Start ins Leben ohne Gewalt

Redaktion am 12.11.2024

2024 11 11 pb alb frauenhaus passau1 Foto: Uschi Friedenberger
Frauenhaus Passau: Die Sozialpädagoginnen des Frauenhauses Selina Wagner und Anja Mühlberger (v.r.) freuen sich, dass sie durch den Anbau auch den Kindern und Jugendlichen mehr Platz bieten können.

Im Frauenhaus können Betroffene ein besseres Leben beginnen – Die Erweiterung dieser wichtigen Passauer Einrichtung ist so gut wie abgeschlossen – Spenden werden noch gebraucht

Hil­de­gard Stol­per ist im gera­de fer­tig­ge­stell­ten Anbau unter­wegs wie so oft, packt selbst mit an, räumt noch feh­len­de Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de ein. Die ehren­amt­li­che Lei­te­rin des Pas­sau­er Frau­en­hau­ses (80) ist froh, dass nun bald die ers­ten Frau­en ein­zie­hen kön­nen: Das bestehen­de Frau­en­haus, das 2017 ein­ge­weiht wur­de, platz­te aus allen Näh­ten. Wir muss­ten in den letz­ten Jah­ren vie­len ver­zwei­fel­ten Frau­en mit ihren Kin­dern absa­gen, weil wir kei­nen Platz hat­ten.“ Das soll nun anders wer­den. Denn nach der Erwei­te­rung ste­hen statt der bis­he­ri­gen neun Plät­ze und zwei Not­plät­ze dann wei­te­re fünf Plät­ze für Frau­en in Not mit ihren Kin­dern zur Ver­fü­gung. Bis zu 30 Mäd­chen und Buben kön­nen dann unter­ge­bracht wer­den. Der Anbau beher­bergt fünf Schlaf­zim­mer, sani­tä­re Anla­gen, eine Küche sowie einen Ess- und Aufenthaltsraum. 

Die Erwei­te­rung des Frau­en­hau­ses ist laut Hil­de­gard Stol­per alter­na­tiv­los gewe­sen, denn das Aus­maß der Gewalt an Frau­en und Kin­dern neh­me bestän­dig zu: Es ist erschre­ckend, mit wel­chen Schick­sa­len wir hier kon­fron­tiert wer­den. Und wenn wir ver­zwei­fel­te Frau­en und ihre Kin­der, die am Tele­fon wei­nen, dann abwei­sen müs­sen, tut mir das in der See­le weh!“ 

Davon kön­nen auch die bei­den Sozi­al­päd­ago­gin­nen im Frau­en­haus Seli­na Wag­ner und Anja Mühl­ber­ger ein Lied sin­gen: Eine erheb­li­che kör­per­li­che Gewalt nimmt zu. Der Gebrauch von Waf­fen wird mehr. Das reicht von der Mache­te, Pis­to­le bis hin zu allen mög­li­chen Haus­halts­ge­gen­stän­den, mit denen zuge­schla­gen wird, wäh­rend frü­her For­men von Gewalt wie Ernied­ri­gun­gen, Iso­lie­rung, Kon­takt­ver­bot mehr im Vor­der­grund standen.“

2024 11 11 pb alb frauenhaus passau2 Foto: Uschi Friedenberger
Der Frauenhaus-Anbau ist fertig: Die rührige Leiterin Hildegard Stolper präsentiert den gerade fertiggestellten Erweiterungsbau der Einrichtung für Frauen und Kinder in Not.

Aktu­ell sei zum Bei­spiel eine Frau mit Kind im Frau­en­haus, die von ihrem Part­ner regel­recht ein­ge­sperrt wur­de. Erst als sie sich bei einem Arzt­ter­min mit ihrem Kind in der Pra­xis einer Arzt­hel­fe­rin anver­trau­te, konn­te sie entkommen. 

Eine ande­re Frau, die mit ihrem Kind im Frau­en­haus unter­ge­kom­men ist, hat kör­per­li­che Gewalt erfah­ren. Sie stand wegen der gemein­sa­men Arbeit in einem Abhän­gig­keits­ver­hält­nis vom Part­ner. Der­zeit sind sie­ben Frau­en mit ihren Kin­dern im Frau­en­haus. Wegen des Umbaus ste­hen gera­de nicht alle Zim­mer zur Ver­fü­gung“, erklä­ren die ver­ant­wort­li­chen Damen. Umso wich­ti­ger sei es, dass nun schon bald alle Plät­ze genutzt wer­den kön­nen. Platz gibt es dann auch für bis zu 30 Mäd­chen und Buben. Und so hat auch das Spiel­zim­mer einen neu­en Schliff erhal­ten und ist grö­ßer gewor­den. Die älte­ren Kin­der und Jugend­li­chen bekom­men einen eige­nen Bereich mit Kicker­tisch“, erzäh­len Anja Mühl­ber­ger und Seli­na Wag­ner. Letz­te feh­len­de Küchen­ge­rä­te wer­den jetzt beschafft, genau­so wie Hand­tü­cher, Bett­wä­sche, Matrat­zen­scho­ner und der­glei­chen. Den Frau­en und Kin­dern soll es ja an nichts feh­len, wenn sie im Frau­en­haus in ein Leben ohne Gewalt starten.

Wenn Sie für den Frau­en­haus-Anbau spen­den wol­len, hier der Kon­takt: Emp­fän­ger: Sozi­al­dienst katho­li­scher Frau­en e.V. // Liga­bank Pas­sau // IBAN: DE89 7509 0300 0004 3125 97 // BIC: GENODEF1M05 // Stich­wort: Anbau

Das alles hat sei­nen Preis. Die ursprüng­lich ver­an­schlag­ten 1,2 Mil­lio­nen Euro haben für den Anbau nicht aus­ge­reicht, denn in der Zwi­schen­zeit sei­en die Prei­se davon­ga­lop­piert. Des­halb feh­len nun noch 150.000 Euro für die Erwei­te­rung, obwohl Hil­de­gard Stol­per bereits jah­re­lang müh­sam Spen­den­gel­der gesam­melt hat. 

Die tat­kräf­ti­ge Lei­te­rin lässt sich davon nicht unter­krie­gen. Hil­de­gard Stol­per: Das bekom­men wir auch noch zusam­men. Es gibt so vie­le Men­schen mit Herz für die Frau­en und Kin­der in Not. Gera­de auch die Leser des Pas­sau­er Bis­tums­blat­tes haben uns immer groß­zü­gig unterstützt!“

Uschi Friedenberger

Ursula Friedenberger

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