Muss ich mir das antun? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen, ehe sie abends „Tagesschau“, „heute“, „Rundschau“ oder ähnliche Formate gucken. Doch es gibt Wege, wie es sich leichter mit schlechten Nachrichten umgehen lässt, wie unser Autor im Editorial der aktuellen Ausgabe (28-2024) feststellt.
Der „Digital News Report 2023“ belegt, was wir ohnehin ahnen: Der Nachrichtenverdruss steigt in Deutschland. Jeder Zehnte vermeidet es „oft“, Nachrichten zu konsumieren, zwei Drittel „öfter“.
Jetzt mag man einwenden, dass es wenig bringt, die Augen vor der rauen Wirklichkeit zu verschließen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Sender, Zeitungsverlage und erst recht Social-Media-Plattformen bauen nach wie vor auf die alte Journalisten-Weisheit „Only bad news are good news“ („Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“), sprich: Der Mensch reagiert auf negative Informationen viel stärker als auf neutrale oder positive Nachrichten und wird deshalb auch entsprechend „versorgt“. „Das sollte überdacht werden“, meint Lisa Urlbauer vom „Bonn Institute“ im Magazin „SommerZeit“ des Erzbistums Köln. Das Bonner Institut unterstützt Redaktionen, eine zukunftsfähige Berichterstattung zu entwickeln, die für die Gesellschaft hilfreich ist. Das Stichwort lautet „konstruktiver Journalismus“. Konflikte, Krisen und Katastrophen werden dabei nicht ausgespart, aber daneben werden eben auch mögliche Lösungen diskutiert. In erster Linie sollen bei der Berichterstattung die Bedürfnisse des Menschen im Mittelpunkt stehen.
Noch weiter geht der Soziologe Hartmut Rosa: In der heutigen politischen Bildersprache sei die Zukunft „ein einziger Abwehrkampf auf einer abschüssigen Bahn nach unten“, konstatiert er. Es gebe die Wahrnehmung einer Bewegung auf eine einzige dunkle Wand aus Kriegen, Seuchen und Klimakatastrophen zu. „Das sorgt für Hoffnungslosigkeit und Wut“, sagte Rosa im Interview von „tagesschau.de“. Er fordert deshalb von der Politik eine positive Vision für die Zukunft der Gesellschaft. „Es braucht eine Geschichte mit Zukunftshorizont. Eine Vision, wie es in Zukunft auch wieder besser werden kann, wie wir am Traum oder Ziel einer friedlicheren Welt arbeiten können, sei es auch noch so schwer“, erklärt der Direktor des Max-Weber-Kollegs der Uni Erfurt.
Ich denke, das trifft auch auf unsere Kirche zu. Im Geflecht aus Missbrauch, horrenden Austrittszahlen, gesellschaftlichem Desinteresse und zunehmender Verweltlichung haben viele Katholiken das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dabei haben wir doch die Frohe Botschaft im Gepäck. Sie sollte uns Hoffnung, Mut und Kraft geben, Gegenwart und Zukunft konstruktiv anzugehen. Andrea Schwarz, eine der meistgelesenen christlichen Autorinnen der Gegenwart, bringt es in der Kölner „SommerZeit“ auf eine sehr schöne Formel:
die Tageszeitung aufschlagen
und ins Beten kommen
für den Frieden in der Welt
die Zeitung zuschlagen
und ins Handeln kommen
aus der Kraft des Gebets
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur