Bistum

Finger in die Wunde gelegt

Redaktion am 17.03.2025

2025 03 17 pb alb kdfb passau delegierte Foto: Mareen Maier / KDFB
Zeigten sich mit dem Verlauf der diesjährigen Delegiertenversammlung zufrieden: MdB und stv. Passauer Landrat Hans Koller (v.l.), Egings 3. Bürgermeister Josef Sattler, stv. Diözesanvorsitzende Erika Schäffner-Hofbauer, Eva Wick, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Landfrauen, die stv. Diözesanvorsitzenden Adelinde Grad und Annemarie Spielbauer, Referentin Lisi Maier, Geschäftsführerin Kathrin Plechinger, Diözesanvorsitzende Claudia Seibold, die stv. Diözesanvorsitzenden Gerda Stöfl und Marianne Speckbacher, KDFB-Landesvorsitzende Birgit Kainz, geistliche Beirätin Nadine Röckl, VSB-Diözesanvorsitzende Waltraud Lerchl, Bildungsreferentin Tanja Kemper, stv. Bildungswerkvorsitzende Antoinette Lang, Eltern-Kind-Gruppen-Koordinatorin Yvonne Lorenz sowie Christine Kufner, Vorsitzende des ZV Eging am See.

Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist seit langem im Grundgesetz verankert. Doch die Realität zeigt: Von echter Gleichstellung sind wir noch weit entfernt. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in der Diözese Passau hat bei der diesjährigen Delegiertenversammlung die aktuelle Situation klar benannt.

Den Auf­takt zur Ver­samm­lung bil­de­te eine Andacht unter dem Mot­to Vom Säen und Ver­trau­en“, gemein­sam gestal­tet von der schei­den­den geist­li­chen Bei­rä­tin Wal­bur­ga Wes­ten­ber­ger und ihrer Nach­fol­ge­rin Nadi­ne Röckl.

Die KDFB-Lan­des­vor­sit­zen­de und Vize­prä­si­den­tin des Bun­des­ver­ban­des Bir­git Kainz dank­te den Frau­en dafür, dass sie die Wer­te des KDFB ver­tre­ten und dem Ver­band vor Ort ein Gesicht geben. Den Ein­satz für Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit und Gleich­stel­lung bezeich­ne­te sie als rich­tig und wichtig“.

Wie groß der Hand­lungs­be­darf nach wie vor ist, zeig­te Refe­ren­tin Lisi Mai­er, Direk­to­rin der Bun­des­stif­tung Gleich­stel­lung mit Sitz in Ber­lin, mit Zah­len, Daten und Fak­ten in ihrem Vor­tag Gleich­stel­lung? – Sagen was ist“ auf. Im Durch­schnitt ver­die­nen Frau­en 16 Pro­zent weni­ger Geld als Män­ner. Es ist nicht nur ein Pro­blem, dass Frau­en wäh­rend ihrer Erwerbs­le­bens­zeit weni­ger Geld zur Ver­fü­gung haben. Die Gen­der-Pay-Gap wird zur Gen­der-Pen­si­on-Gap“, beton­te Mai­er und sprach von gra­vie­ren­den Fol­gen für die Alters­ver­sor­gung von Frau­en. Zudem wies sie dar­auf hin, dass die Fak­to­ren Geld und Zeit zusam­men­hän­gen. Wie die Zeit­ver­wen­dungs­er­he­bung 2022 des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts ergab, leis­ten Frau­en rund 44 Pro­zent mehr unbe­zahl­te Sor­ge­ar­beit im Ver­gleich zu Män­nern. Auch die Erwerbs­tä­ti­gen­quo­te und die Teil­zeit­quo­te sind sehr unter­schied­lich, eben­so wie die Grün­de für die Redu­zie­rung der Arbeits­zeit. Lisi Mai­er berich­te­te, dass 2020 zwei Drit­tel aller erwerbs­tä­ti­gen Müt­ter in Teil­zeit waren. Bei Vätern in der­sel­ben Situa­ti­on waren es zuletzt nur 7,1 Pro­zent.“ Als häu­figs­ter Grund wird bei Män­nern mit 25 Pro­zent die Redu­zie­rung zuguns­ten einer Aus- und Wei­ter­bil­dung genannt. Bei Frau­en ist mit 28 Pro­zent der häu­figs­te Grund die Kin­der­be­treu­ung. 18 Pro­zent gaben wei­te­re fami­liä­re Ver­pflich­tun­gen an.“ Damit sei in der Regel die Pfle­ge von Ange­hö­ri­gen gemeint. 61 Pro­zent der pfle­gen­den Ange­hö­ri­gen sind laut IW-Report 2019 Frauen.

