Es gibt nichts, was es nicht gibt! – Dieser Spruch passt perfekt zu meinem „Nebenjob“: Wenn Gästegruppen mit dem Bus zu Bistumsblatt-Leserreisen aufbrechen, bin ich oft als Reisebegleitung mit dabei. Für mich ist das die schönste Aufgabe der Welt
Eins vorneweg: Urlaub ist das für mich nicht. Denn wie gesagt, es gibt nichts, was es nicht gibt, habe ich in zehn Jahren als Reisebegleitung gelernt. Erst bei der letzten Leserfahrt im Mai dieses Jahres nach Italien wollten wir in La Spezia in den Zug Richtung Cinque Terre steigen. Daraus wurde jedoch nichts. Wir marschierten zwar in La Spezia vom Busparkplatz zum Bahnhof – um dann dort zu sehen, dass es am Bahnhof brannte und kein Zug fuhr. Also nach einer ersten Schrecksekunde wieder zurück zum Bus und „Plan B“ angepeilt. Wie schön ist es am Abend, Bilanz zu ziehen, dass nach dem zwar dann etwas kürzeren Aufenthalt in den Cinque Terre doch alle Gäste zufrieden und begeistert von diesem herrlichen Ausflugsziel zum Hotel zurückkamen. Nach so einem spannenden Tag bin ich mir sicher: Als Reisebegleitung mit einer Gästegruppe unterwegs – das ist ein himmlisches Vergnügen!
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Erst recht, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist! Ich war mit Teilnehmern im Ausland schon oft in Apotheken, um vergessene Medikamente zu beschaffen, wir hatten unterwegs Allergien und Zahnarztbesuche. Und natürlich geht im Trubel einer Besichtigung oder Stadtführung auch mal jemand aus der Gruppe verloren. Spannend ist deshalb immer das Abzählen der Gäste vor der Weiterfahrt mit dem Bus – mein täglich Brot während der Fahrten: Alle wieder da? Keine Verluste? Dass noch jemand fehlt, kommt ja schon mal vor. Aber einmal habe ich vielleicht gestutzt, als ich nach der Besichtigung der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom beim Abzählen im Bus plötzlich auf zwei Reisegäste zuviel kam. Zwei Damen aus einem anderen bayerischen Reisebus hatten sich beim Einsteigen vertan und warteten nun in unserem Bus guter Dinge auf die Abfahrt. Gleichzeitig wurden in einem anderen bayerischen Reisebus ganz in unserer Nähe fieberhaft zwei fehlende Damen gesucht…
Langweilig wird es bei unseren Fahrten nie. Der Start einer Leserreise ist für mich jedes Mal wie eine Wundertüte: Man weiß vorher nie genau, was drin ist. Ganz sicher „drin“ sind aber immer die nettesten Gäste, die man sich vorstellen kann. Klar, dass es da nicht immer bierernst zugeht. Ein kleines Gespräch zwischen mir und einem Reisegast an einem Vormittag auf der Fahrt nach Lucca: Der Gast möchte vom Buskühlschrank ein spritziges Wasser holen. Ich sage ihm, dass wir gerade nur noch stilles Wasser haben, das findet er aber zu fad. Ich schlage ihm vor: „Dann musst halt ein Bier trinken!“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen! Und ein mitreisender Priester erheiterte bei der jüngsten Fahrt die Gruppe beim Reisesegen mit den Worten: „Als der Busfahrer auf der engen Straße unterwegs war, habt‘s alle gebetet. Jetzt kommt der Pfarrer, jetzt könnt’s wieder schlafen!“ Ja – wenn wir zur Leserreise starten, ist auch der Spaß mit an Bord.
Faszinierend ist es für mich zu beobachten, wie nach dem ersten „Beschnuppern“ die Gruppe schnell zusammenwächst und bald als eingefleischtes Team unterwegs ist. Wie einer auf den anderen schaut, vor allem auf diejenigen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Und so planen die Teilnehmer – mit den schönen neuen Eindrücken im Kopf – auf der Heimreise oft schon wieder die nächste Fahrt. Dann hoffe ich immer, dass ich auch wieder mit an Bord bin und die Gäste im Bus zur Tour begrüßen darf. Denn nach der Reise ist vor der Reise…
Ursula Friedenberger
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Anita Ganczer
Mediaberaterin