Der längste Tag in der Geschichte Altöttings

Redaktion am 14.04.2025

2025 04 11 pb alb buergermorde altoetting hinrichtungsplatz oberhalb Foto: Roswitha Dorfner
Nachdenklich: Der ehemalige Altöttinger Polizeichef Hannes Schneider hat als passionierter Lokalhistoriker und Stadtführer das Geschehen am Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem Lebensthema gemacht. Hier steht er im ehemaligen Landratsamt mit Blick auf den Ort, an dem fünf Bürger brutal ihr Leben lassen mussten.

Am 28. April 1945 wurden fünf Bürger von der SS ermordet, als sie ihre Heimatstadt vor der Zerstörung durch US-Truppen retten wollten. Zwei weitere ereilte kurz darauf dasselbe Schicksal. Es ist eine Wunde, die auch nach 80 Jahren noch zu spüren ist.

Die Zeit heilt alle Wun­den, sagt man. Unse­re All­tags­er­fah­rung lehrt uns aller­dings, dass nur klei­ne Schnit­te, Sti­che oder Abschür­fun­gen rasch abhei­len. Sie hin­ter­las­sen meist kei­ne Nar­ben, schnell ist der Schmerz ver­ges­sen. Ganz anders hin­ge­gen sieht es mit gro­ßen, klaf­fen­den Wun­den aus, sie ver­nar­ben oft nur ober­fläch­lich, ein ste­chend zie­hen­der Wund­schmerz bleibt, er wird chro­nisch. Und bei ver­schie­de­nen Gele­gen­hei­ten fühlt es sich an, als wür­de die alte Nar­be wie­der auf­bre­chen. Die Alt­öt­tin­ger Bür­ger­mor­de“ vom 28. April 1945, ihre Vor‑, aber auch Nach­ge­schich­te sind ein sol­ches Trau­ma, wie der medi­zi­ni­sche Fach­be­griff für Ver­let­zun­gen heißt. Ein Trau­ma, das tief in die Stadt­ge­sell­schaft ein­ge­drun­gen ist und wohl blei­ben­de Spu­ren hin­ter­las­sen hat, so der Ein­druck des Außen­ste­hen­den, auch acht­zig Jah­re nach den schreck­li­chen Ereig­nis­sen und das der Lin­de­rung bedarf, eine Hei­lung mag mög­li­cher­wei­se unmög­lich sein.

Han­nes Schnei­der ist ein gebür­ti­ger Burg­hau­ser, also nach Alt­öt­tin­ger Selbst­ver­ständ­nis durch­aus ein Außen­ste­hen­der. Seit 1983 hat der ehe­ma­li­ge Lei­ter der Poli­zei­in­spek­ti­on Alt­öt­ting sei­nen Lebens­mit­tel­punkt in der Wall­fahrts­stadt, seit 2019 führt der Pen­sio­nist dort Gäs­te und Besu­cher. Ich bin nur ein Geschich­ten­er­zäh­ler, kein His­to­ri­ker“, sagt er über sich ganz unei­tel, wäh­rend er im Trep­pen­haus der Berufs­fach­schu­le für Musik, der Max-Kel­ler-Schu­le, in den zwei­ten Stock hin­auf­geht. In Wirk­lich­keit ist Han­nes Schnei­der viel mehr, er ist eine Art The­ra­peut für die chro­ni­sche Wun­de Alt­öt­tings, für die Tage um den 28. April 1945 und danach.

Akri­bisch, er selbst wür­de das sofort in Abre­de stel­len, beschäf­tigt er sich mit den Per­so­nen und Abläu­fen der unse­li­gen April­ta­ge. Ich bin auf die­se Vor­komm­nis­se durch mei­ne ältes­te Toch­ter gesto­ßen, sie such­te nach einem The­ma für ihre Fach­ar­beit, 2000 müss­te das gewe­sen sein, war ein rei­ner Zufall.“ Für Alt­öt­ting war und ist es ein Glücks­fall. Schnei­der begann aus beruf­li­chem Inter­es­se zu recher­chie­ren, die Rol­le sei­ner Alt­öt­tin­ger Poli­zei­kol­le­gen Hölzl und May­er­ho­fer inter­es­sier­te ihn zunächst vor­der­grün­dig. Sei­ne pro­fes­sio­nel­le Kennt­nis, Akten, Gerichts­pro­to­kol­le und Tat­ort­be­rich­te lesen und ver­ste­hen zu kön­nen, kam ihm dabei zugu­te eben­so wie ein phä­no­me­na­les Namens- und Per­so­nen­ge­dächt­nis, geschult durch vier Jahr­zehn­te bei der Poli­zei. Da schaust du nach, dann dort, da fin­dest du wie­der einen Hin­weis. Dann erzählt dir wie­der jemand etwas, was du in den Zusam­men­hang brin­gen kannst, und so ergibt sich dann immer mehr das grö­ße­re Ganze“.

