Durchatmen, sich sammeln, überlegt und planvoll das neue Jahr beginnen – schöner Gedanke. Aber leicht wird das nicht, denn es ist von Anfang an mächtig was los im Jahr 2025. Gebannt schaut die Welt schon seit Wochen Richtung USA, wo am 20. Januar ein neues republikanisches Zeitalter beginnt: Donald Trump wird an diesem Tag ins Amt eingeführt. Seine bisher angekündigten Pläne und Personalentscheidungen lassen viele schaudern. Zölle, Abschottung, Raubtierkapitalismus ohne Rücksicht auf Verluste werden Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gewaltig durchschütteln. Da gerät unsere eigene Bundestagswahl am 23. Februar schon fast zur Nebensache. Doch auch damit beginnt ein neues Kapitel – Ausgang ungewiss.
Ein „Megaevent“ steht auch in der katholischen Kirche an: Bis zum 6. Januar 2026 dauert das Heilige Jahr. Bis dahin werden Millionen Pilger die fünf Heiligen Pforten in Rom durchschritten haben. Mittendrin im größten katholischen Pilgerstrom mit unzähligen Höhepunkten: ein 88-jähriger Papst. Franziskus kämpfte Anfang 2024 noch mit einer lang anhaltenden Atemwegserkrankung, macht jetzt aber wieder einen fidelen Eindruck. Die längste Auslandsreise seiner Amtszeit gegen Ende des vergangenen Jahres ist ein deutlicher Beleg seiner ungebrochenen Schaffenskraft und Schaffensfreude. Der Pontifex will im Heiligen Jahr viel Zeit mit den Rompilgern verbringen und räumt dafür seinen Kalender frei, eine Auslandsreise will er aber auf jeden Fall auch 2025 antreten: nach Inzik in der Türkei. Dort wollen Orthodoxe, Katholiken und vermutlich auch andere Konfessionen den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa begehen.
Sie merken schon: Es ist viel los in der großen weiten Welt. Und es ist zu befürchten, dass auch die Ungewissheiten, die Krisen, die Katastrophen kaum kleiner oder weniger werden. Wie können wir damit umgehen, ohne in einen Strudel aus Hektik, Resignation, Zynismus und Pessimismus zu geraten? Ulrich Peters, der Chef der Unternehmensgruppe Schwabenverlag und Vorstand des Katholischen Medienverbands, hat vor diesem Hintergrund unlängst das schöne Wort der „Weltzuwendung“ benutzt. Das meine nicht einfach abzuwarten und Tee zu trinken, sondern zur Ruhe zu kommen und Klarheit zu gewinnen. „Darin steckt die Kraft. Das ist (Lebens-)Kunst, Lebenskönnerschaft im Angesicht von Krisen“, schreibt Peters. So könne man der Welt und der Zukunft vertrauensvoll entgegenblicken. Weltzuwendung gebe die Richtung vor, um aktiv und mit den Mitteln, die uns gegeben sind, Wege in die Zukunft zu finden.
Ich denke, das ist der richtige Ansatz, um – auch gestärkt durch unsere Glaubenszuversicht – den Unwägbarkeiten zu Beginn des neuen Jahres zu trotzen.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur