Das glauben wir

Bis zum letzten Atemzug

Redaktion am 24.03.2025

2025 03 24 pb alb dietrich bonheoffer Foto: IMAGO / GRANGER Historical Picture Archive
Vorbild für Zivilcourage. Dietrich Bonhoeffer auf einem Foto aus dem Jahr 1939.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer macht sich der Autor unseres aktuellen Editorials der Ausgabe 13-2025 Gedanken über ein Vermächtnis, das uns verpflichtet.

Mehr als 10.000 Sei­ten, 16 Bän­de, umfasst die his­to­risch-kri­ti­sche Aus­ga­be der Wer­ke Diet­rich Bon­hoef­fers. Was für ein Nach­lass! Doch unsterb­lich gemacht hat sich der evan­ge­li­sche Theo­lo­ge, Wider­stands­kämp­fer und Mär­ty­rer mit eini­gen weni­gen Zei­len: Von guten Mäch­ten wun­der­bar gebor­gen, erwar­ten wir getrost, was kom­men mag. Gott ist mit uns am Abend und am Mor­gen, und ganz gewiss an jedem neu­en Tag…“. – Die­ses Gedicht an sei­ne Braut, geschrie­ben in der Ver­lo­ren­heit einer Gefäng­nis­zel­le der Nazis, ist eines der ergrei­fends­ten Gebe­te der Christenheit.

Rück­blen­de: April 1945 in Schön­berg im Baye­ri­schen Wald. 70 pro­mi­nen­te Häft­lin­ge aus Buchen­wald wer­den in den bei­den Schul­häu­sern des Ortes zwi­schen­ge­la­gert“, Gei­seln der SS, die in der Alpen­fes­tung“ das Über­le­ben sichern soll­ten. Die Befrei­ung scheint nah. Doch als Pas­tor Diet­rich Bon­hoef­fer und Gene­ral Fried­rich von Raben­au am 8. April von der Gesta­po abge­holt wer­den, wis­sen sie, was ihnen bevor­steht. Einem Mit­ge­fan­ge­nen sagt Bon­hoef­fer: Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens.“ Die letz­ten Wor­te, die von ihm über­lie­fert sind. Am Mor­gen des nächs­ten Tages wird er in Flos­sen­bürg erhängt. 

Schwei­gen im Ange­sicht des Bösen ist selbst böse.”

Dietrich Bonhoeffer, Theologe, Widerstandskämpfer und Märtyrer

Enga­gier­te Men­schen in Schön­berg sor­gen dafür, dass die­ser Mann und die­se Zeit auch in unse­rem Bis­tum nicht in Ver­ges­sen­heit gera­ten (sie­he auch die Sei­ten 7 und 12). Wert­vol­ler kann Erin­ne­rungs­kul­tur nicht sein. Gera­de in einer Zeit, in der men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gien die Welt ver­gif­ten. In einer Zeit, in der radi­ka­le evan­ge­li­ka­le Natio­na­lis­ten in den USA nicht ein­mal davor zurück­schre­cken, Bon­hoef­fers Ver­mächt­nis zu besu­deln, in dem sie sei­nen Namen für mili­tan­te Aktio­nen zu Guns­ten von Donald Trump miss­brau­chen. Dabei wer­den libe­ra­le Poli­ti­ker und die Demo­kra­ti­sche Par­tei mit den Natio­nal­so­zia­lis­ten gleich­ge­setzt. Fake-News oder die kom­plet­te Ver­dre­hung der Wahr­heit in einer neu­en, per­ver­sen Qualität. 

Das macht frei­lich um so mehr deut­lich: Diet­rich Bon­hoef­fer bleibt eine wich­ti­ge Stim­me für Zivil­cou­ra­ge und christ­li­che Ver­ant­wor­tung in Zei­ten der Bedräng­nis. Sei­ne Hal­tung gegen­über der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur, sein kom­pro­miss­lo­ses Ein­tre­ten für Ver­folg­te und sein tie­fes theo­lo­gi­sches Den­ken machen ihn zu einer Inspi­ra­ti­ons­quel­le für Men­schen weit über die Gren­zen der Kir­che hin­aus. Sein Leben und Wir­ken for­dern uns auf, uns gegen Unrecht zu stel­len, aus unse­rem Glau­ben her­aus Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Bon­hoef­fers mah­nen­de Wor­te sind ein­deu­tig: Schwei­gen im Ange­sicht des Bösen ist selbst böse.“ Wer sich an Bon­hoef­fer ori­en­tiert, wird erken­nen, dass Christ­sein untrenn­bar mit Ein­satz für ande­re ver­bun­den ist. Diet­rich Bon­hoef­fer war ein Mann, der nicht nur pre­dig­te, son­dern leb­te, was er lehr­te. Sein Mut, sein Glau­be und sei­ne Lie­be zur Wahr­heit sind ein Ver­mächt­nis, das uns ver­pflich­tet. Denn, um es mit Bon­hoef­fers eige­nen Wor­ten zu sagen: Mag sein, dass der jüngs­te Tag mor­gen anbricht, dann wol­len wir ger­ne die Arbeit für eine bes­se­re Zukunft aus der Hand legen – vor­her aber nicht.“

