Und in diesem Augenblick kann das, was dich hinreißt, etwas mit dir machen. Wenn wir nur bei uns bleiben und die Dinge kontrollieren, dann bleiben wir zwar der Chef im Ring. Aber ehrlich gesagt, wird dieses Leben langweilig. Wenn Berufung damit zu tun hat, dass Gott in dein Leben eintreten darf und du lernst, er ist der Regisseur, er führt dich zu dem Platz, an den du hingestellt sein sollst, dann kann ein Lebensabenteuer beginnen, das nicht vorhersehbar ist. Wenn du dich darauf einlässt, dann ist es in jedem Fall das, was dich erfüllen kann mit Freude und mit der Erfahrung von Sinn. Du kannst die Frage stellen: Wird‘s leicht werden? Wahrscheinlich nicht. Wird‘s mehr Sinn machen als alles andere in deinem Leben? Ja. Weil es in dieser Welt nichts gibt, was so viel Sinn macht wie die Begegnung mit Christus!“
Elisabeth Grübl (26) aus Passau meinte im Anschluss: „Mich haben vor allem die Worte des Bischofs beeindruckt, als er sagte, dass nicht nur das eigene Ich im Vordergrund stehen, sondern Gott der Regisseur des Lebens sein sollte.“ Die 18-jährige Lani Bentler vom „Home“ am Passauer Domplatz erzählte, dass sie heuer Abitur gemacht hat und nun darüber nachdenkt, wo der Weg hingehen soll. Die Abiturientin aus Paderborn überlegt, ein Musikstudium zu beginnen und dies mit einem Beruf in der Kirche zu verbinden.
Janos Kis (54) aus Postmünster im Pfarrverband Pfarrkirchen erzählte, dass er in der Baubranche arbeitet, in der Kirche als Lektor, in der Kirchenverwaltung und im Kirchenchor tätig ist und nun das Amt des Diakons anstrebt: „Mich hat der Berufungstag in meinem Wunsch bestärkt! Das versteht zwar nicht jeder, aber Ironie lässt sich leicht überwinden für die große Sache!“
An diesem Berufungstag wurden nicht nur die Köpfe der Teilnehmer mit Informationen „gefüttert“. Beim Gottesdienst in der Andreaskapelle waren die Herzen erfüllt von den Gedanken und Möglichkeiten, die zuvor aufgezeigt worden waren. Am Altar standen neben Bischof Stefan Oster Domvikar Peter Kunz und Diakon Anton Cuffari.
Noch Fragen? Antworten über Berufe in der Kirche gibt es unter berufungspastoral@bistum-passau.de