Die Geburt Jesu inspiriert seit vielen Jahrhunderten schon Künstler, das Geschehen von Bethlehem darzustellen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren immer wieder Krippen vorwiegend in Kirchen, Klöstern und Adelshäusern zu finden, die seit der italienischen Renaissance die Geburt Christi in einer Miniaturlandschaft mit beweglichen Figuren zeigten. Die körperlich und lebendig wirkenden Figuren sollten beim Betrachter den Eindruck erwecken, er sei Augenzeuge beim Ereignis von Bethlehem, er sei selbst mit den Hirten oder mit den drei Königen zur Krippe gekommen.
In der Epoche der Aufklärung drohten die Krippen ganz aus dem öffentlichen Raum zu verschwinden. So wurde in diesem Zuge in Bayern 1803 ein Krippenverbot erlassen. Die mit den Krippen verbundene Sinnesfreude und Sentimentalität wurde dadurch ins Private, in den bürgerlichen und bäuerlichen Wohnraum abgedrängt, das gläubige Volk holte sich damit gleichzeitig das Weihnachtsereignis in die eigenen Häuser und somit in die persönliche Umwelt herein.
Erst am 22. Dezember 1825 genehmigte der damalige bayerische König Ludwig I. wieder die Aufhebung dieses 1803 erlassenen Krippenverbots. Allmählich kehrten von da an die Krippen wieder in die Öffentlichkeit zurück. So wurde 1873 im böhmischen Grulich eine Schnitzerschule für „Krippenmandl“ gegründet, 1897 wurde im Bayerischen Nationalmuseum München eine Krippensammlung aufgebaut, 1917 wurde ein „Verein bayerischer Krippenfreunde gegründet und 1931 gab es in Passau sogar eine erste große Krippenausstellung mit vielen Exponaten des Hauzenberger „Krippendoktors“ Dr. Otto Ellenrieder.
Auch vom Landkreis Passau waren nach der Jahrtausendwende bereits zwei große Krippenausstellungen organisiert worden: 2003 im Kloster Asbach und 2012 in der Neuen Residenz in Passau. In beiden Fällen zeichnete hierfür der Krippenexperte des Landkreises Passau, Breitenbergs Bürgermeister Helmut Rührl, verantwortlich. Er ist es auch, der jetzt eine dritte Krippenausstellung des Landkreises vorbereitet hat, die am 22. November von Landrat Franz Meyer eröffnet wurde. Dieser möchte mit dieser Krippenausstellung den Familien nicht nur ein besonderes Angebot für die Advents- und Weihnachtszeit anbieten, sondern damit auch das Krippenbrauchtum weiter beleben.
Für diese Krippenausstellung in Aldersbach ist es Helmut Rührl mit seinen Fachkenntnissen und seinen universellen Verbindungen wieder gelungen, viele hochinteressante Krippen nach Aldersbach zu bringen. Insgesamt über 40 Krippem können bestaunt werden, von ganz kleinen bis ganz großen Krippen mit einer Breite über drei Meter. Zeitlich kommen sie aus eine Epoche von etwa 1800 bis zur Jetztzeit, örtlich aus den Regionen Oberpfalz, Oberbayern, Niederbayern, aus Tirol, aus Oberösterreich (Steyr, Ennstal), aus Böhmen (Grulich) oder gar aus Italien (Neapel, Sizilien). Bei diesen Krippen handelt es sich um Kastenkrippen, Papierkrippen, orientalische Krippen, Ruinenkrippen oder auch um Heimatkrippen aus Bauernhäusern.
So verschieden wie die ausgestellten Krippen sind, sind auch die Materialien, aus denen die Figuren in diesen Krippen gefertigt wurden. Sie bestehen aus Holz, Terrakotta, Marolin, Papier oder gebranntem Ton; sie sind bemalt, bekleidet oder auch kaschiert, wobei die Textilien in Leim getaucht und dann um die Körper trapiert werden. Als ganz besondere Hingucker verweist Helmut Rührl auf die Figuren der Kösslarner Barockkrippe von Siegfried Prüll aus Burglengenfeld mit dem typisch oberpfälzer Bauernhof, auf die Holzkrippe des Wegscheider Künstlers Michael Lauss, auf die neapolitanischen Krippen mit den Marktszenen, auf die neueren Krippen des Ehepaars Scharrer vom Straubinger Krippenbauverein oder auf die berühmte Krippe aus dem Museum in Tiefenbach, die sogenannte „Ellenrieder-Krippe“ des gleichnamigen ehemaligen Hauzenberger „Krippendoktors“. Ganz besondere Hingucker sind nach Helmut Rührl auch noch Einzelfiguren aus den drei ältesten ausgestellten Krippen im Landkreis Passau, einer Krippe aus Untergriesbach aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, einer Krippe aus Kösslarn (Ende des 17. Jahrhunderts) und aus einer weiteren Krippe aus Otterskirchen von 1697. Alle diese Krippen stammen aus Museen, aus privaten Sammlungen, aber auch von Krippenbauern. Nur die einzige Kirchenkrippe, eine Asam-Krippe, kommt vom Ausstellungsort Aldersbach.
Die Ausstellung des Kulturreferats des Landratsamtes Passau ist bis zum 12. Januar 2020 von Dienstag bis Sonntag jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet, außer am ersten Weihnachtsfeiertag, an Silvester und am Neujahrstag. Der Weg durch diese Ausstellung, der barrierefrei begehbar ist, ist mit Christbäumen weihnachtlich dekoriert, an denen von den Besuchern mitgebrachte Christbaumkugeln angebracht werden können.
Text: Franz Stangl