Es ist immer ein bewegender Moment, wenn im St. Ursula Hospiz in Niederalteich am Freitag um 10 Uhr der Gottesdienst beginnt. Die Schwerkranken lauschen in der Kapelle den Worten von Benediktinerpater Quirin Erlacher. Gerade begrüßt er die Anwesenden beschwingt: „Heute haben wir ein richtig volles Haus, draußen scheint die Sonne und ein schwungvolles Lied gleich am Anfang – wie schön! Wenn auch manches im Leben trüb ist, freuen wir uns doch, dass wir Gott haben. Diese Freude kann nur Gott schenken. In allen Sorgen und Nöten befreit er uns!“
Diese Worte bauen auf. Sie geben den Patienten, die im Hospiz Gäste genannt werden, Halt und Trost. Es sind für die Bewohner Hoffnungszeichen in der wahrscheinlich schwierigsten Phase ihres Lebens. Die Kapelle ist ein Zufluchtsort für die Menschen auf der letzten Wegstrecke. So wie das St. Ursula Hospiz ein Ort für das Leben und für das Sterben ist. Hier ist man bemüht, den letzten Tagen der Bewohner noch mehr Leben zu geben. Die Menschen verbringen ihre letzten Tage und Wochen in Würde und wunderbar umsorgt in diesem bislang einzigen Hospiz im Bistum Passau.
„Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde, erfreue sich alles, was fröhlich kann werden. Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben, den gütigen Vater, den wollen wir loben!“ haben die Gottesdienst-Teilnehmer anfangs gesungen. Und welche Hoffnung, Zuversicht und Freude Gott gerade in schwierigen Zeiten ins Leben bringt, darauf kommt Pater Quirin Erlacher zu sprechen: „Auch wenn es im Leben Probleme gibt, wenn es nicht einfach ist, gibt einem der Glaube immer eine gewisse Distanz zum eigenen Leben und Leiden. Denn dieses Leben allein ist es nicht. Wenn man nur sich selbst hätte im Leben, wäre man verloren. Aber durch die Liebe Gottes haben wir die Gewissheit, dass jemand anderer auf uns schaut und uns in der Hand hält – im Leben, im Sterben und im Tod. Und das befreit. Das gibt Freude und Hoffnung!“ Dass diese aufbauenden Worte wahre Hoffnungszeichen für die Bewohner des Hospizes sind, kann man an ihren Gesichtern ablesen. Auch nach dem Gottesdienst entwickelt sich noch so manches Gespräch zwischen den Betreuerinnen, Ehrenamtlichen und Besuchern mit den Kranken, die teilweise im Rollstuhl oder liegend vom Bett aus dem Gottesdienst gefolgt sind. Auch Pater Quirin Erlacher von der Benediktinerabtei Niederalteich, der seit Eröffnung des Hospizes im Juli 2015 hier für die Menschen als Seelsorger bereit steht, ist gerade noch ins Gespräch mit einem 96-jährigen Bewohner vertieft, der erst seit ein paar Tagen hier ist. Pater Quirin gibt mit seinen Worten viel an die Bewohner weiter, was Mut macht und Hoffnung spendet. Der 96-jährige Karl wird dann in den Innenhof des Hospizes gefahren, wo er die frische Luft und die aufblühende Natur genießt und sich am Vogelgezwitscher erfreut.
Beim Verlassen der Einrichtung ein Innehalten am Vorplatz des St. Ursula Hospizes, wo blühende Sträucher und Frühlingsblumen für Farbtupfer im Grünen sorgen. Das Plätschern des Brunnens vor dem Hospiz wirkt beruhigend. Noch ein Blick zurück auf diesen besonderen, friedlichen Ort. „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben!“ lautet das Motto. Wer mit den schwerkranken Menschen hier einmal mitbeten möchte, kann zu den Gottesdiensten gern vorbeikommen. Sie finden jeden Freitag um 10 Uhr in der Kapelle statt.