Theodor Storm ist zweifellos ein beeindruckender Name für einen Poeten. Von einem „Geschenk Gottes“ (Theodor) auf dem „Sturmwind“ (Storm) sind ja allein schon kraft seines Namens allerhand geistige Höhenflüge zu erwarten, weshalb Hans Theodor Woldsen Storm (1817−1888) auch voller Selbstbewusstsein ausrufen konnte: „Bedenke wohl, eh du sie taufst! Bedeutsam sind die Namen (…)“
Da hat der berühmte Dichter recht. Namen können das ganze Leben beeinflussen – das Ansehen, die Berufsaussichten und gar die Beziehungen. Das bestätigen wissenschaftliche Studien. Wer einen kurzen Namen hat, der hat nachweislich beste Karrierechancen; und eine Hannah oder ein Paul haben bessere Aussichten auf ein Date als eine Chantal oder ein Kevin. Also Obacht bei der Taufe der eigenen Kinder!
Bedeutsam sind die Namen … Das weiß auch Jerry Hill, der im Jahr 1997 gleich eine ganze Gedenk-Woche zu Ehren der Onomastik, der Namensforschung, ins Leben gerufen hat: in der internationalen „Celebrate Your Name Week – Feiere Deinen Namen-Woche“ heuer vom 5. bis zum 11. März sollen wir Namensvettern und Namensschwestern finden (Sonntag), Wissenswertes und Lustiges über unsere eigenen Namen herausfinden (Mo), Leute mit ausgefallenen Namen feiern (Di), die Bedeutung unserer Namen erforschen (Mi), uns für einen Tag einen anderen Namen aussuchen (Do), auf unsere Zweitnamen stolz sein (Fr) und die Namen in unserem Familien-Stammbaum entdecken (Sa).
Nun ist mein eigener Name leider nicht ganz so spannend wie etwa einer der zu Guttenbergs oder der von Pippi Langstrumpf. Aber ein Blick darauf lohnt sich vielleicht doch. Den Namen „Glaß“ gibt es laut dem „Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ 1064 Mal; vermutlich war irgendeiner meiner Vorfahren ein Glasmacher, vielleicht ist der Name aber auch ein Patronym, ein Vatersname, zur Kurzform von Gelasius „der Lachende“ – letzteres würde mir sehr gefallen!
Franziskus Maria – Das wäre doch mal ein Vorschlag für den nächsten Papst …
Dank meiner Eltern weiß ich, dass ich ursprünglich nach meinem Opa Max hätte heißen sollen, sie sich dann aber doch lieber für Michael als Rufnamen entschieden – ein Name, der Mitte der 1970er-Jahre sehr angesagt war. Heute nicht mehr. Gerade mal so schafft es Michael noch unter die Top-100. Dort standen im Jahr 2022 Noah und Emilia an Nummer 1 – Mattheo und Hannah sind aktuell stark im Kommen. Ob andere Leute meinen Namen als sympathisch wahrnehmen, konnte ich leider nicht herausfinden – denn sogenannte Onogramme, Namens-Diagramme, fand ich viele, nur leider keines zu Michael. Immerhin soll mein Zweitname Maximilian angenehm, sympathisch und attraktiv klingen. Die Kombination Michael – hebräisch für „Wer ist wie Gott?“ – und Maximilian – lateinisch für „der Größte“ – ergibt Sinn. Ein bisschen neidisch schaue ich auf die Zweitnamen meines Vaters: Franziskus Maria. Der heilige Menschenfreund und die Gottesmutter. Das wäre doch mal ein Vorschlag für den nächsten Papst …
Dass Männer den Zweitnamen Maria tragen, ist eine schöne katholische Tradition, die es heute – wenn überhaupt – nur noch bei Ordensbrüdern gibt. Und auch die Bedeutung des Namenstages – früher viel wichtiger als der Geburtstag – nimmt stetig ab. Wie viele kennen heute noch den Heiligen, nach dem sie benannt sind?
Bei uns in der Redaktion in Altötting gibt es noch die Tradition, dass Kollegen zum Namenstag einen Geschenkkorb überreichen – und der beschenkte Kollege sich mit einem Mittagessen revanchiert. Für alle, die mitmachen wollen: kommende Woche feiern u.a. Dietmar, Rosa, Reinhard, Johannes, Franziska, Gustav und Rosina ihren Namenstag …
P.S. Sehr schön finde ich „sprechende Namen“ in Film und Literatur: etwa den Ortsnamen „Phantasien“ in der „Unendlichen Geschichte“ oder diejenigen in den Asterix-Comics: wenn der Gallier Obelix etwa auf den Römer Haudraufundschlus trifft, ahnt jeder, was gleich passieren wird. Einen sprechenden Namen finden Sie übrigens auch in einer neuen Folge aus der Kindergeschichten-Reihe „Lea (die freche „Löwin“) und Theo“ auf Seite 29 …
Michael Glaß
Readkteur