Kirche vor Ort

Auf dem Pilgerweg zur inneren Zufriedenheit

Redaktion am 05.09.2021

S17 pilger PB

Der Johannesweg wurde von dem Linzer Arzt Johannes Neudorfer initiiert und 2012 eröffnet. Der 84 Kilometer lange Rundweg ist als Meditationsweg mit 12 Meditationsorten mit Lebensweisheiten konzipiert. Eine Begehung.

Der Weg erin­nert in sei­ner Lini­en­füh­rung auf der Kar­te an eine Lilie. So ist die Lilie das Sym­bol des Weges und stän­di­ger Beglei­ter der Pil­gern­den auf der Beschil­de­rung. Nicht zufäl­lig war sei­ne Ein­wei­hung 2012 am Fest des Hl. Johan­nes des Täu­fers, dem Weg­be­rei­ter in eine neue Zeit. 

Die 16-köp­fi­ge Grup­pe mach­te sich mit den Pil­ger­weg­be­glei­tern Hel­ga Grö­mer und Pfar­rer i.R. Georg Duschl mit dem Bus auf den Weg in den Wall­fahrts­ort Kal­ten­berg, das Quar­tier für die nächs­ten vier Tage.

Gleich nach der Ankunft ging es nach einem geis­ti­gen Impuls vor der Wall­fahrts­kir­che Mariä Heim­su­chung auf den Weg. Die­ser führ­te zuerst berg­ab am Kreuz­weg nach Unter­wei­ßen­bach und von dort steil berg­an zum Weger­er­stein. Dort erhiel­ten alle das Pil­ger­kreuz, das an das Kreuz Jesu erin­nern soll­te und wohl auch dar­an, dass so man­che ihr eige­nes Kreuz auf die­sem Pil­ger­weg mit­tra­gen. Nach einer kur­zen Rast auf der Hirschalm ging es wei­ter durch eine beein­dru­cken­de Land­schaft nach Königs­wie­sen. In der goti­schen Pfarr­kir­che bestaun­ten die Pil­ger das spät­go­ti­sche Schlin­grip­pen­ge­wöl­be mit 480 Fel­dern. Ziem­lich erschöpft wur­de nach wei­te­ren zwei Stun­den das Tages­ziel, die Kapel­le in Möt­las, erreicht.

Am zwei­ten Tag ging es wie­der berg­auf zur Burg­rui­ne Rut­ten­stein. Am Johan­nes­brun­nen und der Engel­ka­pel­le, dem Herz­stück des Weges, medi­tier­ten die Pil­ger das Auf­tre­ten des Hl. Johan­nes des Täu­fers: Wie wer­den wir sel­ber zu Weg­be­rei­tern in eine neue Zeit? Nach einer Stär­kung in Schön­au schaff­te man auch den steil anstei­gen­den Weg hin­auf zum Herr­gott­sitz, wo sich schon der lie­be Gott selbst aus­ge­ruht haben soll. End­punkt die­ses Tages war die Burg­rui­ne Prand­egg mit ihrer beein­dru­cken­den Burganlage.

Am drit­ten Tag folg­te der Abstieg in das Tal der Wald­aist, bevor es steil berg­auf zum Her­zogs­reit­her Berg ging. Bei der Mit­tags­rast in St. Leon­hard waren die Wan­de­rer um die offe­ne Wirts­stu­be und eine war­me Sup­pe dank­bar. An der Augen­bründl-Kapel­le nahm jeder Pil­ger einen Stein auf, um ihn 100 Höhen­me­ter wei­ter oben am Gip­fel­kreuz des Hai­der­bergs abzulegen. 

In Lang­fir­ling ende­te der drit­te Pil­ger­tag mit einem Got­tes­dienst in der Wall­fahrts­kir­che Kal­ten­berg. Ein beson­de­rer Anlass war das 40-jäh­ri­ge Ehe­ju­bi­lä­um eines teil­neh­men­den Paa­res. Pfar­rer Georg Duschl zele­brier­te den berüh­ren­den Got­tes­dienst, an des­sen Ende das Jubel­paar geseg­net wur­de. Eini­ge Pil­ge­rin­nen hat­ten unter­wegs Blu­men und Kräu­ter gesam­melt und dar­aus einen Ehren­kranz für das Paar geflochten.

Nach die­sem Höhe­punkt star­te­te die Grup­pe am letz­ten Tag mit einem Mor­gen­ge­bet in die Kapel­le von Nadel­bach. Genie­ßen konn­te man bei der Ein­kehr beim Bio­hof Thau­er­böck am Sil­ber­berg mit Hof­la­den und Schnaps­bar. Das erleich­ter­te den letz­ten Anstieg auf den 980 Meter hoch gele­ge­nen Kam­me­rer­berg mit sei­ner beein­dru­cken­den Kapel­le. Nach der Mit­tags­rast erklär­te Pfar­rer Duschl die sie­ben Ber­ge in der Bibel, die immer beson­de­re Orte der Got­tes­be­geg­nung gewe­sen sei­en. Das spür­ten die Wan­de­rer auch hier. Beflü­gelt ging es noch zwei Stun­den in sanf­tem Auf und Ab zur Heil­quel­le am Kal­ten­ber­ger Augen­bründl. Das Lied Möge die Stra­ße uns zusam­men­füh­ren“ bil­de­te den Abschluss die­ser vier Pil­ger­ta­ge, die noch lan­ge nach­wir­ken wer­den.

Kei­ner der Teil­neh­men­den spür­te zuletzt die ca 80 Kilo­me­ter und die 2700 Höhen­me­ter. Alle waren sich einig, eine wohl­tu­en­de Pil­ger­wan­de­rung erlebt zu haben, die dank der geist­li­chen Impul­se, der Lie­der, der Schwei­ge­zei­ten nicht nur eine kör­per­li­che Her­aus­for­de­rung war, son­dern auch eine Gele­gen­heit, über sich, sein Leben, sei­nen Glau­ben nach­zu­den­ken – und das in einer auf­ge­schlos­se­nen Grup­pe Gleichgesinnter. 

Text: Alo­is Mandl

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Weg bei Hel­ga Grö­mer und unter www​.johan​nes​weg​.at

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