Prävention

„Das Wegducken trifft uns“

Redaktion am 07.10.2024

2024 10 07 pb alb ohnmacht Foto: Andreas Kuhnlein
Die Skulptur Ohnmacht des Bildhauers Andreas Kuhnlein ist auf dem Titel des neuen Flyers des Betroffenenbeirats im Bistum Passau zu sehen.

Der Betroffenenbeirat im Bistum Passau bemüht sich seit 2021 in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Aufarbeitungskommission, das Missbrauchsgeschehen innerhalb der Diözese Passau zu erfassen und die Betroffenen zu unterstützen. Das große Ziel ist, eine nachhaltige Lösung für alle Beteiligten zu finden.

Nach wie vor gibt es ein Dun­kel­feld. Um die­ses zu erhel­len, hat der Betrof­fe­nen­bei­rat eigens einen Fly­er in Druck gege­ben. Die­ser infor­miert über die Arbeit des Bei­ra­tes und soll Betrof­fe­nen die Gele­gen­heit geben, sich unter Wah­rung des Daten­schut­zes zu melden. 

Die Mit­glie­der des Bei­ra­tes haben selbst leid­vol­le Erfah­run­gen mit kör­per­li­chem oder sexu­el­lem Miss­brauch durch Pries­ter oder Mit­ar­bei­ter der katho­li­schen Kir­che erdul­den müs­sen. Des­halb stel­len sie sich der Auf­ga­be, bei der Auf­ar­bei­tung des Miss­brauchs­ge­sche­hens aktiv mit­zu­ar­bei­ten. Sie ste­hen auf Wunsch für beglei­ten­de Gesprä­che, für Unter­stüt­zung bei der Kon­takt­auf­nah­me mit der Inter­ven­ti­ons­stel­le des Bis­tums, für Hil­fe­stel­lung bei der Antrag­stel­lung auf Aner­ken­nungs­leis­tun­gen des Leids, bei der Ver­mitt­lung von Gesprä­chen mit unab­hän­gi­gen Rechts­be­ra­tern oder bei argu­men­ta­ti­vem Bei­stand bei Wider­spruch gegen Leis­tungs­be­schei­de zur Verfügung. 

Zusätz­lich infor­miert der Bei­rat über Sinn und Dring­lich­keit eines Inter­views zur Erstel­lung der bereits lau­fen­den Miss­brauchs­stu­die mit Prof. Dr. Marc von Knor­ring (Uni­ver­si­tät Passau).

Hier finden Sie den Informationsflyer des Betroffenenbeirats zum Download:

Wir ver­mu­ten, dass es noch sehr viel mehr Betrof­fe­ne gibt als bis­her bekannt sind“, ist Sieg­fried Lang, der Spre­cher des Betrof­fe­nen­bei­rats, über­zeugt. Die­se Per­so­nen­grup­pe möch­te er ermun­tern, sich zu mel­den. Vor die­sem Hin­ter­grund ist Lang ent­täuscht, dass die Pfar­rei­en das Anlie­gen des Betrof­fe­nen­bei­rats kaum vor­ge­stellt haben und oft nicht ein­mal den Fly­er aus­ge­legt haben. Vie­le ver­su­chen sich immer noch weg­zu­du­cken, das trifft uns“, sagt Lang. Sei­nes Erach­tens bewegt sich auch in der Amts­kir­che noch viel zu wenig. Als Bei­spiel nennt er den nach wie vor herr­schen­den Kle­ri­ka­lis­mus, der sich etwa in der immer noch ver­wen­de­ten Bezeich­nung Hoch­wür­digs­ter Herr“ zei­ge. Das passt nicht mehr, das ist eine Über­hö­hung des Pries­ter­am­tes. Wir müs­sen Pries­ter auf eine real mensch­li­che Ebe­ne her­un­ter­ho­len“, sagt Lang. Doch mit die­ser For­de­rung sei er bis­her im Bis­tum noch nicht auf Gehör gesto­ßen. Abge­schafft oder frei­ge­stellt soll­te nach Langs Auf­fas­sung auch die zöli­ba­t­ä­re Lebens­form wer­den. Pries­ter soll­ten die Mög­lich­keit haben, ihre gan­ze Mensch­lich­keit und ihre Sexua­li­tät auszuleben“.

2024 10 07 pb alb lichtblick2 Foto: Andreas Kuhnlein
„Lichtblick“ hat der Bildhauer Andreas Kuhnlein diese Skulptur genannt. Sie bildet das Leitmotiv für den Gebetstag für Betroffene und mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der Kapelle von Spectrum Kirche am 17. November (siehe ganz unten).

Ein ande­rer Impuls aus den Rei­hen der Betrof­fe­nen dürf­te sehr viel näher an der Umset­zung sein: ein dau­er­haf­tes Mahn­mal im Dom, das nach­hal­tig auf Miss­brauch hin­weist und die Betrach­ter emo­tio­nal berührt. Die­ses künst­le­ri­sche Werk, das die Ankla­ge der Betrof­fe­nen genau­so beinhal­tet wie die Aner­ken­nung der Schuld durch die Kir­che, kön­ne dazu bei­tra­gen, ver­lo­re­nes Ver­trau­en wie­der­auf­zu­bau­en. So kön­nen wir die Kir­che aus der Iso­lie­rung raus­ho­len“, ist Lang über­zeugt. Dies sei ein Impuls, der in die Gesell­schaft hin­ein­wir­ke. In eine ähn­li­che Rich­tung zielt der jähr­li­cher Gebets­got­tes­dienst für Betrof­fe­ne mit Betrof­fe­nen, der heu­er zum vier­ten Mal statt­fin­det (sie­he Kas­ten). Hier über­zeugt Sieg­fried Lang auch die Form, wie er statt­fin­det – mit einem posi­ti­ven Aus­blick in die Zukunft. Er soll zei­gen, dass sich etwas ändert, dass Miss­brauch auf­ge­ar­bei­tet wird und künf­ti­ge Taten ver­hin­dert werden.“

Aus­schau und Licht­blick“ – Pon­ti­fi­ka­lan­dacht am 17. November

Mit Aus­schau und Licht­blick“ ist die Pon­ti­fi­ka­lan­dacht mit Bischof Ste­fan Oster am Sonn­tag, 17. Novem­ber, um 16 Uhr in der Kapel­le von Spec­trum Kir­che über­schrie­ben. Papst Fran­zis­kus hat ange­regt, jähr­lich einen Gebets­tag für Opfer sexu­el­len Miss­brauchs zu bege­hen. In Deutsch­land wird die­ser von den Kir­chen­ge­mein­den rund um den 18. Novem­ber began­gen, an dem zugleich der Euro­päi­sche Tag zum Schutz von Kin­dern vor sexu­el­ler Aus­beu­tung und sexu­el­lem Miss­brauch“ ist.

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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