Im ehe­ma­li­gen Land­rats­amt ist heu­te die Berufs­fach­schu­le für Musik unter­ge­bracht. Han­nes Schnei­der zeigt auf das ehe­ma­li­ge Arbeits­zim­mer von Land­rat Keh­rer (2. + 3. Bild); auf dem 4. Bild ein Blick aus die­sem Arbeits­zim­mer auf den Kapell­platz. Auf dem 5. Bild ein Blick auf den Platz, wo die Opfer von den SS-Scher­gen hin­ge­rich­tet wurden.

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Mitt­ler­wei­le im Vor­raum vor den Büros des ehe­ma­li­gen Land­rats in der zwei­ten Eta­ge ange­kom­men – in der heu­ti­gen Musik­schu­le war bis zum Jahr 1961 das Land­rats­amt unter­ge­bracht – wird die Geschich­te des 28. April 1945 sofort leben­dig. Schnei­der geht durch die Tür des Vor­zim­mers. Hier müss­te der Schreib­tisch von Frau Ernst, der Sekre­tä­rin von Land­rat Josef Keh­rer, gestan­den haben“. Schnei­der zeigt auf die lin­ke Sei­te des Raums, geht nach rechts, in Rich­tung Wand, wo die Durch­gangs­tür zum Land­rats­bü­ro gewe­sen sein muss. Nichts lässt sie mehr erken­nen. Hier hat sich das meis­te am Vor­mit­tag abge­spielt, hier führ­te Keh­rer ver­mut­lich in der Früh die Gesprä­che mit den in den FAB“-Aufstand ein­ge­weih­ten Per­so­nen­kreis, hier spra­chen die spä­te­ren Opfer vor, um sich zu erkun­di­gen, was über­haupt los ist. Keh­rer tele­fo­nier­te wohl auch von hier aus oder ließ anru­fen. Die hit­zi­gen Wort­ge­fech­te mit sei­nen ver­meint­li­chen Mör­dern, das war eben­falls hier“.

In den frü­hen Mor­gen­stun­den hat­ten die Auf­stän­di­schen über Rund­funk die baye­ri­sche Bevöl­ke­rung zum Auf­stand auf­ge­ru­fen und bekannt gege­ben, dass die Frei­heits­ak­ti­on Bay­ern, die FAB, die Regie­rungs­ge­walt über­nom­men habe. Über acht­zig Kilo­me­ter von der Lan­des­haupt­stadt ent­fernt und ver­mut­lich ohne genaue Kennt­nis der Lage dort, begann mit einem Anruf aus dem Land­rats­amt beim Poli­zei­be­am­ten Simon May­er­ho­fer um 6.45 Uhr der kür­zes­te und gleich­zei­tig längs­te Tag in der Geschich­te Altöttings.

Land­rat Keh­rer ord­ne­te die Fest­nah­me natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Funk­tio­nä­re aus Alt- und Neuöt­ting an, die in die klei­ne Haft­zel­le in der Poli­zei­sta­ti­on gegen­über dem Land­rats­amt gebracht wur­den, mit Blick auf die Tür der Behör­de und auf den schma­len Ver­bin­dungs­weg zwi­schen Kapell­platz und Mari­en­stra­ße. In Erman­ge­lung von Wach­leu­ten und Ord­nungs­per­so­nal soll­ten Män­ner der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr bestimm­te Auf­ga­ben über­neh­men, so die Idee des Land­ra­tes. Kurz nach sie­ben Uhr ging die Kun­de über den Sui­zid des Alt­öt­tin­ger Bür­ger­meis­ters Karl Lex wie ein Lauf­feu­er durch die Stadt. Die Ver­haf­tun­gen der füh­ren­den Nazis rie­fen Offi­zie­re aus Neuöt­ting auf den Plan, die sie gegen 11 Uhr befrei­ten. Die Radio­mel­dun­gen, die bereits seit 10 Uhr vor­mit­tags über das Miss­lin­gen des FAB-Auf­stands aus­ge­strahlt wur­den, schei­nen im Alt­öt­tin­ger Land­rats­amt nicht ver­nom­men wor­den zu sein, wohl aber von dem Per­so­nen­kreis, der poli­tisch die Fäden des Auf­stands in der Wall­fahrts­stadt geknüpft haben mag. Sie flüch­te­ten sich zu Ver­wand­ten und Bekann­ten ins Umland oder ver­steck­ten sich. Ande­re, die als Pati­en­ten in den Laza­ret­ten im Fran­zis­kus­haus und im Kres­zen­tia­heim lagen und ver­mut­lich als Rat­ge­ber im Vor­feld der Akti­on fun­gier­ten, blie­ben bis heu­te im Hintergrund.

Doku­ment eines Ver­bre­chens: Eine mitt­ler­wei­le recht ver­wit­ter­te Votiv­ta­fel gegen­über der Sakris­tei der Gna­den­ka­pel­le zeigt links im Hin­ter­grund die Erschie­ßung von fünf Alt­öt­tin­ger Bür­gern im Land­rats­hof. Die Sze­ne zeigt exakt den damals geschil­der­ten Ablauf. Mit der Tafel woll­te sich ein an der Frei­heits­ak­ti­on Betei­lig­ter bei der Got­tes­mut­ter für sei­ne Erret­tung bedan­ken. Auf den Bil­dern 2 +3 ein Blick in die Rast­ka­pel­le in der Alt­öt­tin­ger Stift­s­pfarr­kir­che, in der den sie­ben Alt­öt­tin­ger NS-Opfern gedacht wird.

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Die Ver­bin­dun­gen und die Kon­takt­auf­nah­me zwi­schen den ein­zel­nen Städ­ten und Gemein­den, in denen sich Per­so­nen für die Frei­heits­ak­ti­on Bay­ern enga­gier­ten, inter­es­sie­ren Han­nes Schnei­der beson­ders. Er sucht nach Zusam­men­hän­gen zwi­schen den Akti­ven in der Wall­fahrts­stadt, den Nach­bar­or­ten und sogar Mün­chen. Bekannt ist mitt­ler­wei­le, dass der amtie­ren­de Land­rat Josef Keh­rer ein Stu­di­en­freund von Rup­p­recht Gern­gross, dem Kopf hin­ter der Frei­heits­ak­ti­on Bay­ern, war. Die Kis­ten im Stadt­ar­chiv sich­te ich, wenn mir wie­der neue Erkennt­nis­se vor­lie­gen“, sagt der pro­fi­lier­te Lokal­his­to­ri­ker, als er dann im Büro Land­rat Keh­rers steht. Schnei­der sucht nach Spu­ren von Ein­schüs­sen in Wand und Türe. Nichts. Die Tat­ort-
skiz­ze, wo Keh­rer schwer­ver­wun­det lag, hat er detail­liert im Kopf eben­so wie den Bericht des dama­li­gen Stadt­pfar­rers Engel­hardt, der den ster­ben­den Kom­mu­nal­be­am­ten ver­sah und die Aus­sa­ge des behan­deln­den Chef­arz­tes Dr. Schmid.

Han­nes Schnei­der sieht aus dem Fens­ter, der Kapell­platz ist heu­te fast men­schen­leer. Der Über­blick über den Platz, rüber zum Rat­haus und zur Neuöt­tin­ger Stra­ße ist der glei­che wie damals. Keh­rer müss­te doch gese­hen haben, wer da im Anmarsch ist“, sin­niert er lei­se. Das Büro, Ort der letz­ten und alles für den wei­te­ren Tages­ab­lauf ent­schei­den­den Augen­bli­cke, ist heu­te ein Übungs­raum für die Musik­schü­ler. Johann Sebas­ti­an Bach ist der Namens­ge­ber für den Raum, der immer noch die Dop­pel­tür eines wich­ti­gen Behör­den­zim­mers besitzt. Auf Josef Keh­rer, der sich nach Les­art der Nazis dort selbst erschos­sen haben soll, weist nichts mehr hin. Sein Grab­stein steht heu­te noch im Abschnitt A des Städ­ti­schen Fried­hofs an der Stingl­ha­mer Stra­ße. In Fol­ge sei­ner schwe­ren Kopf­ver­let­zun­gen ver­starb der gebür­ti­ge Ober­pfäl­zer am 30. April 1945, ohne das Bewusst­sein wie­der­erlangt zu haben.

