Erstmals nach zwei Jahren Corona-Pause fanden wieder Bruder Konrad-Festtage ohne Beschränkungen und mit Lichterprozession, Orchestermesse und geselligem Beisammensein statt. „Wir versuchen wieder in Schwung zu kommen“, kommentierte dies Kapuzinerpater Br. Marinus Parzinger, als er die Besucher zum Vorabendgottesdienst am 23. April begrüßte. Zu viel Schwung sollte es dann aber auch nicht sein. Wie es zu dem sehr bescheidenen Heiligen passe, „wollen wir uns ganz nüchtern unserem Glauben stellen“, fügte der Guardian des St. Konradklosters hinzu. Wallfahrer, Marienverehrer und Altötting-Freunde schätzen den Patron der Kapuziner und dritten Passauer Diözesanpatron gerade auch wegen dessen Bescheidenheit – die Festtage rund um den Todestag des Bruder Konrads von Parzham (22.12.1818 – 21.4.1894) sind sehr gerne und zahlreich besucht.
Bruder Konradfest – Impressionen
Festprediger Kapuzinerpater Br. Jens Kusenberg stellte Bruder Konrad als „Türöffner zum Frieden“ und als „Türöffner zum Glauben“ vor. Im Dezember 2019 zum Priester geweiht, ist Br. Jens derzeit als Kaplan in München-Isarvorstadt im Einsatz. Leserinnen und Leser dieser Zeitung kennen ihn als Impuls-Schreiber auf der Seite „Betrachtung zum Sonntag“. Der junge Kapuziner predigte beim Vorabend-Gottesdienst am Samstagabend über Bruder Konrad als Beispiel eines Heiligen und beim Festgottesdienst am Sonntag über Bruder Konrad als österlichen Menschen – beide Gottesdienste fanden in der St. Anna-Basilika statt.
Br. Konrad sei auch ganz bewusst als „Gegenbild zum Rassenwahn und der Gewalt des III. Reiches“ heiliggesprochen worden, leitete Br. Jens seine erste Predigt ein. Es seien nicht große Worte und Taten, die einen Heiligen ausmachen; Br. Konrad beweise dies, strahle doch gerade sein „simples und unspektakuläres Leben“ bis heute aus. Fromm sei er gewesen, still und oft im Gebet. Gleichzeitig aber habe er sich „der Welt gestellt“, sich um die Menschen an der Pforte gekümmert; er habe seinen ganz eigenen Weg gefunden. Eben dies riet Br. Jens auch seinen Zuhörern: als Christ in der Welt je den eigenen Weg gehen, „mehr Mensch zu werden und auf andere Menschen zuzugehen“. In seiner zweiten Predigt charakterisierte Br. Jens den „österlichen Menschen“ als jemanden, der „betet und die Realität Gottes anerkennt“; der „keine Angst hat, sich selbst loszulassen“; der in der Stille die Chance sieht, „sich selbst und Gott zu erkennen“; der sich der Welt stellt so wie sie ist; der in kritischer Distanz zur Welt steht und an die Möglichkeit glaubt, dass Jesus wie versprochen „alles neu machen“ werde.
Nach der Orchestermesse am Sonntag – an der u.a. Altöttings Dritter Bürgermeister Hubert Rothmayer (SPD), mehrere Stadträte, Vereine und Verbände teilnahmen – verteilten die Kapuziner „Bruder-Konrad-Weckerl“ und Freigetränke auf dem Basilika-Vorplatz. Die Vorabendmesse am Samstag wurde von der Altöttinger Hofmusik und Kapellsolisten musikalisch gestaltet; bei der Festmesse am Sonntag führten Altöttings Kapellchor und Orchester unter der Leitung von Kapellmeister Stephan Thinnes Franz Schuberts Messe in G‑Dur auf. Die feierliche Vesper am Sonntagnachmittag in der St. Konradkirche gestaltete die Schola Autingensis. Am Sonntagmittag fand außerdem eine festliche Eucharistiefeier mit einem Ensemble der Altöttinger Kapellsingknaben und Mädchenkantorei unter Leitung von Herbert Hager statt.
Michael Glaß
Readkteur