Sie fordert einen von Respekt und Wertschätzung geprägten Umgang miteinander. Und sie steht all denen bei, die durch ihr energisches Handeln die geschundene Natur zu retten versuchen. In diesen Punkten sind sich fast alle einig: Was dazu in Querida Amazonia (geliebtes Amazonien) steht, ist stark. Papst Franzikus zeigt – trotz einer stellenweisen fast poetischen Sprache – im Schreiben zur Amazonas-Synode klare Kante.
Doch dann folgte bei vielen Kommentaren in der vergangenen Woche das „Ja, aber…“ auf dem Fuße. Wut und Hoffnung, Enttäuschung und Freude, vertane Chance und Worte der Versöhnung. Es sind meist Gegensatz-Paare, mit denen die „Liebeserklärung“ (Papst Franziskus) an das ökologisch, sozial und kirchlich weltweit bedeutsame Amazonien kommentiert wird. Und am Ende bleiben zwei Fragen, die der Vatikan-Journalist Roland Juchem so formuliert: Ist Papst Franziskus eingeknickt vor Traditionalisten? Oder lässt er freie Hand, um weiter zu debattieren und vor Ort Initiativen zu ergreifen?
Fest steht: Wer vom Oberhaupt der katholischen Kirche ein klares Ja zu Reformen, ein Symbol der Erneuerung erwartet hat, ist enttäuscht worden. Ob Zölibat oder Weihe von Frauen – nichts neues dazu aus Rom. Dass die Aussagen des Papstes über die Rolle der Frau deshalb von Frauenbund-Präsidentin Maria Flachsbarth als „ausgesprochen paternalistisch“ bewertet werden, ist aus ihrer Sicht verständlich. Und das Franziskus davon spricht, dass das „marianische Wesen“ der Frau vor der Weihe geradezu bewahrt werden müsse, ist wohl für die meisten in der Kirche engagierten Frauen schwer erträglich.
Und doch war die nun herrschende Ernüchterung eigentlich vorprogrammiert. Denn die bei uns seit Jahren so umstrittenen Themen Zölibat und Frauenweihe waren nicht die Schwerpunkte der Synode. Amazonien hat ganz andere Probleme. Zudem war Papst Franziskus noch nie der große Mann des Machtworts. Er ist Seelentröster, Mutmacher, Herzensmensch, Mahner, Hoffnungsgeber, aber nicht der Entscheider, wie ihn sich manche hierzulande wünschen. Mit seiner Art, die Dinge anzugehen, tun sich vor allem die Deutschen schwer: Franziskus hält strittige Themen gerne in der Schwebe, bis sich andere, vielleicht ungeahnte, bessere Wege finden. Und in diesem Fall hat der Mann auf dem Stuhl Petri offensichtlich gespürt, dass die katholische Welt noch nicht so weit ist, hier einen Aufbruch zu wagen, ohne die Kirche zu spalten.
Spannend wird nun, wie sich dieses Papst-Schreiben auf den Synodalen Weg in Deutschland auswirken wird. Einfacher ist dieser Weg damit nicht geworden.
Wolfgang Krinninger
Foto: Werner Friedenberger