80. Jahrestag der Bürgermorde

Gottesdienst, Diskussion, Segnung von Mahnmal und Themenweg, Ausstellung und Friedenslichtaktion

Die Stadt Alt­öt­ting gedenkt in die­sem Jahr am 28. April zusam­men mit der Kir­che ganz beson­ders ihrer kurz vor Kriegs­en­de von SS-Scher­gen ermor­de­ten Mit­bür­ger: Josef Bruck­may­er, Hans Riehl, Mar­tin Sei­del, Mon­si­gno­re Adal­bert Vogl und Adam Weh­nert sowie in den fol­gen­den Tagen Josef Keh­rer und Max Stor­fin­ger. Die Kir­che hat alle sie­ben als Mär­ty­rer in das deut­sche Mar­ty­ro­lo­gi­um des 20. Jahr­hun­derts auf­ge­nom­men. Die Stadt Alt­öt­ting hat auf Initia­ti­ve von Ers­tem Bür­ger­meis­ter Ste­phan Ant­wer­pen eine Erin­ne­rungs­skulp­tur und einen The­men­weg in Auf­trag gege­ben, die das seit lan­gem gepfleg­te stil­le Geden­ken in der Rast­ka­pel­le der Stift­s­pfarr­kir­che fort­an im öffent­li­chen Raum ergän­zen sol­len. Das Mahn­mal zeigt fünf ste­hen­de Metall­plat­ten, aus denen abs­trak­te Sil­hou­et­ten von Men­schen aus­ge­schnit­ten sind. Die­se zwei­di­men­sio­na­len Figu­ren wie­der­um lie­gen am Boden vor bzw. hin­ter den Tafeln – dar­ge­stellt als gro­be Umris­se von Per­so­nen, wie man es von Ver­bre­chen­st­a­t­or­ten kennt.

Das Pro­gramm im einzelnen:

  • 8.30 Uhr: Gedenk­got­tes­dienst in der Stift­s­pfarr­kir­che mit Kranzniederlegung
  • 10.3012.15 Uhr: Was wur­de aus Nie wie­der!“? Dis­kus­si­on zum The­ma Erin­ne­rungs­kul­tur (Kul­tur + Kon­gress Forum, Zuc­cal­li­platz 1)
  • 14 Uhr: Ent­hül­lung und Seg­nung der Erin­ne­rungs­skulp­tur Gegen das Ver­ges­sen“ und des The­men­we­ges (Innen­hof der Max-Kel­ler-Schu­le, Kapell­platz 36)
  • Ab 16 Uhr: ist die Aus­stel­lung Mün­chen 1945“ von Sabri­na Schmatz im Rat­haus Alt­öt­ting zu sehen. Um 19 Uhr wird die Aus­stel­lung in Anwe­sen­heit der Künst­le­rin eröffnet
  • 20 Uhr: Ein Licht für Frie­den und Demo­kra­tie – Frie­dens­licht­ak­ti­on am Kapell­platz mit anschlie­ßen­dem öku­me­ni­schem Friedensgebet.

Die Fra­ge nach dem Kali­ber der mög­li­chen Waf­fe Keh­rers beschäf­ti­ge den ehe­ma­li­gen Poli­zei­be­am­ten aktu­ell, erzählt er, als er auf die Rück­sei­te des Gebäu­des geht, die an die heu­ti­ge Rast­ka­pel­le grenzt. Gro­ße, lich­te Fens­ter geben den Blick frei auf die Wie­se, die heu­te von den Schü­lern als Fahr­rad­park­platz oder als Pau­sen­hof genutzt wird.

