Kirche vor Ort

Wer hat an der Uhr gedreht ...

Redaktion am 15.01.2024

2024 01 15 pb alb stiftskirche aoe zeiger turmuhr Foto: Roswitha Dorfner
Froh über die Bergung des fehlenden Turmuhr-Zeigers sind Stadtpfarrer Klaus Metzl (r.) und Diakon Gerold Hochdorfer.

Heftiger Föhnsturm löst aufwendige Suchaktion nach einem verlorenen Zeiger aus

Auf­merk­sa­men Betrach­tern der Turm­uh­ren an der Alt­öt­tin­ger Stift­s­pfarr­kir­che ist es ver­mut­lich schon auf­ge­fal­len: Wer vom Til­ly­platz oder der Kreu­zung Marienstraße/​Trostbergerstraße kom­mend auf das Turm­paar der Stift­s­pfarr­kir­che St. Phil­ip­pus und Jako­bus blickt, genau­er auf die der Süd­sei­te zuge­wand­ten Turm­uhr, der wird ver­wun­dert fest­stel­len, dass der gro­ße Minu­ten­zei­ger seit der Zeit kurz vor Hei­lig­abend fehlt. Da erin­nert man sich spon­tan an den Titel­song der Zei­chen­trick­se­rie Paul­chen Pan­ther“ mit dem Beginn: Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirk­lich schon so spät …“, denn eine kor­rek­te Uhr­zeit abzu­le­sen ist momen­tan nicht mög­lich, nur im Stundentakt. 

Von einem Uhr­zei­ger-Dre­her“ kann im Fal­le Stift­s­pfarr­kir­chen-Turm­uhr kei­ne Rede sein – viel­mehr hat sich wohl am gro­ßen Minu­ten­zei­ger jemand gewalt­sam zu schaf­fen gemacht. Ein klei­ner, sicht­bar ver­blie­be­ner Rest des Minu­ten­zei­gers deu­tet an, dass der Haupt­teil des etwa 80 cm lan­gen Zei­gers abge­bro­chen ist. Der Ver­ur­sa­cher war schnell aus­ge­macht und ist nicht mensch­li­cher Natur: Kurz vor Weih­nach­ten gab es einen gewal­ti­gen Föhn­sturm, der auch über den Gna­den­ort feg­te und dem die in die Jah­re gekom­me­nen Zei­ger der Turm­uhr wohl nicht mehr Stand hal­ten konn­ten. Jeden­falls blieb bis zum 31. Dezem­ber der abge­bro­che­ne Uhr­zei­ger unauf­find­bar verschollen.

2024 01 15 pb alb stiftskirche aoe zeiger turmuhr2 Foto: Weiß
Hartnäckiger Kirchturm-Fan: Der 16-jährige Paul Johannes Weiß hat den vom Föhnsturm herabgerissenen Uhrzeiger nach längerer Suche auf einem flachen Vordach entdeckt.

Dass der gro­ße Zei­ger der Stift­s­pfarr­kir­chen-Turm­uhr fehl­te, ist auch einem auf­merk­sa­men jun­gen Alt­öt­ting-Pil­ger namens Johan­nes Paul Weiß (16) aus Wein­gar­ten auf­ge­fal­len. Mehr­mals im Jahr, meist zu Feri­en­zei­ten, kommt er mit sei­nen Eltern Klaus und Sil­via Weiß nach Alt­öt­ting, um die Gna­den­mut­ter zu besu­chen, so auch Sil­ves­ter. Der jun­ge Mann, tech­nisch sehr ver­siert und inter­es­siert, bringt in der Kir­che sei­nes Hei­mat­or­tes die Orgel wie­der zum Klin­gen, wenn sie ver­stimmt“ ist und spielt sie dann zur Pro­be. Zudem inter­es­siert er sich von klein auf dafür, wie er erzähl­te, was in den Kirch­tür­men vor sich geht – etwa wie die Glo­cken im Kirch­turm ange­trie­ben wer­den oder auch wie die Tech­nik bei den Turm­uh­ren funk­tio­niert. Die Glo­cken in Wein­gar­ten hat er sogar schon von Hand geläutet.

