Die Jesuiten hatten die Tradition des „40-stündigen Gebets“ zur Einstimmung auf die Fastenzeit nach Altötting mitgebracht, die Kapuziner belebten dieses Eucharistische Stundengebet neu und nun führten es auch die Brüder Samariter FLUHM am Wallfahrtsort fort. Insgesamt vier Prediger beleuchteten am vergangenen Wochenende das diesjährige Wallfahrtsmotto – Jesu Trostwort am Ende des Matthäus-Evangeliums: „… Ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20b) – unter vier Gesichtspunkten; denn Jesus sei in verschiedener Weise in unserer Welt erkennbar, wie Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl in der letzten Predigt in der St. Magdalenakirche am Sonntagnachmittag, 26. Februar, zusammenfasste: in der Gemeinde, in der Heiligen Schrift, in der Eucharistie und in der Schöpfung.
Eucharistisches Stundengebet – Die Prediger
Bruder Martin Thaller (von links), Bruder Michael Kassler, Bruder Marinus Parzinger und Prälat Klaus Metzl.
Fotos: Roswitha Dorfner
Alles sei durch Gottes Wort erschaffen, betonte Prälat Metzl mit Verweis auf den Johannes-Prolog – „… und deswegen bleiben wir auf der Spur Jesu Christi!“ Gott wolle das Gute und daher sei auch seine Schöpfung gut. Wenn wir dies nicht erkannten, dann sei vor allem menschliche Hybris der Grund, die die Welt und den Blick verdunkle. Doch durch die Vernunft könnten wir die Spuren Gottes in der Welt und die Gegenwart Jesu Christi erkennen. „Wir wollen seine Freunde sein“, sagte der Wallfahrtsrektor.
Dass vor allem eine Gemeinschaft an Glaubenden notwendig ist, um Christus zu begegnen, verdeutlichte Br. Michael Kassler Sam. FLUHM in der ersten Predigt in der St. Magdalenakirche am Samstagvormittag, 25. Februar. Gott werde immer zuerst vermittelt – durch Heilige, durch die Gottesmutter als Vermittlerin zu ihrem Sohn, durch die Hl. Schrift und durch die Sakramente der Kirche. Dass einer allein nicht vorankomme, zeige sich auch mit Blick auf die Charismen, die menschliches Tun (und Talent) mit dem Wirken Gottes verbinden – denn diese seien einem in erster Linie zum Dienst für andere gegeben; nur in der Kirche als Ganzes entfalteten sie ihre wahre Kraft. Als biblische Stellen, die eine „Gegenwart Jesu Christi in der Gemeinde“ verdeutlichten, führte Br. Michael unter anderen Paulus‘ Metapher vom Leib Christi an, dessen Glieder wir seien (1 Kor 12ff); außerdem Jesu „brüderliche Zurechtweisung“ (Mt 18,15−20): „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Eucharistisches Stundengebet – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Zur „Gegenwart Jesu Christi im Wort“ sprach in der zweiten Predigt in der St. Magdalenakirche am Samstagnachmittag, 25. Februar, Br. Martin Thaller Sam. FLUHM. Er ging vor allem auf den Johannes-Prolog ein und betonte: „Der unsichtbare Gott will mit uns in Kontakt treten.“ Und: „Durch Jesu Geburt hat das Wort Gottes eine Stimme und ein Gesicht bekommen.“ Die Offenbarung sei in Jesus Christus zum Abschluss gekommen, es sei alles Wesentliche bereits gesagt, erklärte er. Umso wichtiger sei es, Gottes Wort immer wieder neu zu hören und zu reflektieren. Bei dieser Betrachtung brauchten wir jedoch „ein offenes Ohr und ein offenes Herz“.
Die Bedeutung dieser Art von Offenheit betonte auch Br. Marinus Parzinger OFMCap in der dritten Predigt in der Basilika St. Anna am Sonntagvormittag, 26. Februar, als er zur „Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie“ sprach. Denn nur wer aufmerksam und im Herzen und seelisch offen sei, wer sich nicht „mit kleiner Hand“, die sich anmaßt alles besser zu verstehen, selber im Wege stehe, der könne sich auf das Wesentliche in der Eucharistiefeier einlassen; darauf, dass Christus darin „wirklich gegenwärtig ist“. „Diese gedankliche, seelische, liebende Gegenwart ist etwas sehr Starkes und Wirkliches“, betonte Br. Marinus. Das Zeichen des Brotes wiederum bedeute: Gott wolle für uns ein Mittel zum Leben sein – „Er ist für uns so gegenwärtig, dass wir von ihm leben können“. Br. Marinus resümierte: „Der, durch den und auf den hin alles erschaffen ist; der, auf den hin die ganze Geschichte des Heils zuläuft; der, der am Ende der Zeiten wiederkommen wird, wird in der Eucharistiefeier gegenwärtig.“ Für Br. Marinus ist dies ein Glaube, der gewiss nicht ohne Folgen bleibt …
Michael Glaß
Redakteur