In der Fol­ge wid­me­te sich Mai­er dem Frau­en­an­teil in Poli­tik, Wirt­schaft und Ehren­amt. Auf Basis der prä­sen­tier­ten Zah­len ging sie abschlie­ßend auf Instru­men­te und Per­spek­ti­ven ein. Unter ande­rem stell­te Lisi Mai­er das Leit­bild Erwerb-und-Sor­ge-Modell“ aus dem zwei­ten Gleich­stel­lungs­be­richt vor. Die­ses sieht vor, dass es allen Men­schen in ver­schie­de­nen Pha­sen des Lebens­ver­laufs mög­lich sein soll, neben der Erwerbs­ar­beit auch pri­va­te Sor­ge­ar­beit zu leis­ten – unab­hän­gig vom Geschlecht, denn: Frau­en wol­len sich beruf­lich ent­wi­ckeln und in allen Bran­chen und Ebe­nen tätig sein kön­nen. Män­ner wol­len Sor­ge­ar­beit leis­ten kön­nen, ohne dabei ste­reo­ty­pi­sie­ren­der Abwehr zu begeg­nen. Bei­de wol­len nicht in öko­no­mi­sche Sack­gas­sen gera­ten.“ Rah­men­be­din­gun­gen müss­ten dem­nach so gestal­tet wer­den, dass Erwerbs- und Sor­ge­ar­beit für alle, die dies wün­schen, ermög­licht wer­den. Dazu bei­tra­gen könn­ten eine Reform des Ehe­gat­ten­split­tings eben­so wie die Ver­bes­se­rung der Infra­struk­tur bezo­gen auf den Aus­bau von Kitas und Schu­len oder ein Gutschein­mo­dell für haus­halts­na­he Dienst­leis­tun­gen. Das Fazit: Lisi Mai­ers Vor­trag zeig­te ein­drück­lich auf, dass es trotz ein­zel­ner Fort­schrit­te erheb­li­che Lücken bei der Gleich­stel­lung zwi­schen Frau­en und Män­nern gibt – und teil­wei­se sogar Rück­schrit­te zu beob­ach­ten sind.

Ein Pro­jekt, das selbst über Diö­ze­san­gren­zen hin­weg gro­ße Auf­merk­sam­keit erregt hat­te“, stell­te Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Clau­dia Sei­bold im Kon­fe­renz­teil her­aus. Gemeint war das Was­ser­pro­jekt, das der KDFB gemein­sam mit dem Ver­brau­cher­Ser­vice Bay­ern und der Land­frau­en­ver­ei­ni­gung orga­ni­siert hat. Durch Was­ser­früh­stü­cke, eine Wäsche­lei­nen­ak­ti­on und vie­le wei­te­re Pro­gramm­punk­te wur­den die Men­schen für Was­ser als kost­ba­res Gut sen­si­bi­li­siert. Zur Freu­de der Dele­gier­ten wird das The­ma Was­ser“ den KDFB auch wei­ter­hin beschäftigen.

Ein wei­te­res wich­ti­ges The­ma war die Sicht­bar­keit des KDFB in der Öffent­lich­keit. Die neu gegrün­de­te Arbeits­grup­pe stell­te ers­te Ergeb­nis­se vor: Die Mit­ar­bei­te­rin­nen der KDFB-Geschäfts­stel­le prä­sen­tier­ten neue T‑Shirts mit krea­ti­ven Motiven.Andrea Schweer aus der Arbeits­grup­pe kün­dig­te zudem an, dass der KDFB künf­tig in den sozia­len Netz­wer­ken ver­stärkt mit Reels, also kur­zen Video­se­quen­zen, arbei­ten will, um mit Vor­ur­tei­len über den Frau­en­bund aufzuräumen.

Zen­tra­ler Pro­gramm­punkt war schließ­lich die Abstim­mung über die Ände­rung der Mus­ter­sat­zung für Zweig­ver­ei­ne. Im Rah­men der Deka­nats­kon­fe­ren­zen hat­te die Diö­ze­san­vor­stand­schaft gemein­sam mit den Zweig­ver­ei­nen die offe­nen Fra­gen geklärt. Nun wur­de die Ände­rung mit gro­ßer Mehr­heit ange­nom­men (elf Gegen­stim­men, vier Enthaltungen).

Zum Abschluss der Dele­gier­ten­ver­samm­lung stand die Frau­en­so­li­da­ri­tät im Mit­tel­punkt. Bei einer Samm­lung für den KDFB-Fonds Frau­en in Not“ kamen rund 2000 Euro zusam­men. Allei­ne 500 Euro hat­te der Zweig­ver­ein Land­au bei­gesteu­ert. Mit dem Fonds wer­den schnell und unkom­pli­ziert Frau­en und Fami­li­en in der Diö­ze­se Pas­sau unter­stützt, die unver­schul­det in Not gera­ten sind und ihre Not­la­ge nicht aus eige­ner Kraft abwen­den können.

Text: Mareen Maier

Weitere Nachrichten

2025 03 31 pb alb soziale netzwerke
31.03.2025

„Diskurs bleibt auf der Strecke“

Im Pfarrverband Hauzenberg spaltet ein Streit um einen Pfarrer die Gemeinde. Die Entscheidung, ihn…

2025 03 31 pb alb fruehling marillen und falter
31.03.2025

Oder doch lieber träumen ...

Der Frühling ist die ideale Jahreszeit, um die Natur zu erforschen, wie der Autor des Editorials der…

2025 03 31 pb alb mc fruehjahrshauptfest1
Kirche vor Ort
31.03.2025

Immer wieder heimkehren

Festgottesdienst beim Frühjahrshauptfest der Marianischen Männerkongregation Altötting (MC) am vierten…

KW14 S08 Hauzi PB
Bistum
31.03.2025

Wort des Bischofs zur Situation in Hauzenberg

Der Pfarrverband Hauzenberg kommt nicht zur Ruhe. Viele Menschen sind nicht einverstanden mit der Abberufung…