Heiß war es an diesem Dienstag. Rund 30 Grad zeigte das Thermometer an. Das ist deshalb erwähnenswert, weil all die Leute bei diesen Temperaturen an diesem Feiertag gut und gerne auch das Freibad hätten besuchen können, aber doch lieber zur Muttergottes kamen. Und es war nicht ungewöhnlich: „Fast immer, wenn in Altötting die Muttergottes gefeiert wird, dann strahlt der Himmel“, stellte Bischof Stefan Oster fest.
Den Himmel, zu dem Maria aufgefahren ist, sollten wir uns jedoch eher als „einen anderen Zustand“ denken, erklärte Bischof Oster: „Auf geheimnisvolle Weise ist Gott immer da und trägt diese Wirklichkeit.“ Wer einen Blick hinter diesen Vorhang sehen und Gott näher sein wolle, der sollte am besten auf die Muttergottes achten.
Über Maria, die als „die allerschönste aller Frauen“ bezeichnet wird, sprach Bischof Oster in seiner Predigt. Nicht um äußerliche Schönheit ging es ihm dabei, sondern um das richtige „Verhältnis von innerer und äußerer Schönheit“ – letzteres vor allem auch im „religiösen Vollzug“, der im Christentum nicht selten auch „heuchlerisch“ sein könne, wenn Gläubige nicht das meinen, was sie sagen, beten und singen. Auch zur schwierigen Situation der Kirche heute äußerte sich Bischof Oster. Vor allem die Missbrauchskrise habe „in das Herz der Kirche“ eingeschlagen „wie eine Atombombe“. Dennoch rief er die Zuhörer dazu auf, selbstbewusst zu „sagen, wem wir gehören“.
Wen der Bischof damit meinte, erklärte er mit Verweis auf den ersten Satz der ersten Tageslesung „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet und in seinem Tempel wurde die Lade seines Bundes sichtbar“ (vgl. Offb 11,19A): „Maria ist die lebendige Bundeslade.“ Sie habe Jesus, „das Wort Gottes, das lebendige Manna (Himmelsbrot), den ewigen Hohepriester“, empfangen, „der nichts anderes will, als dass jeder von uns im Herzen schöner wird“. Wie wahre Schönheit aus einfachen Menschen ausstrahlen könne, habe er selbst bei Begegnungen mit etwa Mutter Teresa oder dem Taizé-Gründer Frère Roger erfahren, erzählte der Bischof und fügte an dieser Stelle hinzu: „In uns allen hat der Himmel schon angefangen.“ Und: „Wir alle sind berufen zur Schönheit des Himmels.“
Mariä Himmelfahrt in Altötting – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Dass der Blick auf Maria uns „das Gute und Schöne dieser Welt zeigt“, betonte auch Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl in seiner Predigt bei der Vorabendmesse zum Festtag am 14. August. Der Festtag Mariä Himmelfahrt spiegle das Ziel menschlichen Sehnens – ein Leben in Fülle in himmlischer Herrlichkeit – wider. Die Lichterprozession mit dem Gnadenbild inmitten der Gläubigen sei Symbol für dieses Ziel. Denn Maria sei nicht nur unsere Fürsprecherin, sondern auch „Zeichen der Hoffnung, der Versöhnung und für Frieden“. Die Gottesmutter sei „Wegweiserin echten Menschseins, so wie Gott uns will“, betonte Prälat Metzl. Um den Weg zu Gott und zu uns selbst zu finden, brauche es jedoch die „Bereitschaft zum Aufbruch, zum Neuanfang und zur Umkehr“.
Mariä Himmelfahrt in Altötting – Impressionen von der Lichterprozession am Vorabend
Fotos: Roswitha Dorfner
Zu Beginn des Pontifikalgottesdienstes, den Kapellchor und Orchester unter der Leitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes mit Joseph Haydns Nicolai-Messe in G‑Dur beeindruckend gestalteten, hatte der stellvertretende Wallfahrtsrektor Kapuzinerpater Marinus Parzinger die zahlreichen Besucher begrüßt, u.a. mehrere Wallfahrtsgruppen, Vereine und Fahnenabordnungen sowie zahlreiche Priester und Diakone, darunter auch Wallfahrtsrektor Prälat Metzl. Außerdem begrüßte Br. Marinus Gäste aus dem öffentlichen Leben, darunter MdB Stephan Mayer, MdL und CSU-Generalsekretär Martin Huber, Bezirksrätin Gisela Kriegl, Altöttings Bürgermeister Stephan Antwerpen, 2. Bürgermeisterin Christine Burghart, Stadträte, Pfarrgemeinderäte und deren Vorsitzende Luise Hell sowie den Präfekten der Marianischen Männerkongregation, Stefan Burghart.
Die Festmesse am Vorabend war mit Orgel und von der Altöttinger Hofmusik musikalisch gestaltet worden. Zuvor hatte ein Rosenkranz in der Gnadenkapelle stattgefunden, ehe das Gnadenbild feierlich in die St. Anna Basilika übertragen wurde. Nach dem Gottesdienst mit Bischof Oster am Festtag selbst wurde das Gnadenbild wieder feierlich zurück übertragen. Nachmittags fand in der Stiftspfarrkirche mit Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Metzl eine Marienvesper mit anschließendem Ave am Gnadenaltar statt; für die musikalische Gestaltung sorgte die Schola Autingensis. Die beiden Festgottesdienste wurden auch für die Zuschauer zuhause via K‑TV übertragen.
Michael Glaß
Redakteur