Wozu sind Freunde da? Manchmal einfach nur, um bei ihnen Frust abzuladen. Und so legte ich los und hämmerte meine Nachricht mit zwei Daumen ins Smartphone: „Was sind das für trübe Tage! Es fehlt an allem: Schokolade, Antrieb, Testosteron, Licht. Ich bin ein Schatten meiner selbst. Und die Welt gerät auch komplett aus den Fugen. Bestimmt verlier ich gleich meine letzten Haare, die Augen werden milchig und die gesamte welke Hülle wird von einem schwarzen Loch verschluckt!“
Die Antwort einer guten Freundin war kurz und bündig: „Gar nix wahr, des is nur der Winter!“ Und was soll ich sagen: Sie hatte recht!
Natürlich reißt einen der Zustand unseres Globus nicht zu Jubelstürmen hin. Zu groß sind Blindheit und Zerstörung, zu machtvoll sind die Lieblosen und Zornigen. Vor jeder Nachrichtensendung sollte eigentlich ein Warnaufruf über den Bildschirm flimmern: Achtung, die folgenden Minuten können verstörend wirken und aufs Gemüt drücken! Mein Tipp: Zeitung lesen und maximal ein Magazin pro Tag – um einigermaßen auf dem Laufenden zu bleiben, aber nicht gleichzeitig den Mut zu verlieren. Denn den brauchen wir jetzt mehr denn je. Er hilft uns, da zu handeln, wo unsere Tatkraft etwas bewirkt, wo unser Lächeln erwidert wird und ein Handschlag zählt: in unserer nächsten Umgebung. In unserem Dorf, unserer Stadt, unserer Firma, unserer Pfarrei, unserer Familie. Und da kommt uns tatsächlich der natürliche Lauf der Welt entgegen. Mit jeder Viertelstunde mehr, die die Sonne dem Winter abluchst, werden die Tage ein wenig leichter. Überall spürt und sieht man, dass das Leben wieder erwacht: Selbst bei uns im Bayerischen Wald strecken die Krokusse ihre Blüten ins Licht. Die dicken Mäntel bleiben immer öfter im Schrank. Die Leute strömen mittags aus Fabriken, Wohnungen und Büros und stillen auf Parkbänken ihren Sonnenhunger. Noch ein wenig ungelenk tänzelt die Zunge über die erste Eiskugel nach dem Winter.
„Ich möchte uns daher für diese Fastenzeit einladen: Leben wir bewusst „Qualitätszeit“ mit Gott, dann werden die Freude und der Friede tiefer – und die Angst, selbst am Lebensende etwas verpasst zu haben, so viel weniger. Weil Er unser Herr ist – und weil er auch für uns auferstanden ist.”
Doch die schönsten Frühlingsgrüße stimmen die Vögel an. Lange bevor die Sonne aufgeht, begrüßen Amsel und Feldlerche bereits den Tag mit ihrem Gesang. Die anderen folgen im Minutentakt – und der Mensch kann nicht anders als sich darüber zu freuen. Das ist nicht nur so ein Gefühl, sondern wissenschaftlich erwiesen. Schon sechs Minuten Vogelgezwitscher täglich haben einen positiven Effekt auf das psychische Wohlbefinden, erklärte unlängst Simone Kühn der Katholischen Nachrichtenagentur. Die Umweltpsychologin hat die entsprechende Studie am Max-Planck-Institut in Berlin geleitet. Der Gesang wirkt gegen Angst, Depressivität und Paranoia. Dabei ist es übrigens beinahe egal, welcher Vogel gerade singt, denn die meisten Menschen sind eh nicht gut darin, es herauszuhören.
Es ist offensichtlich: Die Vögel sind unsere Freunde. Ihnen müssen wir nicht mal groß was vorjammern. Einfach zuhören. Das reicht schon. Und ein kleines Wunder geschieht.

Wolfgang Krinninger
Chefredakteur