„Wie können wir es bei uns gestalten, dass Kirche vor Ort lebendig bleibt? Was können wir tun, damit wir möglichst viele wertvolle Dienste über den karitativ-diakonischen Bereich hinaus erhalten können, damit das Evangelium weitergegeben werden kann?” Mit diesen Fragen hat Generalvikar Josef Ederer einen Bericht vor der Vollversammlung des Passauer Diözesanrats eröffnet. Thema war die Lage der Seelsorge . Die Konzepte dazu will er in diesen Wochen in Gesprächsrunden mit den Pfarrern, den Pfarrvikaren sowie mit den pastoralen Mitarbeitern besprechen. Konkret wollen die Diözesanverantwortlichen den Entwurf eines Statuts vorstellen. Im Frühjahr will man dieses im Bistumsrat beraten und dann mit den Gremien besprechen.
„Wir denken da in den Pastoralen Räumen“, fasste er zusammen. Als Beispiele für derartige Räume nannte er in Passau das Stadtdekanat, in Vilshofen das Dekanat, im Landkreis und Dekanat Freyung-Grafen-au Pfarrverbände um die jeweiligen Städte herum.
Zunächst zu klären seien im Zukunftskonzept mit den genannten Pastoralen Räumen „die unterschiedlichen Arten und Weisen der Zusammenarbeit der Hauptamtlichen“, erläuterte der Generalvikar den Diözesanräten. „Weil die Zahl der Priester zurückgeht.“ Derzeit seien noch gut über 100 einheimische Priester im Bistum Passau aktiv, plus um die 60 Mitbrüder aus Indien, dazu 12 oder 13 aus Polen „und ein paar anderen Nationen“. Daraus folgt: „Die sakramentale Struktur können wir mit dieser Zahl noch relativ lange aufrechterhalten.“ Neben der Eucharistiefeier und den Sakramenten geht es dem Generalvikar aber „um eine breitere Sicht der Pastoral“.
Josef Ederer berichtete über ein Zeitfenster, das der Diözese für wichtige Weichenstellungen zur Verfügung stehe. „In den nächsten fünf Jahren werden relativ wenige in den Ruhestand gehen, was die Priester betrifft“, sagte er. Von den derzeit 70 Pfarrern stünden in diesem Zeitraum fast gar keine für die Ruhestand an. Das bedeute: „Wir sind ein paar Jahre handlungsfähig, ohne mit größeren Einzelpfarreien oder Pfarrverbänden ringen zu müssen.“
Größere Sorge bereite der Bistumsführung die Zahl der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die würden zum einen weniger, weil viele in den Ruhestand gingen. Dazu käme der Trend zur Teilzeittätigkeit. „Das kostet uns enorm viel Wirkmächtigtkeit.“ Aber mit dem Teilzeitthema sei die Kirche ja nicht allein. Ederer erinnerte an Kindergärten und ähnliche Institutionen.
Man wolle auf jeden Fall die Pfarrverbände erhalten. Entsprechend brauche man Leute vor Ort, die sich um Ehrenamtliche kümmerten. Hintergrund hier: Man wolle die Bindung zur Pfarrei erhalten und dort das Leben stärken. Entsprechend wolle man einladen zu unterschiedlichsten Qualifizierungsmaßnahmen vor Ort (Bistumsblatt berichtete).
Der Generalvikar nannte einen weiteren Ansatzpunkt angesichts des Mangels an pastoralen Mitarbeitern. Man wolle Wege aus dem Ehrenamt in die Hauptamtlichkeit eröffnen. Ein Weg sei ein digitaler Studiengang für den Bachelor in Theologie. Nächstes Jahr starte ein Studiengang für den „Master pastorale Arbeit“. Man hoffe, hier Bewerber zu finden. Ehrenamtlich Aktive könnten so in die Richtung Hauptamtlichkeit gehen.
In den Pastoralen Räumen habe die Leitung jeweils der Dekan oder Prodekan, erläuterte der Generalvikar weiter. Pfarrer blieben in den Pfarrverbänden. „Pastorale Mitarbeiter sollen auf den Pastoralen Raum angewiesen werden.“ Die Pastoral solle auf zwei Säulen stehen: Hauptamtlichkeit unterstützt von Ehrenamtlichen.
Josef Ederer kündigte auch noch eine „kleine Revolution“ an. „Wir werden weggehen davon, dass der Dekan gewählt wird.“ Bei Wahlen gebe es jetzt schon immer wieder „massive Probleme“. Manchmal seien ohnehin keine Kandidaten mehr da, „oder es wird die Sinnhaftigkeit der Wahl immer öfter in Frage gestellt”. Das Konzept nun: Bei diesen zentralen Orten werde bei der Besetzung schon gesagt, „der ist gedacht als Leiter dieses Pastoralen Raums“, sagte der Generalvikar. Wer sich darauf bewerbe, der wisse dann auch: „Diese Aufgaben werde ich übernehmen und da muss ich mich auch entsprechend vorbereiten.” Das sei die Zielrichtung dieser Art der Besetzung.
In den nächsten Wochen gehe man in die Gespräche hinein und sammle Anregungen. Im nächsten Frühjahr dann werde es mit dem Statut konkret.
Text: Martin Riedlaicher