Deutschland rettet Lebensmittel – im Rahmen einer Aktionswoche unter diesem Titel nahmen zehn ausgebildete Hauswirtschafterinnen die Herausforderung an und zeigten, was sie mit Kreativität gepaart mit Fachwissen auf die Teller zaubern können.
„Alles, was rum liegt und fort muss“ sollten die Teilnehmerinnen zum Workshop des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mitnehmen, um gemeinsam aus den mitgebrachten Lebensmittel-Resten ein schmackhaftes „Rumfort-Buffet“ herzustellen. Vorweg: Das Fazit der Ehrengäste war einhellig: „Vielfältig und lecker!“
Jährlich werden in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. In Bayern entsorgt jeder Einwohner rund 70 kg Lebensmittel im Wert von etwa 200 Euro im Jahr. Die bayernweite Themenwoche gegen Lebensmittelverschwendung und die bundesweite Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel!“ haben dieses Thema aufgegriffen. Das Ziel: Die Wertschätzung für Lebensmittel wieder ins allgemeine Bewusstsein rücken.
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau setzte mit seiner Veranstaltung „Mit Resten restlos glücklich sein“ direkt am Verbraucher an. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass private Haushalte mit rund 40 Prozent für den Großteil der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Bayern verantwortlich sind“, so die Organisatorin des Workshops, Carina Brunner. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Oft spielen fehlende Planung der Einkäufe und Mahlzeiten, lückenhaftes Wissen zur Lagerung, kurze Haltbarkeit und mangelnde Verwertung oder Aufbewahrung von Resten eine große Rolle“, erklärt die 35-Jährige, die an der Landwirtschaftsschule Passau, Abteilung Hauswirtschaft, unterrichtet.
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Entsprechend großen Wert legten die Veranstalter auf den fachlichen Input zum Thema Lebensmittelverschwendung mit Zahlen und Hintergrundwissen zu Ressourcenverbrauch, zu Lebensmittelverlusten und möglichen Lösungsansätzen. „Als Hauswirtschafterinnen sind Sie Multiplikatorinnen sowohl in Ihrem beruflichen Umfeld als auch in Ihren Familien“, so Sieglinde Preuß, Sachgebietsleiterin am Landwirtschaftsamt. „Wir wollen Sie deshalb für das Thema Lebensmittelverschwendung und für die besondere Rolle, die wir Verbraucher dabei spielen, sensibilisieren.“
Die Idee hinter dem Workshop: Alle Teilnehmerinnen bringen Lebensmittelreste, überreifes Obst oder ungeliebte Fehlkäufe von zu Hause mit und retten diese dann gemeinsam vor der Tonne. „Alles was zu Hause rumliegt und fort muss, wollen wir zu unserem ganz persönlichen Rumfort-Buffet verarbeiten“, motivierte Carina Brunner die Teilnehmerinnen. Bevor es in die Schulküche ging, war Brainstorming angesagt: Welche Lebensmittel sind vorhanden und was könnte man daraus machen? Voller Elan sammelten die Frauen Vorschläge und gingen mit vielen kreativen Ideen ans Werk.
Da wurde eine übrige Packung Salzbrezeln zu Paniermehl vermahlen, um selbstgesammelte Parasolpilze darin auszubacken. Aus hartem Weißbrot entstanden würzige Bruschettas, aus angeschlagenem Fallobst saftiges Apfel-Crumble mit knusprigen Streuseln. Ein offenes Päckchen Buchweizen kommentierte die Lieferantin mit den Worten „Der kommt zu Hause einfach nicht an“. In Salzwasser gekocht und mit einem gut gewürzten Gemüseragout kombiniert, wurde er zu einem schmackhaften vegetarischen Hauptgericht auf dem Rumfort-Buffet. – Wie von selbst hatten sich auf diese Weise in kurzer Zeit eine Vielfalt aus Vor‑, Haupt- und Nachspeisen ergeben.
Als Ehrengäste nahmen stellvertretende Landrätin Cornelia Wasner-Sommer, BBV-Kreisbäuerin Renate Stöckl sowie der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Robert Schnellhammer, an dem Workshop teil. Sie alle betonten die Aktualität und Bedeutung des Themas gerade in der heutigen Zeit. „Weil wir es gewohnt sind, dass es bei uns immer und überall alles zu kaufen gibt, werden Lebensmittel häufig zu wenig wertgeschätzt“, bedauert Cornelia Wasner-Sommer. „Um so wichtiger ist es, für das Thema zu sensibilisieren und dort anzusetzen, wo Lebensmittelverschwendung entsteht“, so die stellvertretende Landrätin. Von den kreativen Ideen der Hauswirtschafterinnen und der Speisenauswahl auf dem „Rumfort-Buffet“ waren die Ehrengäste begeistert. Bei einem gemeinsamen Abendessen war noch Zeit, sich auszutauschen. Das Fazit: Der Workshop war restlos gelungen.
Text: red