Das glauben wir

„Er war glaubwürdig“

Redaktion am 08.04.2024

2024 04 05 pb alb bruder konrad jubilaeum aquarell dorner weise Foto: Deutsche Kapuzinerprovinz und Kapuzinerkloster Altötting
Bruder Konrad-Darstellung auf einem Aquarell von Rosemary Dorner-Weise (1983).

Bruder Konrad von Parzham starb vor 130 Jahren. Nur vierzig Jahre später wurde der Klosterpförtner aus Altötting heiliggesprochen. Er war und ist hochverehrt, trotz seines zurückhaltenden Wesens – eine Annäherung zum Doppeljubiläum.

Lie­ber Br. Mari­nus, alle mit dem Gna­den­ort Alt­öt­ting schon län­ger Ver­bun­de­nen ken­nen“ Bru­der Kon­rad recht gut. Wie aber wür­den Sie den hei­li­gen Klos­ter­pfört­ner heu­te einem reli­gi­ös nicht vor­ge­bil­de­ten Men­schen beschrei­ben?
Bru­der Mari­nus:
Bru­der Kon­rad war eine treue See­le, ein Mensch, der sich in den Dienst für ande­re gestellt hat, ein väter­li­cher Typ. Sein Lebens­stil war ein­fach, sein Glau­be geer­det. Er schätz­te das Schwei­gen, die inne­re Samm­lung und das Gebet. So schöpf­te er Kraft für sei­ne Auf­ga­be. Er hat­te sei­nen Stand­punkt, sein Reden und Tun stimm­ten über­ein: er war glaub­wür­dig. Bru­der Kon­rad war ein auf­merk­sa­mer Zuhö­rer, er steck­te nie­man­den in Schub­la­den. Er nahm die Men­schen an, wie sie waren. Er war ein Men­schen­ken­ner und Men­schen­freund – die­se Hal­tung täte uns heu­te auch gut. Außer­dem war er im wah­ren Wort­sinn ein Brot­ge­ber! Bedürf­ti­ge Men­schen lagen ihm beson­ders am Her­zen. Er gab ein gutes Wort und er gab Brot: so leb­te er christ­li­che Nächs­ten­lie­be sehr konkret.

2024 04 05 pb alb bruder konrad jubilaeum sterbebild Foto: Roswitha Dorfner
Eine bleibende Erinnerung: Vor dem Hintergrund des Bruder-Konrad-Klosters hält eine Verehrerin das Sterbebild des heiligen Kapuziners in ihrer Hand. Es ist das einzige Foto, das von Bruder Konrad existiert, der zeitlebens kein Aufhebens um seine Person machte und demütig 41 Jahre lang den Dienst an der Klosterpforte versah.

Was zeich­net Bru­der Kon­rad aus, dass er auch heu­te noch – 130 Jah­re nach sei­nem Tod und 90 Jah­re nach der Hei­lig­spre­chung – ein Vor­bild in Lebens­fra­gen, in der Lebens­füh­rung sein kann?
Bru­der Mari­nus:
Sei­ne Zeit war anders als die unse­re. Sein Leben lässt sich nicht ein­fach über­tra­gen auf uns. Aller­dings schei­nen mir Voll­zü­ge sei­nes Lebens, die er als Mensch und Christ ver­wirk­licht hat gera­de­zu aktu­ell: Er war ent­schlos­sen und gerad­li­nig, kein Fähn­chen im Wind. Er hat sich nicht mani­pu­lie­ren las­sen und sei­ne Fröm­mig­keit war geer­det. Zu den Men­schen war er gütig und auf­merk­sam. Er war kein Träu­mer, kein Welt­flücht­ling, eher ein gläu­bi­ger Rea­list. Bru­der Kon­rad konn­te abschal­ten, sich ins Gebet ver­sen­ken, das Wich­ti­ge vom Unwich­ti­gen unter­schei­den. Er war zuver­sicht­lich, ein Vor­bild in der Hoff­nung. Er hat­te das Herz am rech­ten Fleck. Sein Glau­be war ein­fach und stark zugleich. Die­se Tie­fe und Wei­te wür­de uns heu­te hel­fen. Kon­rad hat­te einen inne­ren Kom­pass. Sein Leben war auf Jesus fokus­siert, er woll­te als Kapu­zi­ner leben, ein­fach, in Gemein­schaft, reli­gi­ös geprägt, für ande­re – ruhig, gelas­sen, kon­se­quent, statt emo­tio­nal über­dreht. Etwas von sei­ner Art wünsch­te ich mir in allem Tru­bel und der hohen Geschwin­dig­keit moder­nen Lebens.

