Taugt so einer als Vorbild? Ein hochdekorierter Soldat, ein national denkender Konservativer, ein Kämpfer, ein Unbeugsamer, ein kantiger Pfarrer, der mit der Jugend Ski fährt und im Wirtshaus bei einer Maß Bier lautstark politisiert. Meine persönliche Antwort vorweg: Ja!
Der Landauer Stadtpfarrer Johann Baptist Huber (1892 – 1942) hatte sich jahrelang gegen die Nationalsozialisten gewehrt. Er ist tapfer, mutig und ohne Rücksicht auf seine eigene Person für seinen Glauben und die ihm anvertraute „Herde“ eingetreten. Er starb am 13. September 1942 als Häftling Nr. 30353 des KZ Dachau im Schwabinger Krankenhaus – als Märtyrer seiner Überzeugungen.
Ein neues Buch aus der Reihe über Glaubenszeugen aus dem Bistum Passau beleuchtet das Leben und Wirken des streitbaren Geistlichen. Bischof Stefan Oster und Pfarrer Christian Kriegbaum stellen darin den Stadtpfarrer aus geistlicher Sicht vor, Christian Handschuh und Simon Meier aus kirchengeschichtlicher Perspektive. Zu Wort kommen auch Frauen und Männer aus Landau, die sich intensiv mit dem „Streiter für den Herrn“ beschäftigt haben.
Bei der Lektüre wird eines deutlich: Von seinem unerschütterlichen Gottvertrauen getragen, ließ sich Johann Baptist Huber von nichts und niemandem von seinem geradlinigen Weg abbringen. Pfarrer Christian Kriegbaum, der ebenfalls viele Jahre Stadtpfarrer in Landau war, bringt es wunderbar auf den Punkt: Seelsorgliches Wirken habe Pfarrer Huber immer auch „als ein Mitgestalten der Gesellschaft und damit als ein zähes Ringen um die christliche Prägung der Welt“ gesehen. Huber hat sich eben nicht in den stillen, geschützten Kirchenraum zurückgezogen, er war mitten unter den Menschen, trat mit Mut und Tatkraft für sie ein. Deshalb wurden nicht alle zu Helden, aber der aufrechte Gang hat die Leute stärker gemacht: Trotz der starken Präsenz der Nationalsozialisten traten in Landau zwischen 1933 und 1944 nur 30 Personen aus der Kirche aus, knapp 0,6 Prozent der Katholiken.
„Johann Baptist Huber war ein Kämpfer für die gute Sache.”
„Johann Baptist Huber war ein Kämpfer für die gute Sache“, schreibt Bischof Stefan Oster im Vorwort des neuen Buches. Furchtlos habe er sich in den rauen Gegenwind gestellt, der ihm von der sich immer grausamer gebärdenden Staatsmacht entgegenschlug. Bis zum bitteren Ende. Und selbst da fühlte Huber sich offensichtlich – ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer – von „guten Mächten wunderbar geborgen“: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit“, heißt es in seinen Abschiedsworten.
Und heute? Ein Diktator in einem der mächtigsten Länder der Welt treibt seine Politik der Verrohung und Entmenschlichung immer weiter voran. In vielen Staaten des Westens wird die Demokratie durch extremistische Kräfte unterwandert. In einigen deutschen Bundesländern wird eine Partei zu einem Machtfaktor, die völkisch argumentiert, Minderheitenrechte mit Füßen tritt, gezielt Ängste schürt und mit enthemmter Sprache kulturelle Barrieren niederreißt. Es ist offensichtlich: Wir brauchen Vorbilder wie Pfarrer Johann Baptist Huber. Gerade heute.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur