Hildegard Stolper ist im gerade fertiggestellten Anbau unterwegs wie so oft, packt selbst mit an, räumt noch fehlende Einrichtungsgegenstände ein. Die ehrenamtliche Leiterin des Passauer Frauenhauses (80) ist froh, dass nun bald die ersten Frauen einziehen können: „Das bestehende Frauenhaus, das 2017 eingeweiht wurde, platzte aus allen Nähten. Wir mussten in den letzten Jahren vielen verzweifelten Frauen mit ihren Kindern absagen, weil wir keinen Platz hatten.“ Das soll nun anders werden. Denn nach der Erweiterung stehen statt der bisherigen neun Plätze und zwei Notplätze dann weitere fünf Plätze für Frauen in Not mit ihren Kindern zur Verfügung. Bis zu 30 Mädchen und Buben können dann untergebracht werden. Der Anbau beherbergt fünf Schlafzimmer, sanitäre Anlagen, eine Küche sowie einen Ess- und Aufenthaltsraum.
Die Erweiterung des Frauenhauses ist laut Hildegard Stolper alternativlos gewesen, denn das Ausmaß der Gewalt an Frauen und Kindern nehme beständig zu: „Es ist erschreckend, mit welchen Schicksalen wir hier konfrontiert werden. Und wenn wir verzweifelte Frauen und ihre Kinder, die am Telefon weinen, dann abweisen müssen, tut mir das in der Seele weh!“
Davon können auch die beiden Sozialpädagoginnen im Frauenhaus Selina Wagner und Anja Mühlberger ein Lied singen: „Eine erhebliche körperliche Gewalt nimmt zu. Der Gebrauch von Waffen wird mehr. Das reicht von der Machete, Pistole bis hin zu allen möglichen Haushaltsgegenständen, mit denen zugeschlagen wird, während früher Formen von Gewalt wie Erniedrigungen, Isolierung, Kontaktverbot mehr im Vordergrund standen.“
Aktuell sei zum Beispiel eine Frau mit Kind im Frauenhaus, die von ihrem Partner regelrecht eingesperrt wurde. Erst als sie sich bei einem Arzttermin mit ihrem Kind in der Praxis einer Arzthelferin anvertraute, konnte sie entkommen.
Eine andere Frau, die mit ihrem Kind im Frauenhaus untergekommen ist, hat körperliche Gewalt erfahren. Sie stand wegen der gemeinsamen Arbeit in einem Abhängigkeitsverhältnis vom Partner. Derzeit sind sieben Frauen mit ihren Kindern im Frauenhaus. „Wegen des Umbaus stehen gerade nicht alle Zimmer zur Verfügung“, erklären die verantwortlichen Damen. Umso wichtiger sei es, dass nun schon bald alle Plätze genutzt werden können. Platz gibt es dann auch für bis zu 30 Mädchen und Buben. Und so hat auch das Spielzimmer einen neuen Schliff erhalten und ist größer geworden. „Die älteren Kinder und Jugendlichen bekommen einen eigenen Bereich mit Kickertisch“, erzählen Anja Mühlberger und Selina Wagner. Letzte fehlende Küchengeräte werden jetzt beschafft, genauso wie Handtücher, Bettwäsche, Matratzenschoner und dergleichen. Den Frauen und Kindern soll es ja an nichts fehlen, wenn sie im Frauenhaus in ein Leben ohne Gewalt starten.
Wenn Sie für den Frauenhaus-Anbau spenden wollen, hier der Kontakt: Empfänger: Sozialdienst katholischer Frauen e.V. // Ligabank Passau // IBAN: DE89 7509 0300 0004 3125 97 // BIC: GENODEF1M05 // Stichwort: Anbau
Das alles hat seinen Preis. Die ursprünglich veranschlagten 1,2 Millionen Euro haben für den Anbau nicht ausgereicht, denn in der Zwischenzeit seien die Preise davongaloppiert. Deshalb fehlen nun noch 150.000 Euro für die Erweiterung, obwohl Hildegard Stolper bereits jahrelang mühsam Spendengelder gesammelt hat.
Die tatkräftige Leiterin lässt sich davon nicht unterkriegen. Hildegard Stolper: „Das bekommen wir auch noch zusammen. Es gibt so viele Menschen mit Herz für die Frauen und Kinder in Not. Gerade auch die Leser des Passauer Bistumsblattes haben uns immer großzügig unterstützt!“