Weltkirche

„Wir sind eine Familie“

Redaktion am 17.05.2022

2022 05 17 pb alb satumare aufmacher Foto: Susanne Schmidt
Bischof Stefan Oster SDB bei seinem Besuch in Satu Mare.

Seit Jahrzehnten besteht zwischen dem Bistum Passau und der rumänischen Diözese Satu Mare, die direkt an die Ukraine angrenzt, eine freundschaftliche Verbindung. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit besuchte nun Bischof Stefan Oster SDB das Bistum. Die Delegation kehrte mit vielfältigen Eindrücken zurück in die Heimat.

Satu Mare liegt eine Tages­rei­se ent­fernt. Doch die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­woh­ner des Bis­tums unter­schei­den sich sehr von denen in Nie­der­bay­ern: Vie­len Men­schen fehlt es an dem Nötigs­ten. Katho­li­ken sind in der Min­der­heit. Durch die Ver­schie­bung der Gren­zen nach dem Krieg ist das Gebiet unga­risch geprägt und die Ein­woh­ner iden­ti­fi­zie­ren sich mit Ungarn, sind jedoch geo­gra­fisch in Rumä­ni­en. Schon seit Jahr­zehn­ten unter­stützt die Diö­ze­se Pas­sau daher das rumä­ni­sche Bis­tum mit Hilfs­pro­jek­ten auf ver­schie­de­nen Ebe­nen. Bischof Ste­fan Oster und die Grup­pe aus Nie­der­bay­ern sowie der Inns­bru­cker Bischof Her­mann Glett­ler, des­sen Bis­tum sich eben­falls dort enga­giert, nutz­ten die Rei­se, um die unter­schied­li­chen Ein­rich­tun­gen und Pro­jek­te zu besuchen. 

Auch die Situa­ti­on der katho­li­schen Min­der­heit ist prä­gend für das Wir­ken der Kir­che vor Ort. In sei­ner Pre­digt am Diens­tag­abend sag­te Bischof Ste­fan über die lan­ge, sehr wech­sel­haf­te und ein­drucks­vol­le Geschich­te der Diö­ze­se“, dass er sehr viel ler­nen durf­te, wie die Men­schen im Bis­tum trotz Unter­drü­ckung mit ihrem Glau­ben stets wei­ter­ge­gan­gen sei­en, mit vie­len Ver­bin­dun­gen in ande­re Län­der, auch zu uns“. Der Zusam­men­halt auch der Min­der­hei­ten und die pas­to­ra­le Arbeit sei­en eindrucksvoll.

2022 05 17 pb alb satumare gruppe Foto: Susanne Schmidt
Am Morgen feierten Bischof Stefan Oster SDB (Passau), Bischof Jenö Schönberger (Satu Mare) und Bischof Hermann Glettler (Innsbruck) gemeinsam mit Generalvikar Josef Ederer und Caritasvorstand Konrad Niederländer sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Bistümern Satu Mare, Innsbruck und Passau die Hl. Messe.

Eine der ers­ten Sta­tio­nen der Rumä­ni­en­rei­se waren zwei kirch­li­che Reha-Zen­tren in Satu Mare: das Cari­tas-Reha Zen­trum und das Reha-Zen­trum Janos Scheff­ler. In bei­den Zen­tren wer­den Kin­der ab der Geburt bis zu einem Alter von sie­ben, im zweit­ge­nann­ten sogar bis 18 Jah­ren ambu­lant geför­dert und the­ra­peu­tisch ver­sorgt, die unter Ent­wick­lungs- und Auf­merk­sam­keits­stö­run­gen lei­den. Vor allem Kin­der mit Autis­mus gebe es vie­le, wie der Lei­ter der Ein­rich­tung berich­te­te. Gera­de nach der Coro­na-Pan­de­mie sei die Situa­ti­on vie­ler sozi­al schwä­che­rer Fami­li­en enorm ange­spannt gewe­sen. Nun wur­de die Situa­ti­on durch den Kriegs­aus­bruch im Nach­bar­land Ukrai­ne erneut ver­schärft. Die Kos­ten für die­se Ver­sor­gung wer­den von rumä­ni­schen Kran­ken­kas­sen nur zu ca. einem Drit­tel über­nom­men, die Cari­tas vor Ort muss den Rest der Kos­ten selbst tra­gen“, erklärt Cari­tas­vor­stand Kon­rad Nie­der­län­der. Des­halb unter­stützt die Diö­ze­san-Cari­tas Pas­sau das Zen­trum seit vie­len Jah­ren in sei­ner Arbeit.“

In einer gemein­sa­men Hl. Mes­se über­reich­te der Bischof Jenö Schön­ber­ger im Namen der Diö­ze­se Satu Mare den Bischö­fen Ste­fan Oster und Her­mann Glett­ler die Sil­ber­me­dail­le Seli­ger Johan­nes Scheff­ler als Dank für die lang­jäh­ri­ge Unter­stüt­zung der pas­to­ra­len Pro­gram­me und der kari­ta­ti­ven Hil­fe aus Passau. 

2022 05 17 pb alb satumare orden Foto: Susanne Schmidt
Bischof Jenö Schönberger überreichte im Namen der Diözese Satu Mare Bischof Stefan und Bischof Hermann die Silbermedaille Seliger Johannes Scheffler als Dank für die langjährige Unterstützung der pastoralen Programme und der karitativen Hilfe aus Passau.

