KiRiKi – das ist eine Gruppe Ehrenamtlicher, die sich bereits seit ihrem Gründungsjahr 1982 für Entwicklungszusammenarbeit einsetzt. Zusammen mit drei Geistlichen und einigen Freiwilligen aus den namensgebenden Pfarrgemeinden Kirchberg im Wald, Rinchnach und Kirchdorf im Wald legten die beiden Entwicklungshelfer Erich Mühlbauer und Otto Rager einst das Fundament. Hieraus ging ein bereits über Jahrzehnte andauernder, kontinuierlicher Kontakt zu verschiedenen Projekten in ärmeren Ländern unseren einen Welt hervor.
So konnten mittels hierzulande organisierter Veranstaltungen und der im Zuge dessen gesammelten Spenden der Bau und der langfristige Unterhalt von Kinderheimen, Schulen und Jugendzentren – beispielsweise in Kamerun, Senegal oder Bolivien – unterstützt werden. Der Geldtransfer wird über das Hilfswerk Misereor abgewickelt.
Aktuell steht besonders „Hands of care and hope“, eine Initiative der „Franciscian Missionary Sisters for Africa“ in den Slums der kenianischen Hauptstadt Nairobi, im Fokus des Engagements. Ein Besuch der projekteigenen Einrichtungen konfrontierte mit Einblicken in eine paradoxe Realität: Armut, fundamentale Krisen und für uns unvorstellbare Lebensbedingungen am absoluten Existenzminimum auf der einen sowie glitzernde Kinderaugen, unglaubliche Gastfreundschaft, Dankbarkeit und Gottverbundenheit auf der anderen Seite.
Text: Susanne Kopp
„Wessen Kind bin ich?“ Gedanken zu einer beeindruckenden Reise
Mit dabei auf der Reise nach Kenia (siehe Bericht oben) war auch die angehende Pastoralreferentin Viktoria Brengmann. Sie hat für das Bistumsblatt zusammengefasst, was sie so bewegt hat.
„Whose child am I?“, fragen die Kinder. „Wessen Kind bin ich?“, wiederholen sie immer wieder.
Wessen Kind sind sie, diese Kleinen, deren Augen uns Geschichten erzählen, in denen zwei Dinge so nah beieinander zu sein scheinen: „Feiere das Leben! Sei dankbar für alle Kleinigkeiten!“ und „Ich kann nicht mehr.“ So früh erwachsen zu werden hinterlässt tiefgreifende Spuren.
Wessen Kind sind sie?
Das Kind der Mutter, die sich jeden Tag auf Kenias größter Müllhalde „Dandora“ wiederfindet und mit bloßen Händen in den unangenehm riechenden Abfallbergen wühlt, um nur eine Mahlzeit für ihre Familie zu sichern? Das Kind der Mutter, die mit ihrem kleinen Baby auf dem dreckigen Boden ihrer Wellblechhütte sitzt und aufgrund von Krankheit selbst auf Hilfe angewiesen ist? Das Kind der Mutter, die den Alltag des Slums nicht mehr erträgt und deswegen mit Alkohol und Drogen aus dieser Realität entflieht?
Das Kind der Mutter, die an HIV erkrankt ist und deren kleines Mädchen dasselbe Schicksal ereilt hat?
Das Kind der Mutter, die die jüngeren Geschwister tagsüber auf engstem Raum ohne Licht einsperren muss, weil sie während ihrer Arbeitszeit keine Betreuung für sie hat? Das Kind der Mutter, die uns in ihrem dunklen Zuhause ohne Elektrizität äußerst gastfreundlich empfängt und zuallererst ein Gebet anstimmt, um Gott für ihr Wohlbefinden in diesen vier Wänden zu danken?
Das Kind der Mutter, die eine Plastikflasche in das Dach ihrer ansonsten löchrigen Hütte gesteckt hat, um zumindest tagsüber eine improvisierte Lampe zu haben?
Das Kind der Mutter, die – zusammen mit ihrem Mann – schon früh bei einem Autounfall ums Leben kam und keine Angehörigen und somit kein Daheim für ihre verwaiste Tochter hinterlässt?
Das Kind des Vaters, dessen sechsjähriger Sohn sich täglich selbstständig auf den Weg zur Schule macht, da er selbst in Nachtschichten den Müll anderer Menschen in einer ansonsten so dreckigen Umgebung einsammelt?
Oder ein Kind Gottes, der der große Hoffnungsanker dieser Slumbewohner ist? Ein Kind Gottes, für den angesichts der leidvollen Umstände in zahlreichen Breitengraden oftmals nur noch Frage und Klage übrigbleibt?
Oder ein Kind unserer einen Weltfamilie, zu der wir alle gehören?
Wessen Kind sind sie?
Gott hat uns die Freiheit geschenkt, unsere Augen vor der Bitterkeit und Ungerechtigkeit dieses Erdendaseins zu verschließen.
Er hat uns aber ebenso Verantwortung für seine Schöpfung gegeben, deren Teil wir alle sind und die uns alle – über Landes- und Generationengrenzen hinweg – miteinander verbindet.
Mensch, es ist nicht deine Schuld, dass es so ist, wie es ist. Aber es ist deine Schuld, wenn es so bleibt.
Sie sind deine Schwestern und Brüder!