Mit einer Wort-Gottes-Feier in der Klosterkirche Niedernburg und einem anschließenden Festakt in St. Valentin hat die Frauenseelsorge der Diözese Passau ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert.
„Beginnt alles mutig, vertreibt die Dunkelheit und strahlt Licht aus.”
Frauen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg begleiten, Lern- und Erfahrungsorte des Glaubens schaffen, religiöse und spirituelle Heimat geben, ungerechte Strukturen gegenüber Frauen benennen und „wenn das Leben weh tut“ Hilfe und Unterstützung anbieten: Das waren und sind die Hauptaufgaben der Frauenseelsorge in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Deshalb richten sich ihre Angebote an Frauen in verschiedenen Lebenslagen und jeglichen Alters, ganz unabhängig von ihrer Nähe zur Kirche. Angesprochen und begleitet werden Frauen, die an Scheide- und Wendepunkten des Lebens angekommen sind, mit Belastungen nicht mehr klarkommen oder sich der Notwendigkeit einer Neuorientierung bewusst werden.
Die beiden Seelsorgerinnen im Referat Frauen, Hildegard Weileder-Wurm und Walburga Westenberger, gaben den Frauen zu Beginn der gottesdienstlichen Feier ein Lesezeichen mit Früchten des Geistes in die Hand. In einer Meditation zum Thema: „Wir alle sind geistbegabt!“ konnten die Mitfeiernden überlegen, welche ureigensten Begabungen und Talente in ihnen stecken. Sie wurden ermutigt, die Charismen nicht brachliegen, sondern zum Wohle der Gemeinschaft fruchtbar werden zu lassen.
Als Bibeltext stand der Korintherbrief im Mittelpunkt. Der Apostel Paulus spricht hier davon, dass alle durch die Taufe mit dem einen Geist getränkt wurden. In der Predigt betonte die Abteilungsleiterin und stellvertretende Seelsorgeamtsleiterin Helene Uhrmann-Pauli, dass die kirchliche Gemeinschaft von allen Menschen lebt, die mit ihrer Geistbegabung Teil des Miteinanders sind. Die Theologin hob hervor, dass unter Brüdern und Schwestern, Geschwistern also, jede und jeder seinen je eigenen Platz und seine gleichwertige Aufgabe im Gefüge der Gemeinschaft innehat.
Beim Festakt in St. Valentin hieß die Leiterin der Frauenseelsorge, Hildegard Weileder-Wurm, alle Gäste willkommen. Ihr besonderer Gruß galt den Ehemaligen, die den Boden für die Frauenseelsorge bereitet haben. Ausdrücklich dankte sie neben den eigenen Mitarbeiterinnen auch allen Kooperationspartnern und Kooperationspartnerinnen, besonders dem Katholischen Frauenbund und den evangelischen „Schwestern“ vom Dekanatsfrauenteam in Passau.
Dr. Hildegard Gosebrink, Leiterin der Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Freisinger Bischofskonferenz, spannte in ihrem Festvortrag einen Bogen vom Gründungsjahr der Passauer Frauenseelsorge bis zu den aktuellen Herausforderungen. Schon in den 60ern hatte Karl Rahner in einem berühmten Vortrag festgestellt, dass es „die Frau“ nicht gebe, dafür ganz verschiedene Leitbilder zum Thema Frauen. Niemand könne den Frauen abnehmen, ihren Standort selber zu finden. Die bayerischen Bischöfe beriefen ganz in diesem Sinne im ganzen Bundesland vor fünfzig Jahren Diözesanreferentinnen für Frauenseelsorge, die mit gezielten pastoralen Angeboten Frauen stärken und begleiten sollten.
Beim Blick auf die Frauen in der Kirche heute skizzierte Gosebrink die Zwischenergebnisse des Frauenforums beim Synodalen Weg. Viele Möglichkeiten, die das Kirchenrecht bietet, würden noch nicht ausgeschöpft. Als gesellschaftliche Herausforderungen nannte sie den Gender-Pay-Gap, Gewalt gegen Mädchen und Frauen, Frauen in der Pflege und geschlechterrollenspezifische Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Gosebrink zitierte Johannes Tauler, einen spirituellen Meister aus dem 14. Jahrhundert. Er nannte die Menschen, die mit fünfzig Jahren zur Reife gekommen sind, Säulen der Kirche. In diesem Sinne gratulierte Gosebrink der Passauer Frauenseelsorge zum Fünfzigsten. Sie wünschte den Mitarbeiterinnen und auch allen Frauen im Bistum Passau, im Sinne Taulers zu immer wichtigeren Säulen der Kirche zu werden.
Abschließend wagte Dr. Anna Hennersperger unter der Überschrift „Streiflichter und Frauenblicke“ auf humorvolle Weise einige Seitenblicke auf das Verhältnis von Frauen und katholischer Kirche. Resümee: „Es ist alles eine Frage der Perspektive!“
Text: Hildegard Weileder-Wurm
Foto: Lena Klinger