Das glauben wir

Die Chance liegt im Kleinen

Redaktion am 27.05.2024

2024 05 27 pb alb puzzle Foto: shutterstock.com
Das Buch „Kleine Gemeinschaften“ von Schwester Carmen Tatschmurat beleuchtet eine fast vergessene Wirklichkeit: das Leben in kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften.

In einer Welt, die von Individualismus geprägt ist, scheint der Glaube immer weniger Platz zu finden. Die Kirche steckt in der Krise. Klöster in Mitteleuropa kämpfen mit großen Umbrüchen. Dort hinein beleuchtet das Buch „Kleine Gemeinschaften“ von Schwester Carmen Tatschmurat eine fast vergessene Wirklichkeit: das Leben in kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften.

Klei­ne klös­ter­li­che Zel­len gab es schon immer“, berich­tet Schwes­ter Car­men zu Beginn des Buches. Sie sind ein ganz eigen­stän­di­ges Modell geist­li­chen Lebens. Wir ver­bin­den sie nur all­zu leicht mit from­mem Ein­sied­ler­tum und längst ver­gan­ge­nen Zei­ten.“ Die Autorin hin­ge­gen ver­tritt eine ande­re Sicht: Dage­gen möch­te ich zei­gen, wie gut sie in unse­re Zeit pas­sen: klein, fle­xi­bel und hoch­spi­ri­tu­ell.“ Beson­ders in einer Zeit, die von Ver­än­de­rung und Ent­frem­dung geprägt ist, könn­ten klei­ne Gemein­schaf­ten nicht nur ein Gegen­mit­tel zu die­sen Ent­wick­lun­gen bie­ten, son­dern auch auf ihre stets eige­ne Wei­se ihr Umfeld posi­tiv prä­gen. So lädt Tat­sch­mu­rat die Leser ein, den Blick auf klei­ne klös­ter­li­che Wohn­ge­mein­schaf­ten in Euro­pa zu rich­ten, die auf viel­fäl­ti­ge Wei­se in Treue ihr geist­li­ches Leben gestalten. 

In den ein­zel­nen Kapi­teln stellt die Sozio­lo­gin und Bene­dik­ti­ne­rin neun bene­dik­t­i­ni­sche Gemein­schaf­ten in Deutsch­land, Öster­reich, der Schweiz und Tsche­chi­en vor, die bewusst als Cel­la, d.h. in klei­nen Grup­pen von ca. fünf Per­so­nen, zusam­men­le­ben. Dar­in sieht Schwes­ter Car­men eine gro­ße Chan­ce: Jedes Mit­glied ist voll ver­ant­wort­lich, es gibt kei­ne Nischen, in denen man sich ver­ste­cken kann. Und es gibt Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten. Die 1500 Jah­re alte Regel des hei­li­gen Bene­dikt kann neu aus­buch­sta­biert wer­den und ihre Kraft kann sich gegen­warts­be­zo­gen ent­fal­ten.“ Doch nicht nur die struk­tu­rel­len Aspek­te die­ser Gemein­schaf­ten wer­den im Buch ange­spro­chen, son­dern auch ihr spi­ri­tu­el­les Leben und ihre Anpas­sung an die ört­li­chen und per­so­nel­len Gegebenheiten.

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Carmen Tatschmurat: Kleine Gemeinschaften - Spirituelles Leben gemeinsam neu gestalten. Vier Türme Verlag, 22 Euro, ISBN 978-3-7365-0552-0

Ein zen­tra­les The­ma des Buches ist die viel­fäl­ti­ge Aus­prä­gung des klös­ter­li­chen Zusam­men­le­bens in klei­nen Grup­pen, wel­ches die Autorin in Inter­views mit den Schwes­tern und Brü­dern vor­stellt. Jede Grup­pie­rung – ob kurz oder län­ger bestehend – zeich­net sich durch Beson­der­hei­ten aus, wel­che in den Gesprä­chen und per­sön­li­chen Ein­drü­cken geschil­dert wer­den. Über­ein stim­men sie jedoch alle in einer Über­zeu­gung: Ich bin über­zeugt, dass es zukünf­tig mehr klei­ne Gemein­schaf­ten mit deut­lich unter zehn Mit­glie­dern geben wird, ja, dass das wohl die Zukunft der Klös­ter – zumin­dest in Euro­pa – sein wird“, so Schwes­ter Car­men. Vie­les kön­ne die Kir­che von heu­te von sol­chen klei­nen Gemein­schaf­ten ler­nen. So berich­tet Schwes­ter Anež­ka aus der Gemein­schaft der Bene­dik­ti­ne­rin­nen auf dem Wei­ßen Berg in Prag: Ich mer­ke, dass die klei­ne­re Gemein­schaft viel dyna­mi­scher lebt. Dass man eini­ges nicht nur schnel­ler erfah­ren kann, son­dern auch gege­be­nen­falls leich­ter ver­än­dern. Wir sind alle drei in einer Whats­App-Grup­pe, so wis­sen alle gleich, was kommt. Jede ist wirk­lich wich­tig. Wenn wir vier oder fünf sind, dann kann man sich wirk­lich so viel Zeit neh­men, dass jede gehört wird. Irgend­wie ist das offe­ner – wir suchen dann gemein­sam, was das Bes­te zu sein scheint. Das fin­de ich wichtig.“

Das Buch Klei­ne Gemein­schaf­ten“ ist nicht nur ein infor­ma­ti­ves Werk über alter­na­ti­ve klös­ter­li­che Lebens­for­men, es bie­tet viel­fäl­ti­ge Anre­gun­gen für alle, die nach neu­en Wegen des Zusam­men­le­bens suchen oder Impul­se mit in ihre Grup­pie­rung neh­men wol­len. Auch klei­ne Schmunz­ler“ bringt das Buch: Vor dem Resü­mee Tat­sch­mu­rats sind immer ein bis zwei Lieb­lings­re­zep­te der Gemein­schaft auf­ge­führt, die man zu Hau­se nach­ma­chen kann.

Das Werk regt zum Nach­den­ken über die Art und Wei­se an, wie wir leben und wie wir unse­re Bezie­hun­gen zu ande­ren und unse­re Spi­ri­tua­li­tät in einer Cel­la gestal­ten kön­nen. Mit einer lebens­na­hen und prak­tisch ori­en­tier­ten Dar­stel­lung zeigt Car­men Tat­sch­mu­rat auf, dass klös­ter­li­ches Leben viel­fäl­tig und inspi­rie­rend ist und wie klei­ne Gemein­schaf­ten viel Poten­zi­al für das klös­ter­li­che Leben der Zukunft haben.

Schmidt Susanne

Susanne Schmidt

Bischöfliche Pressesprecherin

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