Hier ein Kaninchen, dort ein Hai, dann ein Elefant und sogar Homer Simpson – und ist das nicht ein Ufo, das da am Himmel schwebt? Sehr schön anzusehen sind diese Wolken-Bilder in diesem Buch (siehe Hinweis unten) und auf dieser Website.
Die „Cloud Appreciation Society“ (zu dt. „Gesellschaft zur Würdigung von Wolken“) hat es sich jedenfalls auf die Fahnen geschrieben, den Leuten nicht nur Wissenswertes über Wolken zu vermitteln, sondern sie auch zu animieren – dazu, nicht andauernd auf das Handy zu starren, sondern rauszugehen und in den Himmel zu blicken. Jeder kennt das schöne Spiel, in den Wolkenformen Gesichter oder Gegenstände zu erkennen. Der Gründer der Gesellschaft, Gavin Edmund Pretor-Pinney, schreibt dazu im Vorwort zu seinem Buch: „Das Suchen nach Formen in den Wolken ist das perfekte Gegengift zum modernen Leben. Vor allem, weil es total nutzlos ist (…) Und sinnlose Vergnügungen brauchen wir heute mehr denn je. In unserer modernen Welt fühlen wir uns schuldig, wenn wir nicht ständig irgendetwas tun.“
An dieser Stelle kann ich mir bildlich vorstellen, wie die Engel in den Wolken seufzen und nicken: „Ja, recht hat er! Es wird allerhöchste Zeit, dass ihr da unten euch nicht immer selbst so wichtig nehmt und endlich mal wieder raufschaut zu uns!“ Heute wäre gar zu befürchten, dass wir vor lauter Wichtigtuerei die Wiederkunft Christi verpassten – auf einer Wolke nämlich (vgl. Lk 9,34f; Offb 1,7). Auf einem Himmelsgebilde, das auch seinem Vater einst als Sänfte gedient hatte (vgl. 4 Mos 11,25).
nd hilfreich wäre das Hinaufblicken eben gerade schon. Gerade jetzt im November bietet es sich an, innezuhalten und zu staunen: Warum nicht ein wenig sich selbst vergessen, zur Ruhe kommen, das Leben an sich vorbei ziehen lassen? Dabei an Verstorbene denken, an Heilige, an Engel …; daran, dass alles, was vergeht auch wieder neu entsteht – ähnlich wie Wolken.
Freilich kann man auch vor Wolken-Fotos auf dem Bildschirm innehalten. Auf der bereits angesprochenen Website gibt es täglich eine neue „Wolke am Tag“ und eine „Wolke des Monats“ zu bestaunen – inklusive nützlicher Informationen zu Wolken und deren Entstehung. An Mitglieder verschickt die oben erwähnte Wolken-Gesellschaft die Aufnahmen sogar per E‑Mail. So ist der „moderne Mensch“ halt am einfachsten zu erreichen. Außerdem ist die Gesellschaft ja eine britische – und wer schon einmal auf „der Insel“ war, der weiß, dass man da meistens das ganze Jahr über vor lauter Nebel und Regen keine Wolken mehr sieht. Ähnlich wie jetzt im Spätherbst bei uns in Bayern.
Bestimmt wäre auch Johann Wolfgang von Goethe begeistert: jeden Tag was Neues über Wolken! „Da staunen wir und traun dem Auge kaum“, schrieb ja einst der Dichterfürst, Hobby-Metereologe und Wolken-Fan in seinem Werk „Howards Ehrengedächtnis“ – ein Loblied auf den Begründer der modernen Wolkenkunde, Luke Howard (1772−1864). Ein weiteres Gedicht widmete Goethe gar Howards Einteilung der Wolken in Stratus, Cumulus, Cirrus und Nimbus.
Auch interessant: Briten verschicken nicht nur Fotos von Wolken. Landsleute, die im Ausland leben und daher auf den britischen (Dauer-)Regen verzichten müssen, können sich im Internet etwa eine Flasche mit original britischem Regenwasser („Fresh British Rain Shower“) bestellen. Einen vergleichbaren bayerischen Service mit Bildern von unserem herrlichen weiß-blauen Himmel für unsere Landsleute in Großbritannien gibt es leider noch nicht …
Michael Glaß
Readkteur
Hinweise
Mehr über Wolken in der aktuellen Ausgabe Nr. 45: Kinderseite 36, Leserfamilie Seite 37, Unterhaltung (Quiz) Seite 38, Fingerzeig Seite 40.
Die „Cloud Appreciation Society“ (zu dt. „Gesellschaft zur Würdigung von Wolken“) im Internet: https://cloudappreciationsociety.org
Das Buch „Wolken, die aussehen wie Dinge“ von Gavin Edmund Pretor-Pinney (ISBN 978−3−8688−3309−6) enthält 86 Abbildungen faszinierender Wolken-Formationen und einen kleinen Infoteil, was Wolken eigentlich sind.