Im Bis­tum Satu Mare leben vie­le Roma-Fami­li­en. Sie woh­nen gro­ßen­teils in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen, haben nur wenig Per­spek­ti­ven, sind teils nicht alpha­be­ti­siert und oft fehlt es ihnen am All­täg­li­chen. Vor allem Kin­der sind betrof­fen. Die Cari­tas Satu Mare und ande­re Sozi­al­ein­rich­tun­gen des Bis­tums küm­mern sich um die­se Fami­li­en in ver­schie­de­nen Ein­rich­tun­gen, die durch das Bis­tum und die Cari­tas Pas­sau unter­stützt wer­den. So hos­pi­tier­ten Bischof Ste­fan und die Pas­sau­er Grup­pe in eini­gen die­ser Häu­ser, wie das Haus der Freund­schaft“ (Tages­stät­te), die Don-Bosco-Kin­der­ta­ges­stät­te und das Inte­gra­ti­ons­zen­trum Stel­la Maris. Kin­der wer­den dort betreut, kön­nen spie­len, bekom­men regel­mä­ßi­ge Mahl­zei­ten, ler­nen all­täg­li­che Din­ge wie Kör­per­hy­gie­ne, Spre­chen, Lesen, Schrei­ben und vie­les mehr. Und vor allem tra­gen die Ein­rich­tun­gen dazu bei, dass die Kin­der gut und sicher auf­wach­sen – und ein­fach Kin­der sein dürfen. 

Am Mitt­woch stand ein beson­de­res Ziel auf dem Pro­gramm: das Cari­tas-Zen­trum in Mára­ma­ross­zi­get in der Stadt Sighe­tu Mar­ma­ti­ei, das direkt an der Gren­ze zur Ukrai­ne liegt. Dort wer­den einer­seits vor Ort in Zusam­men­ar­beit mit der Gemein­de Flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne ver­sorgt, aber ande­rer­seits auch von dort aus eine Part­ner­stadt in der Ukrai­ne unter­stützt, wel­che Zufluchts­stät­te vie­ler Flücht­lin­ge ist, die inner­halb des Lan­des geflo­hen sind. Chris­ten ver­schie­de­ner Kon­fes­sio­nen, Ärz­te, NGOs wie Cari­tas und die Fun­da­tia Hans Lind­ner Stif­tung arbei­ten hier für ein Ziel: Not lin­dern, Men­schen hel­fen. Egal, ob es Kriegs­flücht­lin­ge sind oder Men­schen, die hier schon vor dem Krieg drin­gend medi­zi­ni­sche Betreu­ung benö­tig­ten. Die­se Mobil­ma­chung und Bün­de­lung von Kräf­ten beein­druck­ten mich zutiefst“, betont Bischof Ste­fan. Ich bin froh und dank­bar, dass Kir­che auch hier im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes an die Gren­zen geht.“

2022 05 17 pb alb satumare lager Foto: Susanne Schmidt
Im Caritas-Warenlager in Satu Mare werden die Hilfsgüter umgeladen, um sie weiter zu transportieren oder an Hilfsbedürftige vor Ort zu verteilen.

Ange­sichts des Kriegs­aus­bruchs in der Ukrai­ne hat­te die­se Rei­se eine neue Dimen­si­on erhal­ten“, so der Bischof, der dort auch dabei sein konn­te, als ein Lkw bestückt mit 40 Ton­nen Hilfs­gü­tern aus dem Bis­tum Pas­sau im Waren­la­ger der Cari­tas in Satu Mare ange­kom­men ist. Die ins­ge­samt 36 Palet­ten mit Waren – halt­ba­re Lebens­mit­tel, Hygie­ne­ar­ti­kel für Kin­der und Senio­ren sowie Arz­nei­mit­tel – für die Ukrai­ne über­ga­ben Bischof Ste­fan Oster, Gene­ral­vi­kar Josef Ede­rer und Cari­tas­vor­stand Kon­rad Nie­der­län­der der Cari­tas Satu Mare. Dort wer­den die Waren umge­la­den, um wei­ter in die Regio­nen gebracht zu wer­den, wo sie drin­gend benö­tigt wer­den. Nach einer sehr inten­si­ven Woche bin ich sehr beein­druckt von der Logis­tik hier, wie geplant wird, wo die Hilfs­gü­ter von hier aus dort­hin in die Ukrai­ne gebracht wer­den, wo die Not am größ­ten ist“, so Bischof Oster.

In einer gemein­sa­men Akti­on haben der Diö­ze­sanca­ri­tas­ver­band und das Bis­tum Pas­sau mit der Fun­da­tia Hans Lind­ner Stif­tung den Trans­port auf die Bei­ne gestellt. Gro­ßer Dank gilt auch den Spen­de­rin­nen und Spen­dern im Bis­tum Pas­sau, die die Beschaf­fung der Hilfs­gü­ter mit über 20.000 Euro unter­stützt haben.

Für die Grup­pe aus Pas­sau war das der Abschluss einer ein­wö­chi­gen Besuchs­rei­se nach Satu Mare. Am Ende der Rei­se beton­te Bischof Ste­fan: Wir sind eine Fami­lie auf der Welt, wir sind Glau­bens­ge­schwis­ter, es ist unse­re Pflicht den­je­ni­gen zu hel­fen, die nichts haben.“

Schmidt Susanne

Susanne Schmidt

Bischöfliche Pressesprecherin

Monika Zieringer

Monika Zieringer

Leitung Pressestelle Bistum Passau

2022 05 17 pb alb satumare jonglieren Foto: Susanne Schmidt
Bei seinem Besuch in Satu Mare begeisterte Bischof Stefan Oster vor allem die Kinder, als er mit Bällen jonglierte.

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