Bruder Paulus, schreiben Sie Ihre Predigten eigentlich noch selber?
Bruder Paulus Terwitte: Ich schreibe meine Predigten nie, sondern für mich ist Predigt menschliche Begegnung. In dieser menschlichen Begegnung entsteht dann ein Kreativraum, in dem durch die Mitwirkung der Zuhörenden in ihrer Gegenwart das Wort der Predigt entsteht. Es ist ein Körper-Seele-Geist-Ereignis. Ich versuche in einer Predigt, Menschen im Hier und Jetzt mit der Spannung und dem Leben der Heiligen Schrift zusammenzubringen.
Hintergrund meiner Frage war, dass Künstliche Intelligenz heute schon in der Lage ist, in Sekundenschnelle druck- und sprechfähige Texte, etwa zu Psalmen oder Bibelstellen, zu produzieren.
Bruder Paulus Terwitte: Ja, so ist das. Erst einmal muss man aber sagen: die sogenannte KI lebt von einer Ansammlung von Text-Daten in einer Black Box. Mit diesem Datenmaterial wird durch einen Rechenprozess ein Ergebnis produziert. Etwas Arithmetisches. Ob das richtig oder falsch ist, zählt nicht. Es ist geistlos. Auch wenn es sich noch so vernünftig anhört.
Was kann eine KI, was nicht?
Bruder Paulus Terwitte: Die Künstliche Intelligenz ist das Ergebnis des menschlichen Forschergeistes. Beeindruckend, was damit geleistet werden kann. Alles aber, was ich im Hier und Heute zu sagen habe, was ich mit meinem Gewissen prüfen muss, was ich auf Zuhörerinnen und Zuhörer vor mir formuliere: Das kann keine KI leisten, sondern nur ich als Mensch mit denen, denen ich begegne. Die KI ein interessantes Werkzeug, wie ein riesiger Zettelkasten, der in anderen Kontexten entstandene Sätze enthält.