Probleme mit Abzockeanrufen, Hilfestellungen rund um den Energieverbrauch, wichtige Tipps für eine nachhaltige Lebensweise: Schon seit sechs Jahrzehnten ist die Passauer Beratungsstelle des Verbraucher Service Bayern im KDFB e.V., kurz VSB, als kompetente Anlaufstelle an der Seite der Verbraucher.
Beim Jubiläumsfest anlässlich des 60. Geburtstags, das mit zahlreichen Ehrengästen im Evangelischen Zentrum in Passau begangen wurde, wurde schnell klar: Seit der Gründung hat sich zwar viel getan, doch die grundsätzliche Bestimmung „informieren, beraten, helfen“ ist nach wie vor hochaktuell.
Die VSB-Landesvorsitzende Juliana Daum zeigte anschaulich auf, wie sehr gerade Verbraucherthemen dem Wandel der Zeit unterliegen. Schließlich hätte man sich damals ja nie vorstellen können, dass es heute einmal um Themen wie selbstfahrende Autos, Mikroplastik in den Körpern von Kindergartenkindern oder Strafzölle für Sparer gehen würde. Die Verbraucherberatung sei heutzutage dringender, aber auch spannender denn je. Das Passauer Team lobte sie in den höchsten Tönen. „Es ist patent, praktisch und immer positiv – das ist bei den vielen Aufgaben und Herausforderungen, die sich ihm stellen, sehr wichtig. Außerdem ist es gut vernetzt und ein kompetenter Ansprechpartner für unsere Verbraucherinnen und Verbraucher“, so Daum.
Wie breit das Beratungsangebot der Mitarbeiter ist und wie sehr es sich seit der Gründung der Beratungsstelle vor 60 Jahren weiterentwickelt hat, zeigte Beratungsstellenleiterin Maria Sangl auf. Sie nahm die Festgäste auf eine Zeitreise mit. Entstanden ist die VSB-Beratungsstelle demnach aus der Hausfrauenvereinigung des KDFB. Anfangs standen insbesondere die Themen „gesunde Ernährung“ und „rationelle Haushaltsführung“ im Blickpunkt der Beratung, die übrigens zunächst auf ehrenamtlicher Basis gestartet wurde. Doch im Laufe der Jahrzehnte nahmen die Leistungen immer mehr zu und das Team wuchs dementsprechend an. Heute liegen die Schwerpunkte im Verbraucherrecht, der Finanz- und Versicherungsberatung sowie der Umwelt‑, Energie- und Ernährungsberatung. An der Bestimmung „informieren, beraten, helfen“ werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Davon zeigte sich auch Richard Zacharski vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz, der als Vertreter des Bayerischen Verbraucherschutzministers Thorsten Glauber nach Passau gekommen war, fest überzeugt. „Die Situation heute ist mit der Situation zur Gründungszeit kaum mehr vergleichbar. Doch über die ganzen Jahre hinweg gibt es die Beratungsstelle – und das ist enorm. Daran sieht man, dass sie ein Erfolgsmodell ist. Es hat sie damals gebraucht und es braucht sie immer noch“, so Zacharski.
Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper, der die Schirmherrschaft für das Jubiläumsfest übernommen hatte, betonte, dass ihm am VSB besonders gefalle, „dass Verbraucher als mündige Bürger behandelt werden und nicht als Objekte, die man umerziehen oder vor Gefahren warnen muss. Sie werden in die Lage versetzt, selbstbestimmte und gute Entscheidungen zu treffen.“ Das stellte auch Waltraud Lerchl, stellvertretende Vorsitzende des KDFB in der Diözese Passau und Bindeglied zwischen dem Frauenbund und dem VSB, heraus. Sie nahm zudem Bezug auf die enge Verbundenheit – immerhin sei der VSB sozusagen die Tochter des KDFB. In Passau arbeite man sogar Tür an Tür. Lerchl wünschte dem Passauer VSB-Team, „dass es immer nah dran bleibt am Menschen – für mich, für Sie und für uns alle. Für uns, für unsere Zukunft. Verantwortung übernehmen heißt Wissen weitergeben.“ Gute Wünsche kamen weiterhin von Passaus stellvertretendem Landrat Raimund Kneidinger und Domkapitular Manfred Ertl, der in Vertretung des Passauer Bischofs Stefan Oster am Jubiläumsfest teilgenommen hatte. Es sei sehr wichtig, „dass wir Menschen, die wir im wahrsten Sinne des Wortes oft nicht mehr durchblicken, Anlaufstellen haben, wo wir kompetente und fachgerechte Beratung erfahren. Damit wir nicht verlernen, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden und das Notwendige vom Überflüssigen“, so Ertl.
Da die Verbraucherbildung ein hohes Gut für den VSB ist, kam sie natürlich auch beim Jubiläumsfest, durch das Finanzberater Markus Steiner kurzweilig führte, nicht zu kurz. Als Gastredner konnte der renommierte Internetrechtsexperte Prof. Dr. Dirk Heckmann gewonnen werden. Sehr unterhaltsam und mit vielen anschaulichen Anekdoten nahm er Sprachassistenten wie Amazons Alexa oder Apples Siri in den Blick. Schließlich würden sie als eine Art „digitaler Butler für jedermann“ immer mehr in die Haushalte kommen. „Sprachassistenzsysteme sind ein zentraler Punkt unserer Zukunft“, so Heckmann. Und sie hätten auch ihre positiven Eigenschaften – beispielsweise in Sachen Komfort oder als Erleichterung des Alltags für Menschen mit Einschränkungen. „Sie bergen aber auch Gefahren für die Selbstbestimmung. Denn eines ist klar: Es entsteht eine große Menge sensibler Daten.“ Auch Risiken wie Fehlsteuerungen, Manipulationen oder das Überwachungspotential, das man sich mit Sprachassistenten ins Haus holen würde, sprach Heckmann an.
Der Experte führte aus, dass es künftig vor allem darauf ankommen würde, wie die Systeme gestalten werden. „Sie müssen datenschutzkonform gestaltet werden. Das ist eine Frage der Programmierung“, betonte Heckmann. Der Datenethikkommission sei es insbesondere ein Anliegen, darauf hinzuwirken, dass Sicherheitsbarrieren eingebaut werden und die Computerstimmen als Maschinen erkennbar sein und nicht menschlich klingen sollten.
Aller Risiken zum Trotz: Innovationen wie Sprachassistenten seien nicht aufzuhalten. Und: „Digitalisierung ist aus meiner Sicht mehr Chance als Risiko“, sagte Heckmann und plädierte für einen sensiblen Umgang mit Entwicklungen in der digitalen Welt.
Die Schlussworte beim Jubiläumsfest sprach schließlich Ute Mowitz-Rudolph, die Hauptgeschäftsführerin des VSB. „Der VSB leistet Hilfe zur Selbsthilfe“, fasste sie die Hauptaufgabe nochmals zusammen.
Text und Foto: Mareen Maier