Fast 30 angemeldete Pilgergruppen mit etwa 20.000 Teilnehmern ließen den Heiligen Geist am Pfingstwochenende kräftig durch den Gnadenort Altötting wehen. Eine der größten Gruppen waren erneut die Fußwallfahrer aus Regensburg.
Selten waren Altötting und Regensburg so vereint wie an diesem Pfingstsamstag, als rund 4500 Wallfahrer nach dreitägigem Fußmarsch im Herzen Bayerns einziehen – begrüßt durch Bischof Rudolf Voderholzer und die Gnadenmutter selbst.
Vereint sind beide Städte in diesem Jahr nicht nur im Glauben und in der Verehrung der Gottesmutter: Die Regensburger führten ein Reliquiar ihres Bistumspatrons, des heiligen Wolfgangs mit sich, der vor 1100 Jahren geboren wurde. Für die Wallfahrt selbst war es übrigens ein halbrundes Jubiläum: zum 195. Mal zogen die Pilger nach Altötting. Und durch den Gnadenort führt nicht nur einer der Wolfgangwege, von hier machen sich jährlich auch eine Altöttinger Pilgergruppe auf den Fußweg nach St. Wolfgang im Salzkammergut. So schließt sich der Kreis am Pfingstsamstag.
Fast 45 Minuten lang strömen die Regensburger – jung und alt – vorüber am Gnadenbild, das Administrator Klaus Metzl eigens aus der Kapelle ins Freie übertragen hatte (siehe auch Seite 13). Um die Gnadenkapelle hinunter ging es zur Basilika St. Anna. Ein sonnenwarmer weiß-blauer Himmel leuchtete über erschöpften, ergriffenen, glücklichen Pilgern, von denen alle Strapazen eines 111 Kilometer langen Fußmarsches abfielen, oft genug mit Tränen in den Augen. Das unablässige Läuten der Kirchenglocken, das Aufeinandertreffen mit den vielen weiteren Pilgergruppen, die stets am Pfingstsamstag zur Gottesmutter ziehen – all das schafft immer wieder eine einzigartige Atmosphäre.
„Großartig“, bestätigt Konrad, zum fünften Mal dabei – und zieht seinen Strohhut vor dem Betreten der Basilika. Bis auf die Regenphase am zweiten Tag sei es gut gelaufen: „Besser als erwartet“. Erstaunlich beschwingt wirkt der junge Mann, als er weitereilt, hinein in das große Gotteshaus.
Bis es alle geschafft haben, ist für Pilgerleiter Bernhard Meiler Zeit, den zahlreichen Helfern zu danken, ohne die eine solche Wallfahrt nicht zu stemmen sei. Dann begrüßt er noch besonders eine Pilgergruppe der großen Telgter Wallfahrt aus dem Bistum Osnabrück, die gemeinsam mit den Regensburgern unterwegs waren. Schließlich, kein Platz ist mehr frei im Kirchenschiff und auf den Emporen, zieht Bischof Voderholzer mit Konzelebranten und liturgischem Dienst unter Jubelrufen und Schwenken von Pilgertüchern ein, um den Gottesdienst zu feiern.
Regensburger Fußwallfahrt – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Dieser wird musikalisch wunderbar gestaltet von der Aitrachtaler Blaskapelle des Musikvereins Mengkofen, die bereits schwungvoll den Pilgerzug über den Kapellplatz angeführt hatte. Ganz vorne mit dabei waren dieses Mal auch 26 Schülerinnen der Dr.-Johanna-Decker-Schulen in Amberg. Geplant habe er die Teilnahme schon vor Corona, berichtet Organisator Oliver Weiß, Lehrer für Deutsch und Religion. Im vergangenen Jahr hätte es dann erstmals geklappt – mit acht Teilnehmerinnen. In diesem Jahr seien bereits 26 mit auf den langen Fußmarsch gegangen, freut sich Weiß. Für die Schülerinnen sei es eine große Ehre und Freude gewesen, dass Friedenskreuz der Regensburger Wallfahrt auf der letzten Etappe bis zur Gnadenkapelle zu tragen.
„Geht und verkündet Gottes Reich!“ Das Wallfahrtsmotto 2024 hätten die Pilger wahrhaftig gelebt, so Bischof Rudolf in seiner Predigt: „Christus, der Gottmensch ist auch Mitmensch, der unser Mitwirken braucht, der zu allen Zeiten Frauen und Männer braucht, die seine Botschaft unter die Menschen tragen.“ Die Regensburger Fußwallfahrt werde wahrgenommen, kein Medium komme daran vorbei – „denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich Tausende auf den Weg machen, hinter dem Kreuz versammeln und ein öffentliches Glaubensbekenntnis abgeben!“ Auch Arbeitsplatz, Krankenbett und sogar der Stammtisch könnten Orte sein, um zum Glauben zu stehen, ein öffentliches Zeugnis abzugeben. Das sei nicht einfach, gesteht der Bischof ein – dazu brauche es die Kraft des Heiligen Geistes. Er sei es, der uns den Rücken stärke und uns helfe, auf die unterschiedlichen Herausforderungen des Lebens im Sinne des Evangeliums zu antworten. Pfingsten sei aber auch ein Fest der Gemeinschaft der Kirche – „und auch die wird uns geschenkt bei dieser Wallfahrt.“ Umgekehrt seien die Pilger selbst ein Geschenk, ein Zeichen der Stärkung und Ermunterung für die anderen: „Ich danke euch allen für dieses Zeugnis, das wir so dringend brauchen!“ Passend zu den aufrüttelnden Worten des Bischofs erklingt nach der Gabenausteilung das Lied „Wer glaubt ist nicht allein“.
Anschließend ergreift Pilgerpfarrer Hannes Lorenz das Wort und dankt denen, „die gestern alle Regentropfen auf sich genommen haben, damit uns heute dieser Tag geschenkt ist!“ Lorenz selbst bekommt anschließend von Pilgerleiter Bernhard Meiler anlässlich seines 30. Jubiläums eine Kopfbedeckung überreicht mit dem Aufdruck: „Weltbester Pilgerpfarrer“ – sehr zur Freude der Wallfahrer. Besonders geehrt werden ebenfalls die Ministranten aus Irlbach, die seit 50 Jahren den Altardienst in der Basilika versehen sowie Marianne Mirtzer, die für ebenso lange Mitarbeit in der Wallfahrtsleitung den Ehrenpilgerstab erhält.
Mit den Worten „Frohe, gesegnete Pfingsten – pfiad euch!“ entlässt Meiler die Wallfahrer dann in den Basilika-Garten zum ersten „Pilgerfest“, wie es Pfarrer Lorenz nennt. In Ermangelung von Verköstigungskapazitäten örtlicher Gastwirtschaften hatten die Regensburger nämlich kurzerhand selbst dafür gesorgt: Mit Freigetränken von Bischof Rudolf aus der bistumseigenen Brauerei sowie Wurstsemmeln und Gulaschsuppe. Bei herrlichem Wetter, begleitet durch ein Standkonzert der Aitrachtaler Blaskapelle lassen sich hunderte Pilger nicht zweimal bitten und feiern auch im weltlichen Sinne ein wahres Pfingstfest.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter