Bistum

Goldschmied aus Leidenschaft

Redaktion am 27.05.2024

S9 Goldschmied pb Foto: Uschi Friedenberger
Cuppa, Nodus und Kelchfuß: Den Kelch aus dem Jahr 1664, an dem Andreas Bachmeier hier in seiner Werkstatt in Winzer gerade arbeitet, hat der Goldschmied bereits in seine drei Einzelteile zerlegt.

Ich wollte nie etwas anderes werden“, sagt Andreas Bachmeier. – Der Goldschmied aus Winzer bekommt Aufträge kirchlicher Würdenträger aus Nah und Fern und arbeitet jetzt auch im Europakloster Gut Aich am Wolfgangsee.

Pas­sau­er Stra­ße 50 in Win­zer im Land­kreis Deg­gen­dorf – das gilt auch in Kir­chen­krei­sen als exzel­len­te Adres­se. Der Gold- und Sil­ber­schmie­de­meis­ter Andre­as Bach­mei­er ist ein Kön­ner im Fer­ti­gen und Umar­bei­ten von beson­de­ren Gold­schmie­de­ar­bei­ten. Dazu gehö­ren auch kost­ba­re Geschmei­de wie Bischofs­rin­ge oder Brust­kreu­ze. Und so ist Andre­as Bach­mei­er sehr gefragt bei hohen kirch­li­chen Wür­den­trä­gern aus Nah und Fern. 

Ein Bei­spiel: Erst vor kur­zem hat er einen Erz­bi­schof mit sei­nen Insi­gni­en aus­ge­stat­tet, näm­lich Dr. Udo Mar­kus Bentz, den neu­en Erz­bi­schof von Pader­born. Der Sage nach hat ein Pfau Gesand­ten mit Reli­qui­en des hei­li­gen Libo­ri­us den Weg nach Pader­born gewie­sen. Andre­as Bach­mei­ers Auf­ga­be war es nun, in den gol­de­nen Bischofs­ring des neu­en Pader­bor­ner Erz­bi­schofs ein sti­li­sier­tes Pfau­en­rad ein­zu­ar­bei­ten. In die Mit­te des Rings setz­te Bach­mei­er ein Mal­te­s­er­kreuz, weil der neue Bischof Mit­glied des Mal­te­ser­or­dens ist. Auch zwei Pek­to­ra­le, also die Brust­kreu­ze, fer­tig­te der Gold­schmied aus Win­zer. Genau­so den Bischofs­stab, für den der Nie­der­al­t­ei­cher Bild­hau­er Alex Hin­ters­ber­ger die Holz­ar­bei­ten erledigte. 

Beim Blick in die Gold­schmie­de­werk­statt in Win­zer tut sich eine eige­ne, span­nen­de Welt auf: Andre­as Bach­mei­er hat gera­de einen Kelch aus dem Jahr 1664 in Arbeit – echt Sil­ber und feu­er­ver­gol­det. Er hat das gute Stück, das ihm die Evan­ge­li­sche Lan­des­kir­che Kas­sel anver­traut hat, schon in die Ein­zel­tei­le zer­legt: die Cup­pa (der obe­re Teil des Kel­ches), der Nodus (also das Mit­tel­stück) sowie der Kelch­fuß. Und nun tüf­telt der Gold­schmied gera­de dar­an, was er bei der Restau­rie­rung beach­ten muss: Das ist viel Arbeit, weil er sehr kaputt ist. Es sind zum Bei­spiel ein­mal unsach­ge­mä­ße Zinn­lö­tun­gen durch­ge­führt wor­den, was man bei so einem Gerät eigent­lich gar nicht machen darf, denn Zinn dif­fun­diert mit Sil­ber.“ So muss nun die­ses Zinn­lot rück­ge­führt wer­den. Außer­dem müs­sen die Beu­len aus­ge­gli­chen wer­den. Und zwar mit Häm­mern, die mit Leder umwi­ckelt sind, damit nichts pas­siert. Der Gold­schmied plau­dert wei­ter aus dem Näh­käst­chen: Dann muss man noch auf die ande­ren Schä­den schau­en. Die Ris­se ver­schlie­ße ich mit Sil­ber­lot. Beim Kelch­fuß, der schon sehr dünn ist, passt man ganz dünn gewal­zene Sil­ber­ble­che da an, wo die Ris­se sind. Und dann ver­klebt man die mit dem Kelch­fuß. Außer­dem muss ich eine echt sil­ber­ne Ver­schrau­bung bau­en. Ich gie­ße eine Rund­stan­ge aus Sil­ber. Da kommt ein Gewin­de mit der pas­sen­den Gewin­de­mut­ter rauf, so dass man den Kelch wie­der ver­schrau­ben kann.“ Dann wer­den die Tei­le des Kel­ches noch gerei­nigt und wie­der zusam­men­ge­baut. Außer­dem wer­den Details am Kelch mit Polier­stei­nen poliert“, erklärt der Fach­mann. Aber nicht der gan­ze Kelch wird auf­po­liert, sonst ver­liert er sei­nen Charakter.“

