Passauer Straße 50 in Winzer im Landkreis Deggendorf – das gilt auch in Kirchenkreisen als exzellente Adresse. Der Gold- und Silberschmiedemeister Andreas Bachmeier ist ein Könner im Fertigen und Umarbeiten von besonderen Goldschmiedearbeiten. Dazu gehören auch kostbare Geschmeide wie Bischofsringe oder Brustkreuze. Und so ist Andreas Bachmeier sehr gefragt bei hohen kirchlichen Würdenträgern aus Nah und Fern.
Ein Beispiel: Erst vor kurzem hat er einen Erzbischof mit seinen Insignien ausgestattet, nämlich Dr. Udo Markus Bentz, den neuen Erzbischof von Paderborn. Der Sage nach hat ein Pfau Gesandten mit Reliquien des heiligen Liborius den Weg nach Paderborn gewiesen. Andreas Bachmeiers Aufgabe war es nun, in den goldenen Bischofsring des neuen Paderborner Erzbischofs ein stilisiertes Pfauenrad einzuarbeiten. In die Mitte des Rings setzte Bachmeier ein Malteserkreuz, weil der neue Bischof Mitglied des Malteserordens ist. Auch zwei Pektorale, also die Brustkreuze, fertigte der Goldschmied aus Winzer. Genauso den Bischofsstab, für den der Niederalteicher Bildhauer Alex Hintersberger die Holzarbeiten erledigte.
Beim Blick in die Goldschmiedewerkstatt in Winzer tut sich eine eigene, spannende Welt auf: Andreas Bachmeier hat gerade einen Kelch aus dem Jahr 1664 in Arbeit – echt Silber und feuervergoldet. Er hat das gute Stück, das ihm die Evangelische Landeskirche Kassel anvertraut hat, schon in die Einzelteile zerlegt: die Cuppa (der obere Teil des Kelches), der Nodus (also das Mittelstück) sowie der Kelchfuß. Und nun tüftelt der Goldschmied gerade daran, was er bei der Restaurierung beachten muss: „Das ist viel Arbeit, weil er sehr kaputt ist. Es sind zum Beispiel einmal unsachgemäße Zinnlötungen durchgeführt worden, was man bei so einem Gerät eigentlich gar nicht machen darf, denn Zinn diffundiert mit Silber.“ So muss nun dieses Zinnlot rückgeführt werden. Außerdem müssen die Beulen ausgeglichen werden. Und zwar mit Hämmern, die mit Leder umwickelt sind, damit nichts passiert. Der Goldschmied plaudert weiter aus dem Nähkästchen: „Dann muss man noch auf die anderen Schäden schauen. Die Risse verschließe ich mit Silberlot. Beim Kelchfuß, der schon sehr dünn ist, passt man ganz dünn gewalzene Silberbleche da an, wo die Risse sind. Und dann verklebt man die mit dem Kelchfuß. Außerdem muss ich eine echt silberne Verschraubung bauen. Ich gieße eine Rundstange aus Silber. Da kommt ein Gewinde mit der passenden Gewindemutter rauf, so dass man den Kelch wieder verschrauben kann.“ Dann werden die Teile des Kelches noch gereinigt und wieder zusammengebaut. „Außerdem werden Details am Kelch mit Poliersteinen poliert“, erklärt der Fachmann. „Aber nicht der ganze Kelch wird aufpoliert, sonst verliert er seinen Charakter.“
„Man spürt, mit welcher Leidenschaft schon vor Jahrhunderten die Meister gearbeitet haben.”
Die Restaurierung eines solchen Kelches dauert dann schon einmal gut und gern zwei komplette Tage. Man hört gleich heraus, dass es Andreas Bachmeier bei der Erledigung einer solchen Aufgabe äußerst genau nimmt: „Da bin ich schon pingelig, alles muss perfekt sein. Deshalb bin ich auch immer etwas aufgeregt bei der endgültigen Übergabe eines Gegenstandes, ob die Auftraggeber auch zufrieden sind.“ Die Kunstreferenten in den Diözesen schauen ja da natürlich genau hin. Am ehrfürchtigsten betrachtet aber wahrscheinlich Andreas Bachmeier selbst die sakralen Gegenstände, die er zu bearbeiten hat. „Altes bewahren, Neues schaffen“, lautet das Motto, mit dem er versucht, mit historischen Goldschmiedetechniken und moderner Werkstatt-Einrichtung der Tradition und der Moderne gerecht zu werden. Und er gesteht, dass er oft nach vollendeter Arbeit noch stundenlang staunend vor den sakralen Gegenständen sitzt, die er gerade fertig restauriert hat: „Ich bin fasziniert von diesen historischen Kirchengeräten. Das ist höchste Kulturgeschichte und allerhöchstes Kulturgut. Man spürt, mit welcher Leidenschaft schon vor Jahrhunderten die Meister daran gearbeitet haben!“
Und so genau und leidenschaftlich wie der Goldschmied aus Winzer an den sakralen Gegenständen arbeitet, müsste er natürlich bei der Übergabe nicht mehr aufgeregt sein. Er hat sich längst einen Namen gemacht, bekommt Aufträge von Mainz bis Wien. Bachmeier ist auch ein Netzwerker, kennt Gott und die Welt. Und so hat ihn jetzt ein neuer Ruf ereilt: Der 47-Jährige sollte in dem bekannten Europakloster Gut Aich am Wolfgangsee der Nachfolger des jetzigen Leiters der Goldschmiede werden. Andreas Bachmeier freute sich natürlich über dieses tolle Angebot der Benediktiner vom Wolfgangsee. Er wollte aber seine Selbstständigkeit und seinen Lebensmittelpunkt in Winzer nicht aufgeben. Und so fand er einen Kompromiss. Seit kurzem arbeitet er eine Woche pro Monat im Europakloster. Er kann dort abschalten, dem Trubel seiner Werkstatt in Winzer für ein paar Tage entkommen, genießt den Tapetenwechsel und die schöne Umgebung am Wolfgangsee. Und Andreas Bachmeier wird auch dort sicherlich am Abend so manchen sakralen Kunstgegenstand bewundern können, der durch seine Hände ging.