Samuel F. B. Morse gilt als Erfinder der Kurznachricht. Also dieser hektisch ausgesandten, womöglich völlig unüberlegt in die Welt geblasenen „Neuigkeiten“. Er entwickelte den Ehrgeiz, mit Kupferdraht und Stromstößen sowie dem von ihm ausgetüftelten Morse-Alphabet kurze Texte über größere Distanzen zu versenden. Ähnlich dem, was man zum Beispiel heute „Twitter“ nennt.
Seine erste Nachricht verschickte Morse 1844 von Washington nach Baltimore. Und da er ein frommer Mann war, handelte es sich natürlich um ein Bibelzitat („Was Gott erwirkt hat“). Sozusagen durch seine Geistesgegenwart wurde – ein Vorteil – die Welt immer schneller, wurden die Nachrichten zahlreicher. Es wird eben nicht mehr nur gemorst, gefunkt, telegraphiert und gefaxt, sondern längst auch gesimst, gewhatsappt und getwittert.
Nachteil: In einer sturzbachartig daherströmenden Nachrichtenflut kann das, worum es im Kern geht, untergehen – zum Beispiel die Entsendung des Heiligen Geistes, die Christen an Pfingsten feiern. Der Evangelist Johannes hat das bereits kommen sehen: „Der Vater wird Euch einen Beistand geben: Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“
Ja, dieser Heilige Geist ist nur schwer zu fassen. Ein verlängertes Wochenende, sehr viel mehr fällt den meisten Menschen zu Pfingsten, dem dritten kirchlichen Hochfest, oft nicht ein. Umfragen belegen: Kaum einer weiß noch, was genau 50 Tage nach Ostern gefeiert wird.
Und selbst die Welt des Konsums kann sich irgendwie keinen Reim auf das Fest machen, keinen Profit daraus schlagen. Pfingsten ist eben so ganz anders als Weihnachten mit dem Kind in der Krippe, so ganz anders als Ostern, an dem das Licht die Nacht erhellt. Geburt und Tod, das sind Lebenswirklichkeiten, mit denen jeder Mensch in Berührung kommt. Aber was hat Pfingsten zu bedeuten?
„Der Heilige Geist ist, er bleibt immer und in jedem Augenblick das freie Geschenk von oben.”
Pfingsten hat mit dem Heiligen Geist zu tun, sagen die noch etwas stärker im christlichen Glauben Verwurzelten. Doch auch für viele Christen bleibt das Verhältnis zum Heiligen Geist oft blutleer und abstrakt. Dabei wissen sie immerhin mehr als die Anhänger Jesu, die Paulus in der Apostelgeschichte fragt, ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es den Heiligen Geist gibt“, so die lapidare Antwort. Gehört hat man von ihm, immer wieder: „Wir glauben an den Heiligen Geist“, heißt es im Glaubensbekenntnis. Lukas beschreibt das Pfingstereignis in der Apostelgeschichte:
Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie (die Jünger) waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In Jerusalem lockt dieses seltsame Ereignis eine neugierige Menschenmenge an, Juden aus allen möglichen Landesteilen, viele aus der Diaspora, darunter Ägypter, Römer, Kreter oder Araber, geraten „außer sich vor Staunen“, denn jeder hört die Jünger plötzlich in seiner Muttersprache reden, versteht auf wundersame Weise, was gesprochen wird.
Der Geist scheint ein besonderer Gast zu sein. „Er ist, er bleibt immer und in jedem Augenblick das freie Geschenk von oben“, sagte der Theologe Karl Rahner. Dass dieses Geschenk trotz aller Sprachenverwirrung kein leeres Versprechen ist, das ist die Botschaft des schwierigen Festes Pfingsten. Ein Wunder Grenzen überschreitenden Verstehens… Eigentlich leicht zu verstehen. Es bedarf dazu nur einer kleinen Portion Geistesgegenwart.