Die klei­ne unschein­ba­re Wie­se im ehe­ma­li­gen Land­rats­amts­hof ist der his­to­ri­sche Ort der Exe­ku­ti­on der unbe­schol­te­nen fünf Alt­öt­tin­ger. Gegen­über, dort wo jetzt der Kreuz­weg ange­legt ist, war die Poli­zei­sta­ti­on. Die dort frei­ge­kom­me­nen Par­tei­funk­tio­nä­re hat­ten eine Lis­te erstellt, von allen Per­so­nen, die sie aus ihrem klei­nem Arrest­fens­ter vor dem Land­rats­amt beob­ach­tet hat­ten: den Müh­len­be­sit­zer Josef Bruck­may­er, den geschäfts­lei­ten­den Beam­ten der Stadt Alt­öt­ting, Mar­tin Sei­del, den Lager­haus­ver­wal­ter Hans Riehl, den Kapel­lad­mi­nis­tra­tor Mon­si­gno­re Adal­bert Vogl und den Buch­händ­ler Adam Weh­nert. Kreis­lei­ter Fritz Schwae­gerl erwei­ter­te die Auf­stel­lung zunächst tele­fo­nisch, dann per­sön­lich vor Ort um den ehe­ma­li­gen Bür­ger­meis­ter Gabri­el May­er, Redak­teur Hein­rich Haug, Rechts­an­walt Dr. Gmach, Regie­rungs­rat Dr. Scheupl, Ver­le­ger Dr. Hans Gei­sel­ber­ger und Bau­meis­ter Irper­tin­ger. Bis zir­ka 14 Uhr am frü­hen Nach­mit­tag hat­ten Alt­öt­tin­ger SA-Män­ner die ers­ten fünf ver­haf­tet und im Poli­zei­re­vier inhaftiert.

Die Votiv­ta­fel gegen­über der Sakris­tei­tür der Gna­den­ka­pel­le muss von einem Augen­zeu­gen stam­men“, sagt Han­nes Schnei­der als er am geöff­ne­ten Fens­ter der heu­ti­gen Schu­le steht und vom zwei­ten Stock in den Hof blickt. Die Zeich­nung gibt exakt das wie­der, was auch May­er­ho­fer in sei­nem Bericht schreibt.“ Schnei­der hält inne, die Rekon­struk­ti­on der letz­ten Lebens­stun­de der Alt­öt­tin­ger Nazi­op­fer liegt Han­nes Schnei­der ganz beson­ders am Her­zen, ist sie doch Aus­druck bra­chia­ler Men­schen­ver­ach­tung bis über den Tod hin­aus. Man hat die Män­ner von der Arrest­zel­le hier in den Hof getrie­ben, sie muss­ten anlau­fen und wur­den rück­lings erschos­sen. Auf die Zusam­men­ge­sun­ke­nen, die noch nicht tot waren, wur­den dann gezielt Schüs­se abge­ge­ben. Die Toten sol­len dann von Alt­öt­tin­ger SA-Män­nern zum städ­ti­schen Lei­chen­wa­gen geschleift wor­den sein, der bereits vor­ge­fah­ren wor­den war und hin­ein­ge­wor­fen wor­den sein.“ Schnei­der schließt die Fens­ter, erzählt beim Ver­las­sen des son­nen­durch­flu­te­ten Zim­mers noch, dass auch Frau­en an die Wand zur Erschie­ßung gestellt wor­den sei­en, Ehe­frau­en von Män­nern, die sich durch ihre Flucht den Nazi­hä­schern ent­zo­gen hat­ten und, so sei­ne neu­es­te Erkennt­nis, auch die Sekre­tä­rin Keh­rers, Frau Ernst.

Bis zum 28. April sind es nur mehr weni­ge Tage, Han­nes Schnei­der wird unter­des­sen nicht müde, noch nach wei­te­ren Bau­stei­nen einer Geschich­te zu suchen, die für die Wall­fahrts­stadt und die Fami­li­en der Ermor­de­ten eine unend­li­che zu sein scheint. Wer ihr fol­gen möch­te, kann dies in einer Son­der­füh­rung am 26. und am 28. April 2025 tun.

Text: Maxi­mi­lia­ne Heigl-Saalfrank

Weitere Nachrichten

2025 04 14 pb alb osterchristus basilika
Bischof
14.04.2025

Echtes Licht für die Seele

In seiner Osterbotschaft blickt Bischof Stefan Oster SDB auf das, was wirklich zählt im Leben, und auf das,…

2025 04 11 pb alb sonneninsel1
Soziales
14.04.2025

Ein Stück Geborgenheit

Die Sonneninsel ist ein außergewöhnlicher Ort. Hier können sich Familien mit krebskranken Kindern…

2025 04 09 pb alb wallfahrtsmosaike mamming5
Wallfahrt
14.04.2025

Mosaike aus der Wallfahrt

Das MC-Frühjahrshauptfest gilt als der inoffizielle Auftakt der Wallfahrtssaison, die am 1. Mai offiziell…

2025 04 11 pb alb schule heiligenstatt down1
Das glauben wir
14.04.2025

Jeder Mensch ist einzigartig

„Von wegen Down!“, heißt eine eine Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Down-Syndrom. Wie zutreffend…