
Die politische Lage nach der Bundestagswahl war ein zentrales Thema bei der Freisinger Bischofskonferenz, die im Haus Spectrum Kirche in Passau tagte. Kardinal Reinhard Marx betonte bei der Abschlusspressekonferenz die Bedeutung der Katholischen Soziallehre für die Verkündigung.
Union und Kirchen sind vor der Wahl aneinander geraten. Markus Söder hatte den beiden großen christlichen Kirchen vorgeworfen, sie setzten in ihren politischen Stellungnahmen die falschen Akzente. Der Münchner Kardinal wollte das nicht überbewerten. Man sollte das nach einer Stellungnahme kirchlicher Spitzendiplomaten in Berlin zur Migrationspolitik der Union entstandene „Geplänkel nicht zu ernst nehmen“, sagte er am vergangenen Donnerstag in Passau.
Seine Zurückhaltung nach Söders Äußerungen rechtfertigte Marx mit der Bemerkung, er finde ein öffentliches „Pingpong mit dem Ministerpräsidenten unangemessen“. Demnächst gebe es wieder eine reguläre Gesprächsrunde der bayerischen Bischöfe mit Söder und dem Kabinett. Das Verhältnis der katholischen Kirche zur Staatsregierung sei „grundsätzlich positiv“. „Uns ist der Zusammenhalt in der Gesellschaft sehr wichtig“, betonte Marx. Gerade jetzt sei es wichtig, das Miteinander zu stärken.“
Zugleich stellte Marx klar: „Wozu wir uns äußern, bestimmen wir.“ Maßgeblich dafür seien nicht Erwartungshaltungen aus der Politik, sondern die katholische Soziallehre.
Mit Blick auf die Migrationspolitik sprach sich der Kardinal gegen vermeintlich „einfache Lösungen“ aus. Die gebe es nicht. Er hoffe auf eine Einigung in den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD. „Auf die Perspektive Humanität und Ordnung kann ich mich einlassen.“ Zu versuchen, der AfD das Wasser abzugraben, indem man deren Positionen übernehme, davor könne er aber nur warnen. Das werde nicht funktionieren.
„Ein Friede, der nicht mit einer gerechten Lösung und der Einbindung der Betroffenen verbunden ist, führt nur zu weiteren Gefährdungen in der Zukunft.”
Einen klaren Standpunkt haben Bayerns katholische Bischöfe auch im Bezug auf die Ukraine. Seit drei Jahren bombardiert Russland das Land und rückt mit seinen Truppen immer weiter vor. Die Bischöfe haben in Passau dazu aufgerufen, die Ukraine nicht im Stich zu lassen. Dies wäre drei Jahre nach Kriegsbeginn angesichts der vom russischen Aggressor ausgehenden Existenzbedrohung des Landes „unerträglich“.
Mit Skepsis schauen die Bischöfe auf die von den USA unter ihrem neuen Präsidenten Donald Trump mit Russland angestoßenen Sondierungen zur Beendigung des Krieges: „Ein Friede, der nicht mit einer gerechten Lösung und der Einbindung der Betroffenen verbunden ist, führt nur zu weiteren Gefährdungen in der Zukunft.“
Allerdings gab es auch durchaus positive Signale in Passau zu vernehmen. Eines betraf die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Ministerpräsident a.D. Horst Seehofer (75) unterrichtete die Bischöfe erstmals in seiner neuen Rolle als Stiftungsratsvorsitzender der KU über Entwicklungen an der Hochschule. Einmal mehr wurde deutlich, dass sich die Hochschule einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat. Die KU sei „zwar klein, aber exzellent“, sagte Seehofer beim Bischofs-Treffen.
Reinhard Marx würdigte Seehofers Engagement: „Man spürt, dass er mit Begeisterung dabei ist und auch langfristig etwas tun will.“ Zugleich verwies Marx auf „Riesenfortschritte“ in den Gesprächen um die künftige Finanzierung der KU. Er sei zuversichtlich, dass bis 2028 ein neues Gesamtkonzept stehe.
Die KU wird von den sieben katholischen Bistümern Bayerns getragen. Aus Kirchensteuermitteln erhält sie jährlich mehr als 21 Millionen Euro. Das sind etwa 15 Prozent ihres Gesamtetats. Vor zwei Jahren kündigten die Bischöfe an, sie wollten wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen ihr finanzielles Engagement für die Uni zurückfahren. Seither laufen Gespräche unter anderem mit der bayerischen Staatsregierung, wie die entstehende Lücke gefüllt werden soll.
Ein großes Dankeschön der Bischöfe gab es für die Landesstelle für die Katholische Jugendarbeit und den BDKJ Bayern. Sie hätten wesentliche Beiträge zur Jugendpastoral geleistet. Als größter konfessioneller Jugendverband in Bayern sei der BDKJ Bayern ein relevanter Interessensvertreter von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Interessenvertretung umfasst alle politischen Fragestellungen mit Blick auf die Interessen junger Menschen und im Sinne des christlichen Menschenbildes.
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählten auch die Präventionsarbeit auf Landesebene gegen sexualisierte Gewalt sowie Beiträge zur Stärkung der Demokratiebildung und zur politischen Partizipation junger Menschen.

Wolfgang Krinninger
Chefredakteur