Von einem „Riesen-Erlebnis“ sprach Jugendpfarrer Hubertus Kerscher auf Nachfrage. Es war seine erste Jugendfußwallfahrt in seinem neuen Amt, das er seit Oktober 2023 innehat. Er war am ersten Tag auf der Osterhofener Route mitgegangen und am zweiten Tag auf der Passauer Route im Begleitfahrzeug unterwegs gewesen. Zwar war er selbst als Pilger auch zuvor schon dreimal mit dabei, wie er erzählte, aber das letzte Mal sei dann doch schon zehn Jahre her. Vor allem aber sei der Blickwinkel dieses Mal ein anderer gewesen: „Ich war ja in erster Linie als Seelsorger dabei und hatte die Möglichkeit mit Leuten zu reden und zu beten.“ Eine Aufgabe, die er sehr gerne übernommen habe und der er sich vor allem auch deshalb widmen konnte, weil die organisatorischen Abläufe bei der mittlerweile 78-jährigen Traditionswallfahrt reibungslos funktionieren. Dazu sagte Kerscher: „Es ist schön zu sehen, was alles möglich ist!“ Allgemein fügte er hinzu: „Diese Wallfahrt zeigt: wir sind eine große Kirche, die ein Ziel hat.“ Für die Zukunft hat er vor allem zwei Wünsche: „Dass das Wetter bitte jedes Jahr so ist wie heuer, und: dass die Wallfahrt weiterhin Jung und Alt zusammenbringt.“
Veranstaltet und federführend organisiert wird die Jugendfußwallfahrt vom Bischöflichen Jugendamt (BJA) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) des Bistums Passau in Zusammenarbeit mit den Kirchlichen Jugendbüros und Jugendverbänden des BDKJ. Und auch beim BDKJ gab es eine Premiere – und zwar eine doppelte: Veronika Pongratz ist seit April 2023 Vorsitzende des Bunds der Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Passau – und sie war heuer das erste Mal bei der Jugendfußwallfahrt mit dabei und dann auch gleich in der Wallfahrtsleitung. Am ersten Tag war sie mit Fahne an der Zugspitze auf der Route Passau mitmarschiert, am zweiten Tag im Begleitfahrzeug auf der Route Osterhofen unterwegs. Sie fasste auf Nachfrage ihre Erfahrung mit einem Wort zusammen: „Wahnsinn!“ Damit meinte sie das Tempo auf der rund 90 Kilometer langen Strecke, die Anstrengung, „die Menschen-Massen, die da mitgehen“, „die Wallfahrer, die aus Überzeugung gehen: über ihre körperlichen Grenzen hinweg“. Vor allem aber betonte sie die Stimmung: „Super motiviert, immer freundlich, dass da alle sofort per Du sind, sich gegenseitig aufmuntern und dass die Leute zusammenhalten.“
Sie resümierte: „Es geht nur gemeinsam. Und bei uns sind die Helfer und die Wallfahrer ein Team.“
Auch Thomas Steger, BJA-Geschäftsführer, zog ein positives Fazit: „Guad ist ganga“, sagte er auf Nachfrage. Das Wetter sei sehr gut gewesen, die Stimmung bestens und es sei alles ohne Zwischenfälle abgelaufen. Mit dem Wetter hatten die Wallfahrer heuer ähnlich viel Glück wie im Jahr davor: die Sonne strahlte, aber nicht zu heiß, die Temperaturen waren nachmittags so um die 20 Grad, zwischendurch zeigten sich ein paar kleine Wolken und etwas Wind wehte.
Strapaziös war das Gehen über Straßen, Feld- und Waldwege freilich auch heuer. Zwei Tage waren die größte Gruppe auf der Route Passau und eine zweite auf der Route Osterhofen unterwegs; eine dritte Gruppe startete einen Tag später am Samstag in Schönau. Einige waren sogar drei Tage unterwegs: kleinere Gruppen waren bereits am Donnerstag von Grafenau und Regen aus aufgebrochen. „Dich schickt der Himmel“ lautete heuer das Motto der Jugendfußwallfahrt. Es wurde wie üblich viel gebetet und gesungen. Immer wieder gab es Statios auf der Strecke. Und auch heuer wurden Anliegen gesammelt.
Passauer Jugendfußwallfahrt 2024 - Impressionen von der Ankunft und vom Abschluss in Altötting
Fotos: Roswitha Dorfner
Die Freude beim Einzug in Altötting war fröhlich und ausgelassen wie gewohnt. Bischof Stefan Oster, der selbst rund 20 Kilometer auf der Passauer Route von Stammham aus mitgegangen war, begrüßte in der Basilika die Wallfahrerinnen und Wallfahrer und dankte den über 90 Helferinnen und Helfern. Er resümierte: „Diese Jugendwallfahrt ist so etwas Besonderes für unser Bistum. Wir gehen nicht für uns allein, sondern auch für den Herrgott. Und wir nehmen innerlich so viele mit – so eine schöne Gelegenheit, gemeinsam den Glauben zu erfahren.“ Jugendpfarrer Kerscher – schon etwas heiser nach den zwei Tagen – begrüßte die Pilger begeistert: „Es sind große Strapazen, aber es ist auch ein wahnsinniges Privileg, dass wir miteinander unterwegs sein dürfen“, sagte er. „Ein Privileg, das uns sagt: Wir haben ein Ziel, das über diese Welt hinausgeht.“ Jugendpfarrer Kerscher betete mit den Wallfahrerinnen und Wallfahrern ein Vaterunser, Bischof Oster spendete den Segen.
Den Abschluss der Wallfahrt bildete ein Gottesdienst in der Basilika am Samstagabend. Erneut dankte Bischof Oster allen, die teilgenommen und mitgeholfen haben: „Danke, dass wir miteinander eine Glaubensgemeinschaft waren!“ Zuvor erklärte er in seiner Predigt zu den Lesungen zum Dritten Sonntag der Osterzeit, dass eine Wallfahrt nicht nur ein Bild für unser Leben sei, sondern dass unser Glaube etwas zu bieten habe, was man in keiner anderen Religion finde: „Ostern erzählt uns eine Geschichte von der Wallfahrt Gottes zu uns hin; eine Geschichte von Gott, der immer zuerst den Schritt zu uns Menschen macht“, stellte er fest. Gott habe die Sehnsucht, sich mit uns zu versöhnen und unsere Antwort darauf sei eine „Wallfahrt“, bei der wir im besten Fall „lernen, uns innerlich zu öffnen, damit Gott sich mit uns versöhnen kann“. Bischof Oster rief dazu auf: „Mach aus deinem Leben eine Wallfahrt!“ Und: „Laden wir auf der Wallfahrt unseres Lebens andere ein mitzugehen!“
Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Lichterprozession über den Kapellplatz statt.
Michael Glaß
Readkteur