Wie überall in Deutschland hatten sich an diesem Sonntag auch in Passau Menschen versammelt, um für Frieden in der Ukraine zu beten. Am Domplatz in Passau riefen evangelische und katholische Kirche gemeinsam auf die Stimme im Gebet zu erheben, allen voran Dekan Jochen Wilde vom Evangelisch-Lutherischen Dekanat Passau, Dompropst Dr. Michael Bär und Bischof Stefan Oster.
„Es ist uns eine Herzensangelegenheit, in dieser Situation zu beten, zusammenzukommen und uns zu vergewissern, wie wir auf diese schrecklichen Ereignisse reagieren“ und dies sei ein„Hilferuf zum Herrgott um Frieden“, betonen Bär und Wilde. In der Andacht war die zentrale Bibelstelle das Johannesevangelium 15, 9 – 17. Dort heißt es:„Dies trage ich euch auf: Liebt einander“, so Bär. Genau diese Bibelstelle war das Tagesevangelium am Donnerstag, den 24. Februar. Dem Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine.„Insgesamt neunmal kommt das Wort‚Liebe‘ in dieser Bibelstelle vor“, so Bär weiter.
Die Lage ist gefährlich – Kommentar
Gut, dass so viele weltweit für den Frieden beten und demonstrieren. Gut, dass wir dies hierzulande dürfen. Friedensdemonstrationen in Russland werden mit Gewalt beantwortet. Stattdessen zeigt das Staatsfernsehen nette Bilder von Soldaten mit weißen Kätzchen im Arm. Dass die Realität für die Menschen in der Ukraine eine ganz andere – eine furchtbar grausame – ist, wissen wir dank freier Berichterstattung im Westen. Verschiedene Quellen berichten sogar, dass selbst russische Soldaten von ihrem Präsidenten in die Irre geführt wurden; dass nicht wenige von ihnen glauben, in der Ukraine als Befreier gefeiert zu werden.
Wieder einmal zeigt sich: Nationalismus führt zu Krieg. Und die Lage ist gefährlich – nicht nur für die Ukraine. An der Schaltstelle der russischen Politik sitzt ein Diktator, der Staatsmänner und sein eigenes Volk belügt. Ein Kriegsherr, der ein freies und demokratisches Land überfallen hat – nur deshalb, weil es frei und demokratisch ist. Ein isolierter und außer Kontrolle agierender „Führer“, der Diplomatie verachtet und mit der Atombombe droht. Ein Ex-KGB-Agent, der von einem Groß-Russland träumt und offensichtlich glaubt, er habe einen höheren historischen Auftrag zu erfüllen. Der russische Präsident agiert völlig irrational.
Zweierlei gibt Hoffnung: Erstens die Menschen in der Ukraine, die für ihre Freiheit kämpfen; an ihrer Spitze Präsident Wolodymyr Selenskyj, der eindrucksvoll beweist, wieso es sich lohnt, für die Demokratie einzustehen. Zweitens der Zusammenhalt in Europa und innerhalb der Nato. Die Entschlossenheit des Westens, zu der unbedingt auch wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland sowie die militärische Abschreckung zählen, zählt zu den wenigen Mitteln, die den Kriegsherrn im Kreml noch aufhalten können. Beten wir, dass es wirkt.
Michael Glaß
Readkteur