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

Zum Gedenken an Dietrich Bonhoeffer

Schönberg erinnert zum 80. Jahrestag der Hinrichtung an den Widerstandskämpfer

Anläss­lich des 80. Jah­res­ta­ges der Hin­rich­tung von Diet-rich Bon­hoef­fer und der Zer­stö­rung Schön­bergs im April 1945 laden der Markt Schön­berg, das Kul­tur­fo­rum Schön­berg und die Evan­ge­li­sche Kir­che Gra­fen­au vom 6. bis 25. April zu zwei Gedenk­wo­chen ein.Das Pro­gramm umfasst fol­gen­de Veranstalltungen:

  • Sonn­tag, 6. April: 10 Uhr Got­tes­dienst mit Geden­ken an Diet­rich Bon­hoef­fer und die Sip­pen- und Son­der­häft­lin­ge in der Pfarr­kir­che St. Mar­ga­re­ta; im Anschluss in der Pfarr­kir­che Eröff­nung der Aus­stel­lung Rück­kehr ins Leben“.
  • Diens­tag, 8. April: 10 Uhr Pfarr­kir­che St. Mar­ga­re­ta: Öku­me­ni­sche Andacht mit Tex­ten aus Diet­rich Bon­hoef­fers letz­ter Andacht in Schön­berg am 8. April 1945 mit Rever­end Dr. John McCa­be aus Eng­land und des­sen Pil­ger­grup­pe. Um 19 Uhr im KuK Schön­berg Power-Point-Vor­trag von Bernd Bach­hu­ber (Kul­tur­be­auf­trag­ter Markt Schön­berg): Muti­ge Taten in schwe­ren Zei­ten – wie Schön­ber­ger Bürger/​innen den Sip­pen- und Son­der­häft­lin­gen im April 1945 gehol­fen haben“. Im Anschluss Vor­füh­rung des Fern­seh­films Wir Gei­seln der SS“ (Teil 2).
  • Mitt­woch, 9. April: 18.30 Uhr Tref­fen an der evan­ge­li­schen Diet­rich-Bon­hoef­fer-Kir­che und Zug zur katho­li­schen Pfarr­kir­che zu einer öku­me­ni­schen Andacht aus Anlass des 80. Todes­ta­ges von Diet­rich Bon­hoef­fer mit Dom­ka­pi­tu­lar Ger­hard Auer, dem ev. Dekan Jochen Wil­de, Pfar­re­rin Son­ja Schus­ter (Gra­fen­au) und Pfar­rer Simon Stein­bau­er (Schön­berg).
  • Frei­tag, 11. April: 19 Uhr in der ev. Bon­hoef­fer-Kir­che Vor­trag von Pfar­rer Mar­tin Dub­ber­ke (Gar­misch-Par­ten­kir­chen): Diet­rich Bon­hoeffer: Kol­le­ge, Hei­li­ger, Mär­ty­rer, Zeit­ge­nos­se“. Pfar­rer Dub­ber­ke war Geschäfts­füh­rer der Ber­li­ner Erin­ne­rungs- und Begeg­nungs­stät­te Bon­hoef­fer-Haus“.
  • Diens­tag, 22. April: 19 Uhr in der ev. Bon­hoef­fer-Kir­che, Vor­trag ev. Pfar­rer Dr. Jona­than Steen­sen, Hau­zen­berg: Die Ethik Bon­hoef­fers – ein Buch, das nie fer­tig wer­den sollte“.
  • Frei­tag, 25. April: 19 Uhr Gedenk- und Dank­got­tes­dienst in der kath. Pfarr­kir­che St. Mar­ga­re­ta anläss­lich der Zer­stö­rung Schön­bergs am 25. April 1945.
  • Sams­tag, 26. April: 19 Uhr im KuK Schön­berg: Vor­stel­lung aus dem Kapi­tel 13 über die Tage im April 1945 durch Bernd Bach­hu­ber aus dem neu­en Schön­ber­ger Heimatbuch.

Text: red 

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