Klare Ansage: Nur wer einen Ersatzkandidaten „zuarabringt“, darf aussteigen. Unser Pfarrer ließ uns keine Wahl: Einmal Mitglied der Kirchenverwaltung, immer Mitglied der Kirchenverwaltung. Freilich war seine Aufforderung mit einem Augenzwinkern verbunden und allein schon rechtlich ohne Bindungskraft. Und doch drückt sich darin die Furcht aus, die in diesen Wochen in vielen Pfarreien umgeht: Unter dem Motto „Kirche verwalten, Zukunft gestalten“ findet am 24. November 2024 die Wahl zur Kirchenverwaltung statt. Und es wird Pfarreien geben, in denen die Leute keine Wahl haben, weil nicht genügend Kandidaten gefunden wurden.
Es ist hart geworden, die Leute für ein Ehrenamt zu gewinnen – fast überall. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Menschen sind mit Beruf und Familie schon komplett ausgelastet und wollen sich nicht noch weitere Aufgaben aufhalsen. Junge Leute wollen lieber konkrete Projekte umsetzen, als sich längerfristig an ein Amt zu binden. Der Mühlstein Bürokratie zerrt auch im Ehrenamt an den Nerven und zermalmt viel Energie und Kreativität. Und dann auch noch Kirche! Es ist ja nicht so, dass sich unsere Institution in diesen Tagen durch Coolness und immer größer werdende Popularität auszeichnet und die Menschen deshalb magisch anzieht.
Und dennoch habe ich nicht lange darüber nachgedacht, ob ich noch einmal kandidiere und mich weitere sechs Jahre für die Arbeit in der Kirchenverwaltung meiner Heimatpfarrei zur Verfügung stelle – falls ich gewählt werde. Und wie mir ergeht es vielen anderen Frauen und Männern im Bistum Passau. Ein paar davon stellen wir Ihnen vor. Die befragten Kirchenpfleger machen vor allem eines deutlich: Auch auf der Haben-Seite steht eine ganze Menge.
Jesu Auftrag an uns Menschen ist klar: Sein Wort hören und danach handeln oder noch kürzer: Liebe leben. Wir sind als Kirchenverwaltungen jetzt nicht die großen spirituellen Impulsgeber. Unsere Aufgabe ist eine andere: Wir bemühen uns, miteinander die Räume zu schaffen und zu erhalten, die für unseren Glauben und das Zusammenleben in den Pfarreien wichtig sind. Wir versuchen mit unseren Mitteln und Möglichkeiten, unsere Pfarreien vielleicht noch ein Stück lebenswerter zu machen, ein Umfeld und eine Atmosphäre zu schaffen, in dem sich Glaube und Kirche entfalten können. Dabei bringt sich jeder nach seinen Talenten ein. Und was soll ich sagen: Gelegentlich macht‘s auch noch Spaß, das „Kirche verwalten, Zukunft gestalten“. Glauben Sie‘s mir: Es ist einen Versuch wert.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur