Glaube und Gemeinschaft

Eine kleine Gemeinschaft, die Kraft und Hoffnung schenkt

Redaktion am 03.03.2025

2025 03 03 pb alb gebet am donaukreuz Foto: Hannelore Summer
Beim Donaugebet begründeten Pfarrer Josef Göppinger (r.) und Mitglieder der Pfarrgemeinde Regen mit Zitaten aus der Bibel, warum völkischer Nationalismus und Christentum nicht vereinbar sind.

Eindringliches Gebet am Donaukreuz am Abend des Wahltags

Wir glau­ben, dass jeder Gedan­ke, jedes Wort ins Welt­all strömt und wirkt.“ Mit die­sen Wor­ten stimm­te Mar­lis Thal­ham­mer vom öku­me­ni­schen Akti­ons­kreis Leben­di­ge Donau“ auf das Febru­ar-Gebet am Donau­kreuz in Nie­der­al­t­eich ein. Rund hun­dert Men­schen waren zusam­men­ge­kom­men. Pfar­rer Josef Göp­pin­g­er und Mit­glie­der des Pfarr­ge­mein­de­ra­tes aus Regen fan­den kla­re Wor­te zu einem aktu­el­len The­ma: Völ­ki­scher Natio­na­lis­mus und Chris­ten­tum sind unvereinbar.“

Seit nahe­zu 30 Jah­ren beten Men­schen am Donau­kreuz. Anfangs mach­ten sie deut­lich, wie ele­men­tar wich­tig das unge­stau­te Strö­men der Donau für die Auen, den Was­ser­haus­halt, für die Natur, die letzt­end­lich alles Leben trägt, ist. Aber auch, wie sehr die­ses Strö­men die spi­ri­tu­el­len Sai­ten in den Men­schen zum Klin­gen bringt, wie sehr die­ses Erle­ben der Groß­ar­tig­keit und Schön­heit der strö­men­den Donau sie mit der lie­ben­den Kraft Got­tes verbindet. 

Pfar­rer Göp­pin­g­er drück­te das so aus: In unse­ren monat­li­chen Donau­ge­be­ten füh­len wir uns dem kon­zi­lia­ren Pro­zess ver­pflich­tet: Bewah­rung der Schöp­fung – Frie­den – Eine Welt. Unse­re Gebe­te krei­sen immer wie­der um die­se drei The­men­fel­der.“ Eine Welt, die durch die Glo­ba­li­sie­rung und welt­wei­te Han­dels­be­zie­hun­gen immer mehr zusam­men wach­se, in der es aber nicht gelin­ge, die ekla­tan­te Ungleich­heit zwi­schen der süd­li­chen und der nörd­li­chen Halb­ku­gel zu über­win­den. Eine Welt, in der sich immer mehr Men­schen von rechts­po­pu­lis­ti­schen oder völ­ki­schen Bewe­gun­gen anspre­chen las­sen, in der radi­ka­les Den­ken zu Hass wird – auf Men­schen auf Grund ihrer Her­kunft, ihrer Haut­far­be, ihrer Reli­gi­on, ihres Geschlechts oder ihrer sexu­el­len Iden­ti­tät. Chris­tin­nen und Chris­ten dür­fen die­sen Ent­wick­lun­gen nicht gleich­gül­tig gegen­über­ste­hen, so der Geist­li­che. Sie müs­sen ver­tei­di­gen, was ihnen hei­lig sei: die unan­tast­ba­re Wür­de des Menschen.

Die Men­schen­wür­de ist der Glut­kern des christ­li­chen Men­schen­bil­des und der Anker unse­rer Ver­fas­sungs­ord­nung. Leis­ten wir alle Wider­stand, wenn Men­schen­wür­de und Men­schen­rech­te in Gefahr gera­ten! Enga­gie­ren wir uns gemein­sam aktiv für die frei­heit­li­che Demokratie!”