Pater Vik­tri­zi­us Weiß, für den ein Selig­spre­chungs­ver­fah­ren läuft, war in den letz­ten Jah­ren Bru­der Kon­rads im Annaklos­ter und wäh­rend sei­nes Todes Kapu­zi­ner­pro­vin­zi­al in Alt­öt­ting. Wie schät­zen Sie die Ver­bin­dung der bei­den Ordens­brü­der ein?
Bru­der Mari­nus:
Zwi­schen dem lang­jäh­ri­gen Pro­vin­zi­al der Baye­ri­schen Pro­vinz Pater Vik­tri­zi­us Weiß (18421924) und Bru­der Kon­rad gibt es eine mehr­fa­che Ver­bin­dung. Nicht nur die nie­der­baye­ri­sche Hei­mat und die Baye­ri­sche Ordens­pro­vinz der Kapu­zi­ner sind ihnen gemein­sam, sie haben sich auch per­sön­lich gekannt. Pater Vik­tri­zi­us leb­te und wirk­te als Pro­vin­zi­al und Ex-Pro­vin­zi­al meh­re­re Jah­re in Alt­öt­ting St. Anna, wo Bru­der Kon­rad gleich­zei­tig sei­nen Dienst an der Pfor­te tat. Soweit wir wis­sen kön­nen, hat Vik­tri­zi­us den Pfor­ten­bru­der Kon­rad gekannt und geschätzt. Vik­tri­zi­us war einer, der zuhö­ren konn­te. Ich ver­mu­te, dass bei­de – Vik­tri­zi­us und Kon­rad – sich gut ver­stan­den haben, weil sie das Gebet schätzten.

Bruder Konrad-Darstellungen

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Für Bru­der Kon­rad spiel­te die Gna­den­mut­ter eine her­aus­ra­gen­de Rol­le. Wie steht es um die Mari­en­fröm­mig­keit bei den Kapu­zi­nern gene­rell?
Bru­der Mari­nus:
Maria, die Mut­ter Jesu, ist die Patro­nin des Fran­zis­kus­or­dens. Für Fran­zis­kus ist sie Urbild der Kir­che, d.h. sie ist die Magd des Herrn, sie leb­te in und aus dem Wort Got­tes. Wir Kapu­zi­ner ehren Maria als die Mut­ter Jesu, das Rosen­kranz­ge­bet und ande­re maria­ni­sche Gebe­te wer­den bei uns gepflegt. Bru­der Kon­rad ist gern zu Mari­en­wall­fahrts­or­ten gepil­gert, wie Maria­hilf ob Pas­sau. In Alt­öt­ting war er am rich­ti­gen Platz. Jeden Mor­gen ging er zur Mes­se in die Gna­den­ka­pel­le und minis­trier­te. Kon­rad hat sei­ne Mut­ter ver­lo­ren als er 14 war: ich kann mir vor­stel­len, dass er in Maria ein wenig die Gebor­gen­heit fand, die er im Leben such­te. Die Aus­sa­ge Gott hat gehol­fen“ fin­den wir auf vie­len Votiv­ta­feln. Die­se Erfah­rung teilt Bru­der Kon­rad mit ihnen.

2024 04 05 pb alb bruder konrad jubilaeum weckerl Foto: Roswitha Dorfner
Ein Fest der Freude und des Miteinanders: Jedes Jahr laden die Kapuziner nach der Festmesse am Sonntag des Bruder-Konrad-Festes (heuer am 21. April) zum geselligen Beisammensein mit den Gläubigen am Basilikavorplatz in Altötting ein mit Verteilung von „Bruder-Konrad-Weckerl“ – im Foto durch Br. Marinus Parzinger – und Freigetränken.

Wel­che Rol­le spielt Ihrer Ansicht nach Bru­der Kon­rad selbst in den kom­men­den Jah­ren und Jahr­zehn­ten einer sich ver­än­dern­den Glau­bens­land­schaft und eines sich ver­än­dern­den Wall­fahrts­le­bens für Alt­öt­ting und für die Kapu­zi­ner?
Bru­der Mari­nus:
Eine Aus­sa­ge von Karl Rah­ner, der vor 40 Jah­ren gestor­ben ist, wird häu­fig zitiert: Der Christ von Mor­gen wird ein Mys­ti­ker sein oder er ist nicht mehr. Kon­rad steht einer­seits für Lebens­nä­he und ande­rer­seits für ehr­li­che Suche nach dem Geheim­nis Got­tes. Kon­rad ist ein Mys­ti­ker! Ich sehe in ihm ein Vor­bild: trotz vie­ler Arbeit sich zu sam­meln. Er ist inner­lich auf dem Weg, das Ziel geht über die­se Welt hin­aus. Er strebt die Hei­mat bei Gott an. Kon­rad hat sich mutig ent­schie­den für sei­ne Beru­fung. Ich glau­be, dass wir in Zukunft Chris­ten brau­chen, die Erfah­rung mit Gott gemacht haben und die sich für ihn ent­schei­den. Ich bin über­zeugt, dass uns der hl. Br. Kon­rad heu­te Impul­se gibt, was die Aus­rich­tung auf Gott, das Üben in Stil­le und Gebet betrifft, das Hören auf Got­tes Wort eben­so das Gespräch mit Men­schen. Leben und Glau­ben waren bei ihm eng ver­bun­den. Als Chris­ten kön­nen wir nur so Glaub­wür­dig­keit gewin­nen. Was wir sagen, muss erkenn­bar sein im Leben.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

Am Sams­tag, 20. und Sonn­tag, 21. April fei­ern die Kapu­zi­ner in Alt­öt­ting das Bru­der-Kon­rad-Fest – heu­er im Geden­ken an den 130. Todes­tag und die Hei­lig­spre­chung des Klos­ter­pfört­ners vor 90 Jah­ren. Fest­pre­di­ger am Sams­tag um 20 Uhr in der Basi­li­ka wird Fran­zis­ka­ner­bru­der Ste­fan Feder­busch sein. Zele­brant und Pre­di­ger der Fest­mes­se am Sonn­tag um 10 Uhr ist Erz­bi­schof em. Lud­wig Schick.

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