So ließ ihm der feh­len­de Zei­ger kei­ne Ruhe. Kur­zer­hand rief er den befreun­de­ten Alt­öt­tin­ger Dia­kon Gerold Hoch­dor­fer an, der die Ein­lie­ger­woh­nung der Stift­s­pfarr­kir­che über der Sakris­tei bewohnt und frag­te bei ihm nach, ob der feh­len­de Uhr­zei­ger schon gefun­den wor­den sei. Dies muss­te Dia­kon Gerold Hoch­dor­fer ver­nei­nen. Auf Initia­ti­ve von Johan­nes Paul Weiß mach­te man sich dann auf inten­si­ve Uhr­zei­ger-Suche“. Weder auf den Dächern der Stift­s­pfarr­kir­che, noch in der Umge­bung rund um das Got­tes­haus war irgend­et­was zu ent­de­cken, das sich zumin­dest als Bruch­stü­cke eines Uhr­zei­gers hät­te deu­ten lassen.

Damit gaben sich Johan­nes Paul und nun auch Gerold Hoch­dor­fer nicht zufrie­den. Gegen­sei­tig vom Such­fie­ber“ ange­steckt wand­ten sie eine ande­re Stra­te­gie an bzw. änder­ten die Blick­rich­tung, um die Suche nach dem ver­schol­le­nen Uhr­zei­ger fort­zu­set­zen, und zwar von oben nach unten: denn, so ver­mu­te­ten die bei­den Hob­by­de­tek­ti­ve“, eigent­lich kön­ne sich der abge­bro­che­ne Uhr­zei­ger dann nur auf einem von unten nicht ein­seh­ba­ren Dach­teil oder in einer Dach­rin­ne der Stift­s­pfarr­kir­che oder der ange­bau­ten Til­ly­ka­pel­le befinden.

Gedacht, getan: über den Trep­pen­auf­gang zur Schmerz­haf­ten Kapel­le im Kreuz­gang der Stift­s­pfarr­kir­che bega­ben sie sich in die Spei­cher­räu­me der Til­ly­ka­pel­le, in die Musik­schu­le und vie­le Räu­me mehr, immer aus den dort befind­li­chen Fens­tern die Dach­re­gio­nen der Stift­s­pfarr­kir­che und der Til­ly­ka­pel­le inten­siv begut­ach­tend. Voll­tref­fer: Beim Blick aus einem Nord­fens­ter des Dach­spei­chers der Til­ly­ka­pel­le wer­fend, wur­den sie auf einem fla­chen Vor­dach der Mes­ner­woh­nung end­lich fün­dig. Mit Hil­fe eines Tele­skop­stiels samt Haken konn­te schließ­lich der aus Glas­fa­ser und Holz bestehen­de gold­far­be­ne Uhr­zei­ger gebor­gen wer­den – dank Johan­nes Paul Weiß und unter Mit­hil­fe von Dia­kon Hoch­dor­fer als Schlüs­sel­fi­gur“ zu den nor­ma­ler­wei­se ver­sperr­ten kirch­li­chen Zugängen.

2024 01 15 pb alb stiftskirche aoe zeiger turmuhr3 Foto: Weiß
Der von einem Föhnsturm herabgerissene Uhrzeiger wurde nach längerer Suche auf einem flachen Vordach entdeckt.

Trotz­dem kann man in die­sem Fall nicht sagen: Ende gut, alles gut! Denn, so ver­mu­ten Stadt­pfar­rer Dr. Klaus Metzl und Ver­wal­tungs­zen­trum-Che­fin Ste­fa­nie Stüh­ler, dass die Repa­ra­tur der beschä­dig­ten Stift­s­pfarr­kir­chen-Turm­uhr eben doch mit einem beacht­li­chen Kos­ten­auf­wand ver­bun­den sein wird. Ob der abge­bro­che­ne Turm­uhr-Minu­ten­zei­ger noch zu ver­wen­den ist oder durch einen neu­en ersetzt wer­den muss, wird sich nach der Inspek­ti­on durch eine Fach­fir­ma zei­gen. Bis die Uhr repa­riert ist, geht die Stift­s­pfarr­kir­che in die Vol­len!“, kom­men­tiert Stifts­mes­ner Mar­tin Kopietz den vor­läu­fi­gen Stun­den­takt mit Augenzwinkern.

Text und Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

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