Ein Gewinn

Redaktion am 14.02.2023

2023 02 13 pb alb fastenzeit1 Foto: Roswitha Dorfner
Die Fastenzeit beginnt – wie streng wollen wir uns selbst gegenüber sein?

Die Fastenzeit beginnt – und die Fragen stehen im Raum: wie streng wollen wir uns selbst gegenüber sein? Was sagt dazu die Kirche? Vor allem aber: was ist das eigentliche Ziel für die kommenden 40 Tage? In unserem aktuellen Editorial macht sich unser Autor ein paar persönliche Gedanken ...

Doch. Ich hab’s getan. Das mit den guten Vor­sät­zen zum neu­en Jahr: End­lich wie­der mehr Sport, end­lich Gewicht ver­lie­ren. Die bei­den wich­tigs­ten Tipps habe ich beher­zigt: 1. Ich 

habe mich posi­tiv ein­ge­stimmt – wie gut das wäre für Kör­per und Geist. Ob ich mir 2. rea­lis­ti­sche Zie­le gesetzt habe, wer­de ich in ein paar Wochen oder Mona­ten wissen. 

Aller­dings ahne ich nichts Gutes. Denn kaum wie­der los­ge­legt mit Mor­gen­gym­nas­tik und zwei fes­ten Tagen fürs Fit­ness-Stu­dio, hat mich mein kaput­tes Knie gleich wie­der ein­ge­bremst. Dabei woll­te ich es doch im wahrs­ten Wort­sinn ent­las­ten, von den zu vie­len Pfun­den, die es tra­gen muss. Puh … das mit der posi­ti­ven Ein­stim­mung wird nicht leich­ter so – Durch­hal­ten ist angesagt.

Und jetzt kommt auch noch die Fas­ten­zeit. Eigent­lich passt das ja ganz gut zu mei­nen Neu­jahrs­vor­sät­zen. ABER … Noch mehr Druck? Wo es doch eh schon nur so lala läuft mit der Selbst­kas­tei­ung (obschon zum eige­nen Wohle)? 

Zum Glück kommt mir hier die offi­zi­el­le Rege­lung der Kir­che ent­ge­gen. Die Fas­ten­ord­nung nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil schreibt den Gläu­bi­gen näm­lich nur zwei stren­ge Fast- und Abs­ti­nenz­ta­ge vor: Ascher­mitt­woch zu Beginn der Fas­ten­zeit und an ihrem Ende den Kar­frei­tag. An die­sen Tagen sind eine ein­ma­li­ge Mahl­zeit am Tag („ein­fach, aber sät­ti­gend“) sowie zwei klei­ne Zwi­schen­mahl­zei­ten (z. B. Obst oder Brot) erlaubt. Ver­bo­ten hin­ge­gen ist der Ver­zehr von Fleisch an die­sen Tagen (Abs­ti­nenz­ge­bot). Die Fas­ten­ord­nung ver­pflich­tet alle erwach­se­nen Katho­li­ken vom voll­ende­ten 18. Lebens­jahr bis zum Beginn des 60. Lebens­jah­res am Ascher­mitt­woch und Kar­frei­tag zu fas­ten. Von Fas­ten und Abs­ti­nenz ent­schul­digt sind die Per­so­nen, die durch Krank­heit, schwe­re kör­per­li­che Arbeit oder Armut ver­hin­dert sind, sich auf Rei­sen befin­den oder das Essen an einem frem­den Tisch einnehmen.

2023 02 13 pb alb fastenzeit2 Foto: Roswitha Dorfner
Die Gedanken auf das Wesentliche richten: Tod und Auferstehung Christi.

Hm … Die 60 habe ich noch nicht erreicht, so krank bin ich nicht und das Schrei­ben die­ses Arti­kels geht wohl kaum als schwe­re kör­per­li­che Arbeit durch. Ein­fach sechs Wochen ver­rei­sen oder mich jeden Tag bei Freun­den zum Essen ein­la­den („frem­der Tisch“), ist eher kei­ne brauch­ba­re Lösung. Was also tun mit und in der Fastenzeit?

Viel­leicht hilft ein klei­ner Per­spek­ti­ven­wech­sel vom Ver­zicht zum Gewinn. Ohne­hin soll­te die christ­li­che Fas­ten­zeit kein Neu­start für nicht ein­ge­hal­te­ne Neu­jahrs­vor­sät­ze sein. Der Ver­zicht in den sechs Wochen vor Kar­frei­tag soll viel­mehr den Blick nach innen rich­ten, frei machen für das Wesent­li­che: Tod und Auf­er­ste­hung Chris­ti. Der Ver­zicht soll Raum geben für die eige­ne Ein­stel­lung zum Erlö­sungs­ge­sche­hen, zur Heils­zu­sa­ge Gottes. 

Und schließ­lich: Wenn Jesus selbst vom Hei­li­gen Geist 40 Tage zur Buße in die Wüs­te geführt wur­de und dort mit Got­tes Hil­fe der Ver­su­chung durch den Teu­fel wider­ste­hen konn­te – dann darf ich eben­so dar­auf ver­trau­en, dass Gott in der Fas­ten­zeit bei mir ist. Und im Fit­ness-Stu­dio. Auf geht’s, bli­cken wir nach Innen und nach vorne!

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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