Der Tag beginnt für Frater Petrus, den in Feichten viele unter Fabian Dreyhaupt kennen, um 6.15 Uhr mit Vigil und Laudes, dem morgendlichen Gebet, gefolgt vom Gottesdienst um 7 Uhr. Danach geht es für den jungen Mönch, der nun ganz den Benediktinern im Stift Admont angehört, zum Frühstück. Dann startet jeder der fast 30 Mönche in seine Aufgaben. Es gibt viel zu tun im Stiftsgymnasium, in der Verwaltung oder in den Pfarreien. Um 12.15 Uhr wird die Mittagshore gebetet, dann gibt es Mittagessen. Um 17.45 Uhr ist der Arbeitstag zu Ende und der Tag wird mit der Vesper und dem Komplet in der Chorkapelle abgerundet.
Lange hat der gebürtige Bremer, der in Wilhelmshaven, Feichten und Altötting aufgewachsen ist, überlegt und sich genau geprüft, ob das Leben eines Klosterbruders etwas für ihn ist. Er ist zur eindeutigen Entscheidung gekommen: „Ja, ich will!“ – mit allen Konsequenzen. Deshalb hat er nun nach langen Jahren der Prüfung die „Ewige Profess“ vor Abt Gerhard Hafner abgelegt. Seine Eltern haben diese Entscheidung mitgetragen. „Wie Petrus sind auch wir mit ihm in diese Entscheidung gewachsen und haben sie längst akzeptiert“, so Mama Ines Dreyhaupt. Dass die Familie anwesend war, bedeutete ihm viel. „Für mich ist es ein Zeichen von Wertschätzung und dass eine Familie, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist oder dieselben Weltansichten teilt, zusammenhält und aufeinander schaut.“ Frater Petrus blickt zurück: „Meine priesterliche Berufung wurde zuerst durch die Frage ‚Kannst du dir vorstellen, Priester zu werden?‘ meines Firmpaten Andreas Erndl, Priester des Bistums Passau, ausgelöst. Dies war eine von vielen Fragen, die in ihm Gedanken reifen ließen, den richtigen Weg einzuschlagen.“
Dass der Tag so durchstrukturiert ist, macht ihm längst nichts mehr aus. Das Stundengebet bedeute ihm viel, vor allem weil es dem Tag Struktur gibt. Im Trubel und in der Geschäftigkeit, die es im Kloster genauso gebe, wie im Leben außerhalb, biete dies eine Pause mit und für Gott.
Die Klostergemeinschaft besteht derzeit aus etwa 30 Brüdern, der älteste 86 Jahre alt, der jüngste 26. Der inzwischen 27-Jährige ist in Bremen geboren, wuchs in Wilhelmshaven an der Nordseeküste auf und zog dann mit seinen Eltern nach Feichten an der Alz. Die Begegnung im Religionsunterricht mit dem damaligen Feichtner Pfarrer Johannes Willeitner hinterließ bei dem Neunjährigen bleibenden Eindruck, so dass er sich für die Taufe entschied. „Er hatte eine Art, die mich damals begeisterte. Außerdem wollte ich als Neuling bei der anstehenden Erstkommunion nicht abseits stehen,“ erinnert er sich. Frater Petrus sieht im Nachhinein Pfarrer Willeitner als Menschen, durch den Gott einen umwerben kann. Nach der Erstkommunion wurde er Ministrant bis zum Jahr 2013. In Feichten war er auch Oberministrant und erlebte die Ministrantenwallfahrt 2010 in Rom ganz intensiv. Bei den Kapuzinern in St. Magdalena hat er fleißig mitministriert und führte den Altardienst auch nach dem Umzug nach Altötting weiter.
Das Studium der katholischen Fachtheologie in Salzburg brachte ihn seinem Wunsch, ein Weiheamt der Kirche zu empfangen, näher. Derzeit arbeitet er an seiner Doktorarbeit. Seine Hauptstudienfächer sind Liturgiewissenschaft und Dogmatik. Jetzt bereitet er sich auf die Weihe zum Diakon vor, die am 29. September stattfinden soll. Dann geht es weiter mit den Vorbereitungen zur Weihe zum Priester. Wenn alles gutgeht, möchte er Ende Juni seine Primiz in Feichten feiern mit dem 25-jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Michael Witti und 61 Jahre nachdem Dr. Hans Wagenhammer aus Feichten zum Priester geweiht wurde.
Im Stiftsgymnasium bleibt er als Religionsprofessor tätig. Dort unterrichtet er drei Klassen in Religion. „Es macht mir Freude, mit den jungen Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen eine Sicht auf die Welt vermitteln zu können, aber auch sich selbst immer wieder durch ihre Fragen anregen zu lassen.“
Auf die Frage, was es für ihn bedeute, sich in Zeiten der Kirchenkrise bewusst für diese zu entscheiden, antwortet er: „Ich sehe diese Krisen – und sehe aber in der Übernahme eines Amtes meine Aufgabe in dieser konkreten Kirche, der römisch-katholischen Kirche, Verantwortung für den Auftrag der Kirche an und mit den Menschen zu übernehmen.“ Er habe durchaus die Wunden gesehen, die die Institution Kirche durch geistlichen und körperlichen Missbrauch geschlagen hat. „Die Kirche versagt, wenn ihre Strukturen und Handlungen durch ihre Handlungsbevollmächtigten dafür sorgen, dass die frohe Botschaft nicht mehr gesehen wird oder erfahren werden kann“, bedauert er.
Das Kloster ist für ihn mehr als ein Ort, es ist eine Lebensform, die er übernimmt. „Das darf man auch merken“, macht er deutlich.
Text und Fotos: Christine Limmer