Was machen wir nur mit diesem Valentinstag heuer? 14. Februar, wie immer, ist klar. Aber gleichzeitig Aschermittwoch dieses Mal, Beginn der Fastenzeit – wie soll man das denn unter einen Hut bekommen? Da der Tag der Liebenden und Verliebten, Festtag aller Floristen, dort der Beginn von Entbehrung und Enthaltsamkeit. Statt Bussi und Baiser gibt’s das Aschenkreuz auf die Stirn.
Wie gut das dennoch zusammenpassen kann, zeigt uns Papst Franziskus mit seiner aktuellen Botschaft zur Fastenzeit. Diese vergleicht er mit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten: Gott hat sie aus dem Sklavenhaus geführt (Ex 20,2) – und dann gleich wieder in die Wüste geschickt. Kein schöner Zug, könnte man meinen. Moses hatte alle Mühe, sein murrendes Volk bei Laune und auf Kurs ins Gelobte Land zu halten.
Doch gerade die Entbehrung war der Weg in die (innere) Freiheit. Kein einfacher Weg – 40 Jahre in der Wüste! –, aber ein lohnender. So wie das Volk Israel erst lernen musste, Vergangenes loszulassen, erklärt der Papst, „so trägt das Volk Gottes auch heute erdrückende Bindungen in sich, die es hinter sich lassen muss. Das merken wir, wenn es uns an Hoffnung fehlt und wir durch das Leben ziehen wie durch eine Einöde, ohne ein verheißenes Land, auf das wir gemeinsam zustreben können. … Viele Faktoren entfernen uns voneinander und verleugnen die Geschwisterlichkeit, die uns ursprünglich miteinander verbindet.“ Die Fastenzeit sei wie die Wüste ein Raum, in der das verkümmerte und vereinsamte Herz wiedererwachen könne. Das Verlangsamen und Anhalten werde neue Energien freisetzen: „In der Gegenwart Gottes werden wir zu Schwestern und Brüdern, wir nehmen die anderen mit neuer Intensität wahr: Anstelle von Bedrohungen und Feinden finden wir Weggefährtinnen und Weggefährten.“
Was für eine Chance: Bei uns fühlt sich laut „Deutschland-Barometer Depression“ jeder vierte Erwachsene sehr einsam.
Am 1. Februar hat die erste hauptamtliche Einsamkeitsbeauftragte ihr Amt aufgenommen. Das ist bedrückend, bedenklich, beschämend. Vielleicht gibt uns das Aschenkreuz also gerade in diesem Jahr die Freiheit, einen lange aufgeschobenen Besuch nachzuholen, ein längst versprochenes Telefonat zu führen – oder uns im Besuchsdienst der eigenen Pfarrei zu engagieren. Die im Dunkeln, die Einsamen, sie werden es danken. Und für sie darf es dann nicht nur am Valentinstag gerne auch ein Blümchen sein. Für unseren Herzensmenschen sowieso.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter