Ramsdorf. Witze haben oft einen hohen Wahrheitsgehalt. Etwa wenn jener erzählt wird: Ein Busfahrer und ein Pfarrer kommen in den Himmel. Petrus lässt den Busfahrer eintreten, der Pfarrer muss draußen warten. „Wieso wird der Fahrer bevorzugt?“, fragt der Pfarrer. Petrus erklärt: „Bei deinen Predigten haben die Leute geschlafen, aber bei seinen Fahrten haben alle im Bus gebetet.“
Nun, im Falle von Max Lindner, Busfahrer aus Ramsdorf (bei Osterhofen), trifft dieser Witz rein gar nicht zu. Zum einen ist der 84-Jährige – Gott sei Dank – noch unter den Lebenden; zum anderen ist er fünf Millionen Kilometer mit dem Bus kreuz und quer durch Europa gefahren – unfallfrei. Bei ihm konnte man also ruhigen Gewissens einsteigen. Gebetet wurde trotzdem, denn: Max Lindner war nicht nur Chauffeur, sondern auch Pilgerführer, quasi seelsorgerisch unterwegs. Und in dieser Funktion ist er 60 Mal in den südfranzösischen Marienwallfahrtsort Lourdes gefahren. Motto: „Das ganze Leben ist eine Wallfahrt.“
„„Kranke in Lourdes, soweit das Auge reicht. Sie alle erbitten Hilfe, hoffen vielleicht sogar auf ein Wunder. Auch wir brauchen manchmal Hilfe. Wir beten. Und? Alles ist, wie es war und doch ist alles anders, denn in der Stille eines Gebetes tut sich Gewaltiges, auch wenn wir es nicht bemerken. Hat sich im Rückblick in unserem Leben nicht so manches gefügt, obwohl wir es nicht bemerkt haben? Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesu … der uns zu Gott hinführen möge.“”
Das Wallerfinger Busunternehmen Haberl hatte mit ihm über all die Jahrzehnte eine sichere Bank. Die gesundheitlichen Voraussetzungen, um sich hinter das Steuer eines Reisebusses setzen zu dürfen, hätte Max Lindner noch heute; er sprüht vor Leben. Vor zwei Jahren, im sogenannten Ruhestand, übernahm er das Mesneramt in Ramsdorf St. Martin.
Reiseleitung ist nicht gleich Reiseleitung. Er betete mit den Wallfahrern selbstverfasste Texte, bodenständig, geerdet, von einem langen Lebensweg heraus gewachsen. In den Worten Max Lindners liest sich das so: „Kranke in Lourdes, soweit das Auge reicht. Sie alle erbitten Hilfe, hoffen vielleicht sogar auf ein Wunder. Auch wir brauchen manchmal Hilfe. Wir beten. Und? Alles ist, wie es war und doch ist alles anders, denn in der Stille eines Gebetes tut sich Gewaltiges, auch wenn wir es nicht bemerken. Hat sich im Rückblick in unserem Leben nicht so manches gefügt, obwohl wir es nicht bemerkt haben? Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesu … der uns zu Gott hinführen möge.“
Aus Max Lindner wäre wohl auch ein guter Pfarrer geworden. Kein Wunder. Als ein Priester aus dem Allgäu in Lourdes die Worte des niederbayerischen Pilgerführers hörte, sagt dieser zu ihm spontan: „Mein lieber Mitbruder! Gerne lade ich dich ein, mit mir morgen zu konzelebrieren.“ Selbstredend, dass sich Max Lindner nicht mit fremden Federn schmückte und die Sache aufklärte – obwohl er auch ein halber Seelsorger ist. Frei von der Leber weg erzählt der gläubige Mann über sein innerstes Anliegen: „Mir geht es nicht darum, den Rosenkranz herunterzuleiern, sondern den Lourdes-Wallfahrern die Muttergottes als Menschen nahezubringen.“ Er setzt auf eine gesunde Frömmigkeit. Max Lindner: „Ich habe keine Wunder erlebt, auch die Muttergottes ist mir nicht erschienen. Und doch hat mir Lourdes soviel für mein Leben gegeben.“
Auf den Straßen dieser Welt ist er als Chauffeur nicht mehr unterwegs, jedoch noch als Reiseleiter. Im Herbst soll es wieder nach Lourdes gehen. Obwohl er Europa wie seine Westentasche kennt – nach Santiago de Compostela führte ihn sein Lebensweg noch nicht. Max Lindner: „Das ist ein später Traum von mir, aber da kimm i no hi.“