Das unter­füt­ter­te Göp­pin­g­er theo­lo­gisch: Die Schöp­fungs­ge­schich­te beschreibt, dass Gott die Men­schen nach sei­nem Bil­de gemacht hat, im Buch Levi­ti­kus gibt Gott den Auf­trag, Frem­de nicht zu unter­drü­cken, son­dern zu lie­ben, wie sich selbst. In sei­nem Brief an die Gala­ter betont der Apos­tel Pau­lus die sozia­le Gemein­schaft in Chris­tus, unab­hän­gig von der Her­kunft. In der Enzy­kli­ka Fratel­li Tut­ti“ (Über die Geschwis­ter­lich­keit und die sozia­le Freund­schaft) zum Gleich­nis vom Barm­her­zi­gen Sama­ri­ter schreibt Papst Fran­zis­kus, ange­sichts des gro­ßen Lei­dens in die­ser Welt bestehe der ein­zi­ge Aus­weg dar­in, so zu wer­den wie der barm­her­zi­ge Sama­ri­ter: Sich der Zer­brech­lich­keit des ande­ren anzu­neh­men, ihn auf­zu­rich­ten und zu hel­fen zu lau­fen, damit das Gute allen zukomme. 

So sei das Chris­ten­tum unver­ein­bar mit der Ideo­lo­gie der Rechts­extre­men, stell­te Göp­pin­g­er fest. Dort wer­de die glei­che Wür­de aller Men­schen ent­we­der rela­ti­viert oder geleug­net. Die Ideo­lo­gie spre­che nie­de­re Instink­te an, wie Hass, Wut und Ver­gel­tung, sie spre­che Min­der­hei­ten die Legi­ti­ma­ti­on und das Blei­be­recht ab und ver­wei­ge­re denen, die in Not sind, die Solidarität. 

Am Abend des Wahl­tags, der einen deut­li­chen Rechts­ruck gebracht hat, ist am Donau­ufer eine klei­ne Gemein­schaft ent­stan­den, die in Wor­ten, Lie­dern und Gebe­ten Kraft geschöpft hat – und Ver­trau­en, trotz allem etwas bewir­ken zu kön­nen in die­ser auf­ge­wühl­ten Stim­mung und pola­ri­sier­ten Gesell­schaft. Ein Trop­fen freund­li­chen Mit­ein­an­ders auf den schwe­len­den Hass und die Het­ze in der öffent­li­chen Debatte. 

In den Für­bit­ten bat die Gemein­de am Donau­kreuz um den Mut, ent­schie­den und unbe­irr­bar die Wür­de eines jeden Men­schen unab­hän­gig von sei­ner Haut­far­be, sei­ner Her­kunft, sei­ner poli­ti­schen oder reli­giö­sen Über­zeu­gung oder sei­ner sexu­el­len Ori­en­tie­rung zu verteidigen. 

Bereits im Febru­ar 2024 haben die deut­schen Bischö­fe auf­ge­ru­fen: Die Men­schen­wür­de ist der Glut­kern des christ­li­chen Men­schen­bil­des und der Anker unse­rer Ver­fas­sungs­ord­nung. Leis­ten wir alle Wider­stand, wenn Men­schen­wür­de und Men­schen­rech­te in Gefahr gera­ten! Enga­gie­ren wir uns gemein­sam aktiv für die frei­heit­li­che Demokratie!“ 

Gestärkt gin­gen die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer ihrer Wege in einen Abend, an dem Licht der unter­ge­hen­den Son­ne im Fluss und im Wol­ken­meer schim­mer­te. Sie erin­ner­ten sich dar­an, dass es den Freun­din­nen der frei­flie­ßen­den Donau mit vie­len Gleich­ge­sinn­ten und krea­ti­ven Aktio­nen gelun­gen ist, Stau­stu­fen an die­sem Abschnitt zu ver­hin­dern. Aus dem Herz­blut ein­zel­ner Frau­en ist im Gebet ein kraft­vol­ler Strom geworden.

Text und Foto: Han­ne­lo­re Summer

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