Man spürt, mit wel­cher Lei­den­schaft schon vor Jahr­hun­der­ten die Meis­ter gear­bei­tet haben.”

Goldschmied Andreas Bachmeier

Die Restau­rie­rung eines sol­chen Kel­ches dau­ert dann schon ein­mal gut und gern zwei kom­plet­te Tage. Man hört gleich her­aus, dass es Andre­as Bach­mei­er bei der Erle­di­gung einer sol­chen Auf­ga­be äußerst genau nimmt: Da bin ich schon pin­ge­lig, alles muss per­fekt sein. Des­halb bin ich auch immer etwas auf­ge­regt bei der end­gül­ti­gen Über­ga­be eines Gegen­stan­des, ob die Auf­trag­ge­ber auch zufrie­den sind.“ Die Kunst­re­fe­ren­ten in den Diö­ze­sen schau­en ja da natür­lich genau hin. Am ehr­fürch­tigs­ten betrach­tet aber wahr­schein­lich Andre­as Bach­mei­er selbst die sakra­len Gegen­stän­de, die er zu bear­bei­ten hat. Altes bewah­ren, Neu­es schaf­fen“, lau­tet das Mot­to, mit dem er ver­sucht, mit his­to­ri­schen Gold­schmie­de­tech­ni­ken und moder­ner Werk­statt-Ein­rich­tung der Tra­di­ti­on und der Moder­ne gerecht zu wer­den. Und er gesteht, dass er oft nach voll­ende­ter Arbeit noch stun­den­lang stau­nend vor den sakra­len Gegen­stän­den sitzt, die er gera­de fer­tig restau­riert hat: Ich bin fas­zi­niert von die­sen his­to­ri­schen Kir­chen­ge­rä­ten. Das ist höchs­te Kul­tur­ge­schich­te und aller­höchs­tes Kul­tur­gut. Man spürt, mit wel­cher Lei­den­schaft schon vor Jahr­hun­der­ten die Meis­ter dar­an gear­bei­tet haben!“

Und so genau und lei­den­schaft­lich wie der Gold­schmied aus Win­zer an den sakra­len Gegen­stän­den arbei­tet, müss­te er natür­lich bei der Über­ga­be nicht mehr auf­ge­regt sein. Er hat sich längst einen Namen gemacht, bekommt Auf­trä­ge von Mainz bis Wien. Bach­mei­er ist auch ein Netz­wer­ker, kennt Gott und die Welt. Und so hat ihn jetzt ein neu­er Ruf ereilt: Der 47-Jäh­ri­ge soll­te in dem bekann­ten Euro­pa­klos­ter Gut Aich am Wolf­gang­see der Nach­fol­ger des jet­zi­gen Lei­ters der Gold­schmie­de wer­den. Andre­as Bach­mei­er freu­te sich natür­lich über die­ses tol­le Ange­bot der Bene­dik­ti­ner vom Wolf­gang­see. Er woll­te aber sei­ne Selbst­stän­dig­keit und sei­nen Lebens­mit­tel­punkt in Win­zer nicht auf­ge­ben. Und so fand er einen Kom­pro­miss. Seit kur­zem arbei­tet er eine Woche pro Monat im Euro­pa­klos­ter. Er kann dort abschal­ten, dem Tru­bel sei­ner Werk­statt in Win­zer für ein paar Tage ent­kom­men, genießt den Tape­ten­wech­sel und die schö­ne Umge­bung am Wolf­gang­see. Und Andre­as Bach­mei­er wird auch dort sicher­lich am Abend so man­chen sakra­len Kunst­ge­gen­stand bewun­dern kön­nen, der durch sei­ne Hän­de ging.

Uschi Friedenberger

Ursula Friedenberger

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