Es sah lange Zeit nicht gut aus. Die Reformer zürnten, die Gegner frotzelten, der Papst schmollte, sein Botschafter in Deutschland tadelte, der Vorsitzende der Bischofskonferenz grantelte und den Großteil der Katholiken hat es nicht sonderlich interessiert, was in Frankfurt mühsam verhandelt und schließlich am vergangenen Wochenende beschlossen wurde. Gemessen daran darf man den Abschluss des Synodalen Weges in Deutschland zweifellos als Erfolg bezeichnen. Die Kirche hat sich auf den Weg gemacht. Dass dieser steinig und lang sein würde, war schon vorher klar.
Gehen wir noch einmal zurück an den Start. Der Synodale Weg wurde nicht aus Lust an tagelangen Sitzungen und der Produktion von meterlangen Sitzungsprotokollen begonnen. Am Anfang standen die Missbrauchsskandale, die unsere Kirche erschüttern, und die Frage, welche strukturellen Faktoren den Missbrauch so vieler Menschen ermöglicht und begünstigt haben. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hat darunter massiv gelitten. In einem 25 deutsche Institutionen umfassenden Vertrauensranking des Meinungsforschungsinstituts Forsa ist die katholische Kirche die drittletzte, knapp vor Islamgemeinden und Werbeagenturen! Die Folge: Immer mehr Katholiken wollen damit nichts zu tun haben und treten aus. Inzwischen auch Menschen, die über Jahrzehnte fest in der Kirche beheimatet waren.
Das war die Ausgangslage für die Weggemeinschaft von Bischöfen, ZdK-Mitgliedern und weiteren Delegierten von Ende 2019 bis jetzt. Die augenfälligsten Ergebnisse des Reformdialogs: Laien sollen predigen dürfen; es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen; ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs weiter zu verschärfen; die Synodalversammlung sprach sich zudem dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen.
Wer weiß, wie die Kirche tickt, hätte vor drei Jahren nicht darauf gewettet, dass sich dafür beim Synodalen Weg die notwendigen großen Mehrheiten finden. Vielleicht gibt es ihn ja doch, den „Geist von Frankfurt“, der den Dialog letztlich nicht scheitern ließ und diese Kompromisse ermöglichte.
Natürlich bleiben dennoch Wunden und Enttäuschungen. Viele hätten noch sehr viel mehr erreichen wollen, anderen gehen die Beschlüsse zu weit. Niemand jubelt lautstark. Das ist in dem Fall ein gutes Zeichen. Die heraufbeschworene Spaltung bleibt aus, es geht weiter in kleinen Schritten Richtung Zukunft. Nächste Etappe: Weltsynode. Vielleicht kann für deren Gelingen ja doch auch der in Rom viel geschmähte deutsche Weg ein klein wenig beitragen.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur