Gut, dass mich keiner gefragt hat. Bei uns schwindet das Wissen über Pflanzen- und Tierarten, hat die Technische Universität (TU) Berlin in einer Befragung von 600 Teilnehmern einer aktuellen Studie herausgefunden. Hätten sie mich auch noch befragt, dann wäre das Ergebnis vermutlich noch schlechter ausgefallen. Denn viel lieber als das Lernen und Forschen ist mir das Entspannen und Träumen – heute in der Natur ebenso wie früher im Biologie-Unterricht.
Deshalb bin ich da auch sehr nachsichtig, wenn laut Studie nur 3 Prozent der Jugendlichen den Tagfalter Kleiner Fuchs, immerhin 29 Prozent die Elster und 73 Prozent die Brombeere richtig benennen konnten, während die älteren Erwachsenen da mit 22, 61 und 84 Prozent weitaus besser abschnitten. Der TU Berlin zufolge bestätigen die Ergebnisse das Phänomen der „generational amnesia“, das einen Verlust an Kenntnissen über die Natur im Übergang von älteren zu jüngeren Generationen annimmt. Möglich, dass die Forscher rechthaben. Andererseits haben die Jugendlichen ja noch ein paar Jährchen Zeit zum Lernen …
Viel wichtiger, als die richtigen Namen zu kennen, ist doch sowieso, dass wir Tiere wertschätzen und respektieren. Das fällt mir umso leichter, wenn ich mich daran erinnere, dass etwa auch Vögel (Mit-)Gefühl zeigen, Werkzeuge gebrauchen oder sich im Spiegel erkennen können. Tiere können im Rahmen ihrer Fähigkeiten sehr erfindungsreich sein, stellte jüngst in einem Interview der „Zeit“ die Kognitionsbiologin Alice Auersperg fest. Manche sind demnach echte Genießer: Der Goffin-Kakadu tunkt einer Untersuchung zufolge seine Nudeln lieber in Joghurt mit Himbeergeschmack als in solchen ohne Aroma. Wer weiß – vielleicht lernt der clevere Papagei die leckere Beerenart sogar richtig zu benennen …
Zugegeben. Peinlich wäre es schon, sollten Vögel irgendwann in Studien der TU Berlin besser abschneiden als wir Menschen. Ein bisschen dazulernen schadet nicht, gerade auch unter diesem Aspekt. Gelegenheit dazu bietet ein Projekt des bayerischen Naturschutzverbandes LBV. Es heißt „Falter im Fokus“ und soll Erkenntnisse über die Lebensweise und Bedürfnisse von Schmetterlingen bringen. Alle Bürger sind aufgerufen, besonders auf die drei Schmetterlingsarten Admiral, Schwalbenschwanz und Taubenschwänzchen zu achten und jede Beobachtung anzugeben.
Weil ja Schmetterlinge – wie wir ja jetzt dank der TU Berlin wissen – wenig bekannt sind, hat der LBV den Teilnehmern ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben: Der Admiral sei erkennbar „an seiner gezackten, roten Binde und den weißen Balken an den Flügelspitzen“, das Taubenschwänzchen falle vielen Menschen auf, weil sein schwirrender Flug an einen Kolibri erinnere, und der Schwalbenschwanz ist ein majestätischer Schmetterling mit auffällig schwarz-gelber Färbung und namensgebenden Flügelfortsätzen.
So, dann können wir da jetzt also mitmachen – oder vielleicht doch lieber ein paar Beeren pflücken, uns in eine Frühlingswiese legen, dem Vogelgezwitscher lauschen und uns beim Gedanken an viele bunte Schmetterlinge in das Reich der Träume entführen lassen …

Michael Glaß
Redakteur